Im Bannkreis Des Mondes
Barr zu ihnen. Er führte das noch immer aufgeregte Schlachtross, das von zwei weiteren Chrechtekriegern gebändigt werden musste.
»Geht es ihm gut?«, fragte Abigail.
»Wem soll es gutgehen, Lady?«, fragte Earc.
»Talorcs Pferd«, antwortete sie. Ihre Worte richteten sich an Earc, doch sie blickte zugleich Barr an.
»Wir haben ihn jetzt wieder unter Kontrolle.«
»Ihr müsst denjenigen finden, der dafür verantwortlich ist. Etwas hat ihn so aufgeregt, dass er durchging. Ich vermute, ihr findet den Übeltäter bei den jungen Leuten. Es war bloß ein Dummejungenstreich, und sie hatten vermutlich keine Ahnung, welch gefährliche Konsequenzen das haben würde. Derlei darf kein zweites Mal passieren.« Sie biss sich auf die Unterlippe und blickte besorgt auf das arme Tier, das noch immer vor Aufregung schwitzte. »Ich wünschte, Talorc wäre hier. Er kann sein Pferd viel schneller beruhigen.«
»Wenn unser Laird schon von der Jagd zurück wäre, würde seine Sorge vermutlich nicht in erster Linie seinem Pferd gelten«, bemerkte Barr amüsiert.
Abigail verzog das Gesicht. »Wenn du das sagst …« Sie war davon nicht so überzeugt.
»Wieso hat Niall denn heute eine Laune, die noch schlechter ist als an normalen Tagen?«, fragte Earc. »Sogar wenn er einen ordentlichen Kater hat, ist er eigentlich nicht so ein Mistkerl.«
Barr starrte den Krieger wütend an.
»Das … also … ich meine …«, stotterte Earc.
Jetzt richtete sich Barrs Blick auf Abigails Hand, die noch immer auf Guaires Hand ruhte. »Ich glaube, du wirst den wahren Grund für den Wutausbruch meines Bruders woanders finden als in einer Whiskyflasche.«
Abigail ließ die Hand sinken. Noch immer hatte sie keine Ahnung, was Niall so verärgerte. Sie hatte bisher gedacht, es sei die Aufdeckung ihres Geheimnisses gewesen. Aber jetzt deutete Barr ja gewissermaßen an, Niall könne eifersüchtig sein. Worauf denn? Auf ihre Freundschaft mit Guaire? Das ergab einfach keinen Sinn.
Er war doch sonst nicht so engstirnig.
Ohne seine Andeutung zu erklären, führte Barr das Pferd zu den Ställen.
Guaire blickte ihm kurz nach, ehe er den Kopf schüttelte und seufzte. Er wandte sich an Abigail. »Bist du bereit, zum Wohnturm zurückzukehren?«
»Ich finde, du kannst diesen Steinkasten kaum als Wohnturm bezeichnen«, bemerkte sie. Diesen Streit führten sie seit ihrer Ankunft in der Festung.
»Aber es ist eine Burg, Lady. Darum muss der Steinkasten ein Wohnturm sein.«
»Meinetwegen. Dann führe mich also zum Wohnturm. «
Schließlich gelangten sie in den oberen Burghof und betraten den Wohnturm. Unterwegs mussten sie häufiger Halt machen, weil einige Clanmitglieder sie aufhielten. Sie versicherten ihr, wie froh sie seien, weil Abigail bei dem Vorfall nicht verletzt worden war und wie klug sie reagiert hatte, obwohl sie die Warnungen und Rufe der umstehenden Leute nicht hatte hören können.
Talorc kehrte kurz vor dem abendlichen Mahl zur Festung zurück. Seine Jagd war erfolgreich gewesen, und er ließ den erlegten Keiler zu Una in das Küchengebäude bringen.
Sie lobte ihn für seine erfolgreiche Jagd und sah ihn dann mitfühlend an. »Es tut mir so leid, Laird.«
»Was sollte dir denn leid tun?«, fragte er, obwohl es ihn nicht interessierte. Mit den Gedanken war er schon den ganzen Tag woanders.
»Dass du überlistet wurdest und eine Frau heiraten musstest, die nicht nur ein Gebrechen hat, sondern dich auch noch getäuscht hat.« Sie gab einen missbilligenden Laut von sich und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wieso sich die anderen Clanmitglieder so verhalten, als wäre es eine Meisterleistung gewesen, uns alle zu betrügen.«
Er wusste auch nicht, wieso seine Leute so dachten. Aber er war froh, wenn es stimmte. Er hatte sich nicht besonders darauf gefreut, Abigail vor ihrem eigenen Clan beschützen zu müssen.
Weil er sich nicht in ein Gespräch mit der Witwe verwickeln lassen wollte, zuckte er jedoch nur mit den Schultern. Und dann musste er unwillkürlich daran denken, wie wütend sein Engel ihn immer anschaute, wenn er das tat. Stattdessen blickte Una ihn übertrieben mitfühlend an.
Aus unerklärlichen Gründen hinterließ dieses kurze Gespräch mit der Köchin ein ungutes Gefühl bei Talorc, das er nicht so recht einzuordnen wusste. Er ging in die große Halle, um seine Soldaten und sein Eheweib zu sehen.
Sie saß bereits an dem ihr zugewiesenen Platz an der Tafel. Ihr Haar schimmerte gold und die Locken wirkten so ordentlich,
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