Im Banne des stuermischen Eroberers
wusste, den die Burgherrin führte. Wie es aussah, waren seine Männer sowie Lord Templetun die einzigen Ahnungslosen.
Vermutlich hätte Hethe dankbar dafür sein sollen, dass wenigstens ihnen die schmachvolle Tatsache verborgen blieb, wie unerwünscht er als Bräutigam war. Besonders dankbar fühlte er sich jetzt gerade allerdings nicht.
Die Kammerfrau seiner Gemahlin trat als Letzte ein. Ducky. An einem Arm hing ein Korb voller Flaschen und Phiolen. Hethe winkte sie näher, nahm ihr den Korb ab und bedachte sie mit einem sengenden Blick. Ducky war nicht dumm. Sie verstand den stummen Befehl sehr wohl, sah ihre Herrin bang und um Verzeihung heischend an, dann floh sie aus dem Gemach und zog die Tür hinter sich und der letzten entschwindenden Magd zu. Hethe und seine Gemahlin waren allein.
Nun richtete er seinen wütenden Blick auf sie, doch offenbar war sie nicht so helle wie diese Ducky. Entweder das, oder sie tat absichtlich so, als sei sie schwer von Begriff.
„Was ist?“, erkundigte sie sich mit fragend gehobenen Brauen und Unschuldsmiene.
„Macht, dass Ihr ins Bad kommt!“, wies er sie an.
Kurz zauderte sie, ehe sie wohl entschied, nicht offen aufzubegehren. Sie wickelte sich in das Fell, sodass dieses wie eine wenig elegante Toga wirkte, und erhob sich zögerlich vom Bett. Das Kinn gereckt, durchquerte sie die Kammer, wobei sie einen Bogen schlug, um möglichst nahe an Hethe vorbeizukommen.
Fast hätte er gewimmert, als die unsichtbare stinkende Wolke ihn umhüllte, die sie umgab. Sein Magen hob sich bedrohlich. Hethe schloss die Augen und bemühte sich mit aller Macht, das Wenige bei sich zu behalten, das er noch im Bauch hatte. Der grässliche Geruch und der Knoblauch, der sein Gedärm ohnehin schon durcheinandergebracht hatte, verbanden sich zu einer niederträchtigen Mischung.
Die üblen Ausdünstungen verflüchtigten sich allmählich. Hethe öffnete die Augen und sah erleichtert, dass seine Gemahlin vor dem Bottich stand. Anstatt jedoch das Fell fallen zu lassen und ins Wasser zu steigen, trat sie von einem Fuß auf den anderen. Er fragte sich, weshalb sie zögerte, bis sie das Fell schließlich ein wenig auseinanderschlug und abermals innehielt, um Hethe über die Schulter einen unglücklichen Blick zuzuwerfen. Da ging ihm auf, dass sie sich nicht vor ihm entblößen mochte.
Das überraschte ihn nicht. Zwar waren sie verheiratet, aber dennoch waren sie einander fremd. Es hätte ihn verwundert, hätte sie keine Scheu gezeigt. Wäre dies eine normale Hochzeitsnacht gewesen und sie eine normale schüchterne, unschuldige junge Braut, hätte er ihr vielleicht einen Moment der Ungestörtheit gewährt - zumindest, bis sie entkleidet und im Wasser gewesen wäre. Doch dies war alles andere als eine normale Hochzeitsnacht, und Lady Helen war alles andere als eine normale schüchterne und unschuldige Braut. Der Herr allein wusste, was ihr alles in den Sinn kommen mochte, während Hethe ihr den Rücken zuwandte. Das würde er gewiss nicht tun.
„Hinein!“, blaffte er.
Lady Helens Augen wurden schmal vor hilflosem Zorn. Dann drehte sie sich um, straffte entschlossen die Schultern und ließ das Fell an sich hinabgleiten. Hethe verzog erheitert den Mund, als er rosafarbene Haut erspähte, ehe sie im Wasser Zuflucht suchte. Er hätte schwören können, dass sie untergetaucht war, noch ehe das Fell die Binsen berührte. Sie zog die Knie an und schlang grimmig die Arme darum. Es war die wohl sittsamste Haltung, die man in einem Bad einnehmen konnte.
Obwohl sie pfeilschnell gewesen war, hatte Hethe einen erregenden Blick auf ihre wohlgeformten Beine und ihr Gesäß erhaschen können. Vermutlich hätte er den Anblick mehr zu schätzen gewusst, wenn sein Magen nicht derart in Aufruhr gewesen wäre. So aber bemerkte er lediglich, dass ihr Hintern ebenso wohlgerundet war wie ihr Busen. Das gefiel ihm. Er riss sich zusammen und durchstöberte den Korb, den Ducky gebracht hatte. Sie hatte seine Anweisung ernst genommen und alles herangeschafft, das sich als wohlriechend bezeichnen ließ. Für gewöhnlich zum Würzen verwendete Kräuter lagen zwischen den getrockneten Blütenblättern diverser Blumen. Auch verschiedene Öle und Tinkturen befanden sich unter den Dingen. Hethe öffnete ein paar Flaschen und schnupperte misstrauisch am Inhalt.
Alles roch recht angenehm. Allerdings hätte im Vergleich zu seiner Gemahlin derzeit selbst Kuhdung himmlisch geduftet. Der Gedanke ließ ihn aufschauen und ihrem
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