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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Misshandlung Eurer Untergebenen niemals gutheißen würdet, schreibt sie weiter.“
    „Ah“, sagte Templetun abermals und unterdrückte ein Grinsen ob des höhnischen Tonfalls, mit dem sein König die hohe Frauenstimme nachgeahmt hatte. „Und Lord Holden?“
    Henry lachte kurz auf. „Er teilt mir mit, dass Lady Tiernay eine alte Gewitterziege sei, die ihre Nase in alles stecke, was sie nichts angehe, und ihm das Leben zur Hölle mache.“
    „Hm.“ Der neue Kastellan schwieg einen Moment. „Ist Lord Holdens Frau nicht vor einiger Zeit gestorben?“
    „Aye, vor zehn Jahren im Kindbett. Seitdem ist Lord Holden mein eifrigster Mann an der Waffe. Stets kampfbereit, stets für mich unterwegs. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn täte.“
    „Und ist nicht auch Lady Tiernays Gemahl vor vier oder fünf Jahren verblichen?“
    „Wie bitte?“ Henry blickte verwirrt drein, ehe sich seine Miene aufhellte. „Oh, nay, das war ihr Vater. Lady Tiernay ist nicht vermählt und war es auch nie. Ihr Vater hat es verabsäumt, dies vor seinem Tod zu veranlassen.“
    „So ist sie im heiratsfähigen Alter?“
    „Oh, weit darüber hinaus, fürchte ich. Augenblick, sie müsste jetzt...“ Henry brach ab und rechnete nach. „Sie müsste jetzt um die zwanzig sein.“ Stöhnend trat er zum Thron und stützte sich darauf ab. „Und da haben wir auch gleich das nächste Problem -ich werde sie bald verheiraten müssen. Wo, in drei Teufels Namen, soll ich für eine Ränkeschmiedin wie sie nur einen Gemahl auftreiben?“ Wieder schritt er ruhelos auf und ab.
    „Womöglich habt Ihr bereits einen, Euer Gnaden“, wandte Templetun zögerlich ein. Als der König sich abrupt zu ihm umdrehte, zuckte er mit den Schultern. „Vielleicht sollte Lord Holden sie ehelichen. Damit wären beide Probleme auf einmal gelöst. Lady Tiernay wäre vermählt, und die zwei könnten ihren Hader unter sich ausmachen.“
    „Es würde keine Woche dauern, bis sie sich gegenseitig an die Gurgel gingen!“, prophezeite Henry verärgert.
    „Gut möglich.“ Templetun legte eine vielsagende Pause ein. „Aber auch damit wären beide Probleme aus der Welt geschafft, nicht wahr?“
    Henry betrachtete ihn mit unverhohlener Bewunderung. „Verflucht, Templetun“, raunte er. „Welch Niedertracht.“ Aufgeregt eilte er zu seinem Thron und ließ sich darauf nieder. „Ihr werdet in meinem Namen zwei Schreiben aufsetzen ... und sie persönlich überbringen!“ Er musterte den Kastellan, ein gefährliches Funkeln in den Augen. „Und, Templetun“, fügte er an. „Wagt es nicht, mich zu enttäuschen.“

1. Kapitel
    Niemand war überraschter als Helen selbst, als sie nach dem Ball trat. Dabei war sie auf dem Weg über den Burghof nur kurz stehen geblieben, um den Kindern zuzuschauen. Plötzlich war der Ball auf sie zugerollt, und spontan hatte sie ihm einen Tritt verpasst - was sich als Fehler erwies.
    Goliath, der sich wie stets gehorsam an ihrer Seite gehalten hatte, wertete die Geste als Aufforderung zum Spielen. Wie der Wind schoss er ausgelassen bellend hinter dem Ball her. Helen rief ihn zurück, aber ihre Stimme ging in dem Kreischen der Kinder unter, die ihrerseits dem riesigen Wolfshund nachsetzten. Natürlich erreichte der Hund den Ball zuerst. Da er leider die Spielregeln nicht beherrschte und darüber hinaus ein Jagdhund war, brachte er den Ball nicht brav zurück. Stattdessen nahm er ihn zwischen die kräftigen Kiefer und beutelte ihn.
    Helen war zu weit weg, um das Material reißen zu hören, doch eben dies musste geschehen sein, denn um Goliath herum stoben plötzlich Federn auf. Glücklich darüber, seine Beute erlegt zu haben, trottete der Hund durch die aufgebrachte Kinderschar und ließ seiner Herrin den zerstörten Ball vor die Füße fallen. Dann legte er sich hin und bettete die Schnauze zufrieden auf die Vorderpfoten. Ein Abbild männlicher Selbstgefälligkeit, fand Helen. Kopfschüttelnd bückte sie sich nach den Überresten des Spielzeugs und begutachtete sie.
    „Mylady?“
    Sie hob den Blick vom Ball, der feucht vom Hundegeifer war, und schaute die beiden Frauen an, die neben ihr erschienen waren. „Aye?“
    „Das ist Maggie“, sagte Ducky leise. Ducky war Helens Kammerfrau und Vertraute. Sie wäre mit dieser Maggie nicht zu ihr gekommen, wenn den beiden nicht etwas auf dem Herzen gelegen hätte. Helen musterte die warzige, aber gutmütig dreinblickende Alte und kam zu dem Schluss, dass ihr gefiel, was sie sah.
    „Sei gegrüßt, Maggie.“

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