Im Banne des stuermischen Eroberers
endlich hinter sich bringen. Es war genauso, wie darauf zu warten, dass einem eine Wunde genäht oder ein Zahn gezogen wurde.
Ein Geräusch von der Tür her warnte sie, dass Lord Holden zurück war. Rasch ließ Helen sich aufs Bett zurückfallen. Sie hörte, wie die Tür sich öffnete, schaute jedoch nicht auf. Wenn sie sich einredete, dass sie gar nicht hier war und dies alles nicht geschah ...
„Heiliger Jesus!“, rief sie jäh und rappelte sich auf, als eine maskierte Gestalt vor ihr auftauchte.
„Ich bin es, Lord Hethe“, sagte die Gestalt. Die Stimme wurde, wie Helen erkannte, von einem Leinentuch gedämpft, das sich die Gestalt um den Kopf gebunden hatte.
Helen starrte ihn nur sprachlos an. Er konnte doch unmöglich diesen Lappen tragen, während er ... Großer Gott, doch, er konnte. Sie biss sich auf die Lippe und ließ den Kopf sinken.
„Das war Stephens Idee“, erklärte er, band seine Hosen auf und machte sich daran, sie auszuziehen. „So sollte Euer Geruch mich nicht daran hindern, Euch zu ... Ihr zittert ja. Eure Schultern beben. Habt keine Angst, ich werde Euch nicht wehtun.“
Was ihren Leib in Wahrheit schüttelte, war fassungsloses Lachen und nicht etwa Angst. Es gelang Helen jedoch, das Lachen zu unterdrücken. Sie hob den Kopf. Das Erste, was sie erblickte, war seine Männlichkeit, und diese übte eine verheerende Wirkung auf Helens Selbstbeherrschung aus. Den ganzen Tag über hatte sie das, was sie nun vor sich sah, zu Tode geängstigt. Daher war sie fast enttäuscht, als sie nun das verschrumpelte Stück Fleisch bemerkte, das ihm zwischen den Beinen baumelte. Sie hatte etwas Riesenhaftes, Erschreckendes erwartet. Nicht aber ... War dies wirklich das große Schwein? Das da sollte ihr Schaden zufügen? „Verflixt unwahrscheinlich“, murmelte sie, ehe sie losprustete.
Als sie Lord Holdens waidwunden Blick sah, versuchte sie sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Doch Anspannung und Beklommenheit hatten sie zu lange in den Klauen gehabt, sodass sie nun nicht länger an sich halten konnte.
„Tut mir leid. Wirklich“, brachte sie keuchend heraus, so aufrichtig sie es eben vermochte, während sie Tränen lachte. „Es ist nur, dass Ihr ...“ Seufzend brach sie ab, als er sich die Hosen hochzog und sich so abrupt wie empört vom Bett abwandte.
13. Kapitel
Hethe stürzte an den Kamin. Er brachte es einfach nicht fertig. Wie sollte er es schaffen, wenn ihm dabei ihr Gelächter in den Ohren hallte? Und bei diesem Gestank? Ganz zu schweigen von dem verdammten Ausschlag. Jedes Mal, wenn er die rotfleckige Haut sah, wurde er von Schuldgefühlen übermannt - und von Wut. Beides wirkte sich verhängnisvoll auf seine Lanze aus; ein Problem, das ihm nie zuvor begegnet war.
Vor dem Feuer blieb er stehen, drehte sich um und musterte seine Gemahlin. Halb erwartete er, sie schadenfroh und voll des Triumphs zu sehen, weil sie den Vollzug der Ehe abermals verhindert hatte. Stattdessen aber blickte sie geknickt drein. Ihr Lachen war verstummt. Verloren saß sie auf dem Bett und kräuselte die Nase ob ihres eigenen Geruchs. Sie hatte die Hände im Schoß geballt - vermutlich, um sich nicht die vom tiefroten Ausschlag überzogene Haut zu kratzen. Aus irgendeinem Grunde gemahnte ihn ihre unmutig gerunzelte Stirn an die alte Hexe Maggie. Und damit auch an den Umstand, dass er dem Rätsel um die Lügen bislang nicht nachgegangen war.
Seufzend sank er auf einen der Sessel am Feuer und sann über die alte Frau und ihre Anschuldigungen nach. Sie behauptete, von Holden zu sein, aber er erinnerte sich nicht an sie. Das hieß nicht viel, denn er war ja nur selten hier. Woran er sich sehr wohl entsann, waren ihre bitteren Klagen, er lasse die Heimstatt alter Frauen niederbrennen.
Seine Miene verfinsterte sich, und die innere Ruhelosigkeit trieb ihn von seinem Platz hoch. Er schritt zur Tür, zog sie auf und wollte auf den Gang hinaus, wurde jedoch von Templetun aufgehalten, der jäh aus dem Schatten trat. Dieses Mal war der alte Mann ihm nach oben gefolgt und wollte gerade zu einer Predigt ansetzen, was Hethe jedoch im Keim erstickte.
„Macht Euch lieber nützlich, Mann. Lasst Wein heraufkommen.“ Hethe warf seiner Gemahlin einen Blick zu. „Habt Ihr schon gegessen?“, fragte er sie.
Überrascht sah Lady Helen ihn an. Argwöhnisch zögerte sie mit einer Antwort, schüttelte dann jedoch den Kopf.
Hethe nickte Templetun zu. „Schickt auch etwas zu essen herauf.“
Der königliche Gesandte wirkte ein
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