Im Bannkreis Des Mondes
als habe sie sich gerade erst gekämmt. Sie hatte eine ihrer bestickten Blusen mit dem Plaid kombiniert. Die Erkenntnis, sie könne sich für ihn so hübsch gemacht haben, berührte ihn.
Zumindest hoffte er, sie habe diesen Aufwand für ihn betrieben.
Er blickte an sich herunter. Sein Plaid war mit winzigen Blutspritzern übersät, weil er das Wildschwein durch den Wald geschleppt hatte. In Gedanken zuckte er mit den Schultern. Er war keine Frau, die sich den ganzen Tag um ihr Aussehen sorgen konnte. Aber vielleicht hätte er zumindest den Schweiß seiner langen Wanderung abwaschen können, ehe er sich zu ihnen gesellte.
Jetzt war es zu spät. Er schritt zur Tafel und richtete seine Aufmerksamkeit auf sein Weib.
Sie sah nicht in seine Richtung und wirkte ein wenig verzweifelt. Er runzelte die Stirn und belauschte die Gespräche um ihn herum. Alle redeten von einem Vorfall, in dem sein Pferd und seine Frau eine Rolle spielten. Hatte sie versucht, den Hengst zu reiten? Er hatte bisher geglaubt, sein Schlachtross sei ihr gegenüber recht sanftmütig.
Sie blickte auf. Ihre porzellanhellen Gesichtszüge zeigten Erschrecken, als er ihre Schulter berührte, um ihr zu zeigen, dass er zurück war. »Du bist wieder da.«
»Wie du siehst, ja.«
»War deine Jagd erfolgreich?«
»Ja. Morgen gibt es Wildschweinbraten.«
Er nahm den Platz neben seiner Frau ein und wandte sich an Barr. »Was ist in meiner Abwesenheit mit meinem Pferd und meiner Frau passiert?«
»Jemand hat den Hengst gequält, bis er völlig außer sich war. Anschließend ließ dieser Jemand das Tier frei, und es hat im Hof gewütet.«
Talorc hatte Barrs Worte noch gar nicht begriffen, als sich auch schon Earc einmischte. »Deine Frau stand direkt auf dem Weg, den dein Pferd nehmen wollte«, verkündete er.
In Talorcs Brust grollte der Zorn. Die anderen Chrechte am Tisch knurrten ebenfalls, wenngleich die Menschen diese Laute nicht hörten. Seine Krieger unterwarfen sich ihm bedingungslos. Nur die Tatsache, dass seine Frau zwischen ihnen saß und nichts von alledem mitbekam, hinderte ihn daran, seine Wut herauszubrüllen.
Abrupt wandte er sich an Abigail. »Dir geht es gut?«
»Mir geht es gut.« Sie lächelte sogar.
»Jemand hat sie also gerettet. Wer?«, fragte er Barr.
»Sie hat sich selbst gerettet. Die Warnrufe deiner Leute hat sie nicht gehört, aber sie hat gespürt, wie die Erde unter ihren Füßen bebte«, sagte er. Bewunderung schwang in seiner Stimme mit.
Verflucht, Talorc war selbst mehr als nur ein bisschen beeindruckt. »Wo war ihre Eskorte?«
Der Ausdruck auf Barrs Gesicht verriet ihm, dass sein Stellvertreter bis jetzt keinen Gedanken an diese Frage verschwendet hatte. »Ich weiß es nicht, Talorc. Wer war denn heute eingeteilt, bei ihr zu bleiben?«
Talorc dachte wieder an den Morgen, als er so überstürzt von der Festung aufgebrochen war. Er hatte niemandem die Aufgabe übertragen, sich um seine Frau zu kümmern. Diese Pflicht wurde täglich unter seinen Leuten an den nächsten weitergegeben, damit keiner von ihnen allzu oft bei den Kampfübungen fehlte. Obwohl er keinen Mann für die Bewachung seines Weibs eingeteilt hatte, wusste sie es besser und hätte ohne Begleitung nicht den Wohnturm verlassen dürfen.
»Du weißt, du sollst immer jemanden bei dir haben, wenn du unsere Schlafkammer verlässt«, tadelte er sie.
Etwas Wütendes blitzte in ihren schönen braunen Augen auf. Dann blinzelte sie, und der Moment war vorbei. »Ich war nie allein.«
»Wenn du jemanden bei dir gehabt hättest, wärst du nicht in Gefahr geraten.«
»Ich weiß schon, wie ich einer Gefahr aus dem Weg gehe. Ich habe jahrelange Erfahrung damit.«
»Sie ist für den Clan bloß eine Bürde. Das sieht jeder«, bemerkte Osgard erzürnt von seinem Platz am anderen Ende der Tafel.
Talorc blickte seine Frau an, weil er wissen wollte, wie sie auf die Worte des alten Mannes reagierte. Aber sie hatte anscheinend nicht bemerkt, dass er das Wort ergriffen hatte. Erst jetzt fiel ihm auf, wie selten sie in Osgards Richtung schaute. Wenn man bedachte, dass sie ihn nicht »hörte«, solange sie nicht in seine Richtung schaute, konnte sie mit ihrem Verhalten den alten, faltigen Krieger effektiv aus ihrem Bewusstseinskreis verdrängen.
Es war eine gute Methode, um mit der ärgerlichen Angewohnheit seines alten Ratgebers umzugehen, die neue Lady nicht zu akzeptieren. Talorc musste insgeheim bewundern, wie sie mit einfachen Mitteln etwas erreichte.
Er wandte sich
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