Im Bannkreis Des Mondes
sie glaubte, dass er heulte.
Sie konnte es nicht hören, deshalb war sie nicht sicher. Aber was es auch war, in ihr erwachte der geheime Wunsch, an dieser Handlung teilzuhaben. Ohne darüber nachzudenken, legte sie eine Hand auf seine Brust, um in ihren Fingerspitzen die Vibrationen des Lauts zu spüren. Sie hatte richtig vermutet. Er stieß ein Heulen aus.
Wie ein Wolf.
Und sie glaubte, die anderen taten es ihm nach, die Köpfe weit nach hinten gelegt, die Arme ausgestreckt und die Handflächen nach oben gewandt. Abigail spürte, wie die Luft von dem kollektiven Heulen zu vibrieren begann. Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf, und auf ihren nackten Gliedmaßen bildete sich eine Gänsehaut.
So plötzlich, wie er begonnen hatte, verstummte Talorc. Die Männer senkten die Arme, und Abigail spürte, dass auch sie nicht länger heulten. Einer nach dem anderen kamen sie zu Talorc und ihr. Jeder Mann ließ sich neben ihnen auf die Knie nieder und sprach in Chrechte einen Schwur, ehe er den Kopf neigte und die Höhle verließ.
Als sie und Talorc wieder allein waren, ließ er ihre Hand los. Mit beiden Händen umschloss er ihr Gesicht. »Du bist jetzt keine Engländerin mehr.«
»Bin ich nicht?« Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Das hier jedenfalls nicht.
»Du bist mein Eheweib. Mit dem Rudelführer der Chrechte verbunden durch ein uraltes und wahrhaftiges Ritual. Meine Gefährtin.«
Sie verstand nicht so genau, warum er von seinem Clan als Rudel sprach. Zweifellos war es wieder eine Eigenart der Highlander, an die sie sich allmählich gewöhnen musste. Trotzdem: Wenn dieser Ritus ihr einen anderen Platz in seinem Leben einräumte als den der ungewollten englischen Braut , dann war sie dankbar dafür.
»Ich werde mein Bestes geben, um der Ehre gerecht zu werden, die du mir hast zuteil werden lassen.« Sie war nicht sicher, warum sie das sagte. Es war ihr Gefühl, dass ihr sagte, dass es richtig sei.
Sein aufrichtiges, zufriedenes Lächeln gab ihr recht.
Dann küsste er sie. Zuerst war die Liebkosung seiner Lippen wie der Hauch von Schmetterlingsflügeln, die sanfte Berührung stand im Widerspruch zu der Kraft, von der Abigail wusste, dass sie in ihrem kriegerischen Mann lauerte. Ihre Reaktion war jedenfalls alles andere als sanft. Allein dieses Streicheln seiner Lippen entfachte die Leidenschaft in ihr, die während der Chrechtezeremonie nur geschlummert hatte.
Es ließ in ihr den Wunsch erwachen, die Dinge zu erfahren, die er ihr versprochen hatte. Sie ersehnte die Leidenschaft, die er ihr in den vergangenen beiden Nächten im Zelt gezeigt hatte.
Sie legte die Hände auf seine Brust und spürte die harten Muskeln unter ihren Fingern. Er atmete heftiger. Sein Herz schlug stark und schnell. Und Abigail war jeder noch so kleine Beweis willkommen, dass er sie genauso gerne küsste wie sie ihn.
Dieses Wissen erfüllte sie mit einer drängenden und einzigartigen Lust.
Hier und jetzt konnte und wollte sie eine normale Frau sein. Eine vollständige Frau. Sein Engel. Dass sie taub war, spielte keine Rolle, weil ihre Lippen zu sehr damit beschäftigt waren, nicht zu sprechen.
Abigail wusste nicht, wie lange sie sich küssten. Aber sein Kuss wurde fordernder, bis kein Zweifel mehr bestand, dass sie sich ihm ganz und gar ergeben musste. Und sie gab ihm, wonach ihm verlangte. Sie wollte nichts sehnlicher, als endlich zu erfahren, was es bedeutete, die Frau dieses mächtigen Lairds zu sein. Zumindest für diese eine Nacht.
Kapitel 8
A bigails Atem ging flacher, und sie sah winzige Sterne, als sie die Augen fest geschlossen hielt.
Irgendwie gelang es Talorc, sie auf den Rücken zu drehen, ohne seine Hände von ihrem Gesicht zu lösen, das er zärtlich umfasst hielt.
Sein Mund legte sich auf ihren. Der Kuss war fordernd, seine Zunge erforschte sie, während ihre Körper sich instinktiv aneinanderschmiegten. Ein Knurren stieg in seiner Brust auf, als er ihren Mund mit seiner wilden Kraft eroberte. Er nahm ihre Unterlippe zwischen die Zähne und knabberte daran. Es war nicht so heftig, dass Abigail Blut schmeckte, aber sie wusste instinktiv, dass sie nicht zurückweichen durfte.
Ihr Verstand ertrank in den Empfindungen. Sie verspürte nicht im Geringsten den Wunsch, sich von Talorc zu lösen. Heftig, fast gierig erwiderte sie seine Küsse, knabberte an seinen Lippen und ließ ihre Zunge mit seiner ringen, um die Intensität des Kusses noch zu steigern. Zum ersten Mal intensivierte der Kokon aus Stille,
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