Im Bannkreis Des Mondes
Männer.
Sie beugte sich zu Guaire hinüber. »Manchmal kann er ziemlich schroff sein.«
»Er ist der Laird. Gewöhnlich verschwendet er kein Wort zu viel an eine Sache.«
»Ist eine kurze Antwort denn verschwendet?«
Als Guaire mit den Schultern zuckte, blitzte etwas Wissendes in seinen Augen auf. Er wusste nur zu gut, wie oft sie sich schon über diese unbestimmte Geste beklagt hatte, die viele Hochlandkrieger sich angewöhnt hatten.
Sie kicherte, und er grinste.
Als ihr Blick über die anderen Krieger schweifte, die sich zum Essen in der Halle eingefunden hatten, bemerkte sie Nialls glühend heiße Blicke, die in ihre Richtung gingen. Das Kichern erstarb auf ihren Lippen. Wieder wurde sie daran erinnert, dass sie nicht nur das Vertrauen ihres Mannes, sondern auch diesen Freund verloren hatte, nachdem ihr Geheimnis gelüftet worden war.
Später entschuldigte Abigail sich. Sie war müde und wollte sich zur Ruhe begeben.
»Ich werde dich zur Schlafkammer geleiten, Lady«, bot Guaire sich an.
Aber Talorc stand abrupt auf. »Ich werde mit meiner Frau gemeinsam nach oben gehen.«
Abigail nahm zögernd die Hand ihres Ehemanns. Sie war nicht sicher, ob sie mit ihm allein sein wollte, weil sie fürchtete, er werde sie wegen ihres Täuschungsmanövers mit weiteren Vorwürfen überschütten.
Er bemerkte ihr Zögern und runzelte die Stirn. Seine Hand schloss sich um ihre. Ein letztes Mal blickte sie zurück und bemerkte, wie Niall Guaire einen Blick zuwarf, den sie nicht zu deuten vermochte.
Der riesige Krieger wirkte gekränkt. Aber Guaire hatte doch nichts getan, das ihn verletzen sollte!
Kapitel 16
T alorc schloss die Tür hinter sich, nachdem er Abigail in die Schlafkammer geführt hatte. Er lehnte sich gegen die geschlossene Tür und sah seine Frau herausfordernd an. »Du und Guaire, ihr steht euch inzwischen ziemlich nahe.«
»Er erinnert mich an Emily.«
»Guaire erinnert dich an deine Schwester?«, fragte Talorc ungläubig.
Er war so verblüfft, dass Abigail schmunzeln musste. »Aber nicht, weil ich ihn für weibisch hielte. Er ist vielleicht nicht so groß und stark wie du, aber er ist ein guter Krieger. Ich würde meine Sicherheit in seine Hände legen.
»Und wieso erinnert er dich dann an Emily?«
»Er hat mich schon respektiert, ehe er von meinem Geheimnis erfuhr. Und daran hat sich auch danach nichts geändert.«
Talorc zog die Brauen zusammen. »Wenn ich mir überlege, wie sich meine Leute heute Abend verhalten haben, würde ich meinen, dass viele Clanmitglieder ebenso denken.«
»Ja, das ist wirklich erstaunlich. Bloß war Guaire schon vorher ein guter Freund, und danach hat er sich als wahrer Freund erwiesen, weil er hinter mir stand und mich verteidigte. Sogar gegen Niall, obwohl der doch die meisten Leute einschüchtert.«
»Und Emily hat auch so gehandelt, als du damals dein Gehör verloren hast«, sagte Talorc langsam, als zöge er nun den richtigen Schluss.
»Emily hat mir zweimal das Leben gerettet.« Abigail wollte, dass ihr Mann verstand, warum ihre Schwester in ihrem Leben eine so wichtige Rolle spielte. »Als ich unter dem Fieber litt, wollte niemand seine eigene Gesundheit riskieren, um mich zu pflegen.«
»Nicht mal deine Mutter?«
»Besonders nicht meine Mutter.«
»Dann hat dich also Emily gepflegt?«
»Ja.«
»Du hast gesagt, sie hätte dein Leben zweimal gerettet.«
»Die Angst vor allem, was unerklärlich zu sein scheint, ist in der Burg meines Vaters sehr groß.«
»Ja?«
Abigail nicke. »Hätten die anderen Leute in der Burg von meiner Taubheit erfahren, hätten sie vielleicht darauf bestanden, dass ich die Burg verlassen muss.«
»Dein Vater hätte sich dem Willen seiner Leute gebeugt?«
»Ich weiß nur, dass meine Mutter es nicht bedauert hätte, wäre ich aus ihrem Leben verschwunden.«
Erneut sagte Talorc dieses eine Wort, das sie nicht verstand.
Weil sie sich nicht traute, ihn offen anzusehen und ihm zu sagen, was ihr auf dem Herzen lag, blickte sie unter halb gesenkten Lidern zu ihm auf. »Ich habe nie geglaubt, dass es in meinem Leben für mich einen wichtigeren Menschen geben könnte als meine Schwester.«
»Du willst mich glauben lassen, ich sei dieser Mensch?« Deutlich sah sie, wie sein Körper sich anspannte.
Ihre Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. »Ja.« Mehr als alles andere wollte sie das.
Einige lange Sekunden vergingen, während er sie stumm betrachtete und sie ihn unter halb gesenkten Lidern beobachtete.
»Ich will einen Beweis
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