Im Bannkreis Des Mondes
Alpträume, in denen sie in einer Zelle eingesperrt wurde.
»Du hattest eine Wahl, aber du hast nicht aufgegeben.« Er schüttelte den Kopf. Irgendwie wirkte er verwirrt, obwohl sie nicht wusste, weshalb. »Das einzige Unglück, das dir widerfuhr, war die Dummheit deiner Eltern, die sie an den Tag legten, nachdem sie von deiner Schwäche erfuhren.«
»Emily hat mich vor dem Zorn meiner Mutter beschützt.« Zumindest soweit sie es hatte bewerkstelligen können.
»Deine Mutter hätte nicht zornig sein dürfen. Du bist weder aus freien Stücken taub geworden noch trifft dich irgendeine Schuld.«
»Sie hat mir immer die Schuld daran gegeben. Ich sollte eine gute Partie machen und so ihr gesellschaftliches Ansehen fördern.«
»Die Verbindung mit einem Laird sollte doch jeder Mutter gefallen.«
»Sybil war froh, mich endlich loszuwerden. Meine jüngere Schwester Jolenta allerdings war eifersüchtig.«
»Es ist egal, was war. Jetzt bin ich da, um dich zu beschützen.«
Abigail starrte ihn sprachlos an. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Erst gestern hatte er ihr gesagt, für sie sei kein Platz in seinem Clan. Jetzt aber verhielt er sich, als habe er nicht vor, sie zu verbannen. Sie wollte wissen, welche Pläne er mit ihr hatte, aber sie wollte ihn auch nicht vor seinen Kriegern danach fragen.
Irgendwer schien etwas zu sagen, denn Talorc runzelte die Stirn und blickte über seine Schulter. Dann sprach er, sein Gesicht von ihr abgewandt, damit sie seine Lippen nicht lesen konnte. Osgard stand daraufhin auf und stürmte aus der großen Halle.
»Das macht er ständig«, sagte sie leise.
Talorc richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. »Was macht er?«
»Osgard ist in einem Alter, da man ihn verehren sollte. Aber er verhält sich wie ein trotziges Kind und rennt ständig weg.« Sie biss auf ihre Lippen und hoffte, es ging nicht zu weit, wenn sie den alten Mann kritisierte.
»Er hat einen hohen Preis bezahlt, als die zweite Frau meines Vaters unseren Clan an ihren englischen Liebhaber verriet.«
Vorsichtig entzog sie sich ihm und wandte sich an Guaire. Sie wollte nicht schon wieder hören, wie jemand sie für die abscheulichen Taten einer toten Frau verantwortlich machte. »Wann wird der nächste Jahrmarkt stattfinden?«, fragte sie den Truchsess. Sie hoffte, es fiel niemandem auf, wie sehr sie sich bemühte, das Thema zu wechseln.
»Im Frühherbst.«
»Werden wir auch daran teilnehmen?«
»Der Sinclair schickt jedes Jahr einige seiner Leute hin.«
»Er reist nicht selbst dorthin?« Abigail war enttäuscht. »Ich wäre gern mal auf eine Messe gegangen.«
Guaire blickte an ihr vorbei zu Talorc. Er musste sich ein Grinsen verkneifen. »Ich glaube, dein Mann hätte es gern, wenn du ihm deine Aufmerksamkeit widmest.«
Sie drehte sich wieder zu Talorc um und war fest entschlossen, nicht zu reagieren, wenn er schon wieder auf die berüchtigte Tamara oder den Verrat der Engländer zu sprechen kam. Er runzelte finster die Stirn. Na also, genau das wollte er wohl gerade sagen. Sie unterdrückte ein Seufzen. »Ja?«
»Würdest du gern zu dem Treffen gehen?«, fragte er und betonte jedes einzelne Wort.
Erstaunt riss sie die Augen auf. Aber sie war keine Närrin, egal was Sybil sagte. »Das würde ich sehr gern.«
»Dann werden wir dorthin gehen.«
»Werde ich dort auch Emily treffen?« Eine große Vorfreude erfasste sie.
Talorcs Miene, die sich gerade erst etwas aufgehellt hatte, verdüsterte sich wieder. »Ich weiß es nicht.«
»Sie ist meine Schwester, und ich liebe sie.«
»Ich weiß, wie sehr du sie liebst.«
»Bitte, Talorc …« Sie flehte ihn mit beschwörenden Blicken an, sie nicht vor seinen Kriegern bloßzustellen.
»Ich werde zumindest dem Balmoral mitteilen, dass wir planen, an der Herbstmesse teilzunehmen.«
Diese freundliche Geste ihres Mannes war zu viel für sie. Noch immer ballten sich die Tränen in ihrer Kehle, als sie ein schlichtes »Ich danke dir«, hervorbrachte.
»Es gibt keinen Grund, mir zu danken. Es ist meine Pflicht, für dein Glück zu sorgen.«
Statt wegen der wahren Gründe seiner Freundlichkeit enttäuscht zu sein, war Abigail einfach nur froh. »Nur wenige Männer würden das so sehen. Du bist ein guter Ehemann, Talorc.«
»Die Chrechte wissen, was sie ihren Seelengefährten schuldig sind.«
»Ist denn eine Freundin wichtiger als die eigene Frau?«
Er gab keine Antwort, sondern stellte stattdessen Barr eine Frage zu den täglichen Kampfübungen seiner
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