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Im Bannkreis Des Mondes

Im Bannkreis Des Mondes

Titel: Im Bannkreis Des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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als wollte er im nächsten Moment explodieren, aber dann kniff er den Mund zusammen und drehte sich auf dem Absatz um. Ohne ein Wort ging er. Guaires grüne Augen waren schmerzerfüllt, als der andere Soldat davonstapfte.
    Der ältere Krieger stand auf. »Ich vermute, Ihr seid jetzt zufrieden, weil Ihr schon am ersten Morgen Zwietracht säen konntet«, sagte er zu Abigail, ehe er ebenfalls davonstiefelte.
    »Der hat vielleicht ein Temperament«, meinte Una.
    »Meinst du den älteren Mann?«, fragte Abigail.
    »Ach, Osgard kann auch so ziemlich unhöflich sein. Meine Mutter sagt, er ist nicht mehr derselbe, seit er seine Frau und seinen Sohn beim Angriff der Engländer verloren hat.« Una seufzte und schüttelte den Kopf. »Aber ich sprach eigentlich von Niall. Er hält sich bei dir immer zurück, Guaire. Du kannst dich glücklich schätzen, dass er dich als seinen Freund betrachtet.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Abigail. Sie glaubte, Una übertreibe. Niall war kein Wüterich. Sie fand ihn liebenswürdig.
    »Wenn ein anderer Soldat etwas Derartiges Niall gegenüber äußert, hätte er im nächsten Moment flach auf dem Boden gelegen und ein Messer dort gespürt, wo kein Mann ein Messer spüren möchte.«
    »Sag so etwas nicht.«
    Guaire seufzte. »Es stimmt. Aber er hat sich bei mir nicht zurückgehalten, weil wir gute Freunde sind.« Er wirkte in diesem Augenblick schrecklich deprimiert. »Wir sind sogar weit davon entfernt, Freunde zu sein.«
    »Warum hält er sich sonst zurück?«, fragte Abigail neugierig.
    »Er denkt, ich bin zu schwach, um sich mit mir abzugeben.«
    »Unsinn. Du bist zwar nicht so groß wie einige unserer Chrechtekrieger, aber du bist doch kein Schwächling, Guaire. Du benutzt eher deinen Verstand, um unserem Laird zu dienen. Aber du hast nie deine Kampfübungen vernachlässigt. Ich würde mein Leben in deine Hände legen …« Una zwinkerte dem rothaarigen Mann zu. »Zumindest, wenn ich nicht mit meinem Backbrett schon so manche Köpfe eingeschlagen hätte.«
    Abigail lächelte, während die beiden lachten. Guaires Lachen wirkte auf sie eher gequält.
    An diesem Morgen begann eine neue Zeitrechnung in ihrer Beziehung zu der Witwe, die alles Englische verabscheute. Una teilte Abigail mit, dass der Laird ihr die anfängliche Beleidigung seiner Lady vergeben habe, nachdem er sie ordentlich heruntergeputzt hatte. Er erwartete jetzt wohl von ihr, dass sie Abigail half, ihren Platz im Clan zu finden. Das hatte Una nicht besonders überrascht.
    Aber Abigail freute sich, weil ihr Mann ihr zuhörte und der Frau eine zweite Chance gewährte. Sie hoffte, dass er auch die anderen Clanmitglieder nicht zu hart beurteilte, solange sie sich an Abigails Anwesenheit erst noch gewöhnen mussten.
    Una schien sich dieses Mal die Anweisungen ihres Lairds zu Herzen zu nehmen. Sie verbrachte die nächsten Tage damit, Abigail mit den häuslichen Pflichten vertraut zu machen, die die Festung mit sich brachte. Abigails Vorschläge für die Mahlzeiten und erste kleine Veränderungen in der großen Halle wurden ohne Groll angenommen und umgesetzt. Schon bald musste sie aber feststellen, dass manches, das in der Burg ihres Vaters anders gehandhabt worden war, sich hier nicht umsetzen ließ.
    Eine Sache, auf der sie nach wie vor bestand, war die Einladung aller Clansleute und ihrer Familien an den Tisch ihres Lairds. Reihum sollten sie mit ihm speisen dürfen. Talorc merkte rasch, wie sich jeden Abend andere Clanmitglieder zu den Nachtmählern an seiner langen Tafel zu ihm gesellten. Statt deswegen wütend zu werden, dankte er Abigail, weil sie sich so viele Gedanken machte. Er bemühte sich, mit jedem seiner abendlichen Gäste ein paar Sätze zu wechseln.
    Während ihr Mann seine Streitkräfte in den unterschiedlichen Waffentechniken unterwies und den Ausbau der in Abigails Augen bereits imposanten Festung überwachte, half Guaire ihr, sich mit den verschiedenen Handwerkszweigen in der Burg vertraut zu machen. Zum Besitz der Sinclairs gehörten nicht nur mehrere Schafherden, deren Wolle sie für den eigenen Bedarf nutzten, sondern sie produzierten auch Waren für den Handel mit anderen Clans.
    Der Schmied und seine beiden Gesellen boten ihre Dienste auch den anderen Clans an, und Guaire prahlte damit, dass manche Gälen sogar aus Irland herkamen, um die Waffen zu erwerben, die Magnus herstellte. Auch wenn der Laird nicht in einem anständigen Bett schlief, verfügte die Burg sogar über einen Zimmermann, dessen Sohn

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