Im Bett mit Brad Pitt
dann freundlich auf.
»Was macht der da?«, frage ich verwundert, als der Hund seine
Schnauze in den Koffer steckt.
»Sir Lancelot ist ein ausgebildeter Fährtenhund, er erkennt
Sprengstoffe, Säuren und neunundneunzig Prozent aller Gifte«, erklärt der
Hundeführer nicht ohne Stolz.
»Wow! Dumm nur, wenn einer mit dem restlichen Ein-Prozent-Gift
daherkommt«, versuche ich einen Witz zur Auflockerung, aber sie reagieren
darauf nur mit säuerlichen Mienen.
»Würden Sie bitte die Arme heben?«, fordert die strenge Beamtin mich
auf, und als ich dem nachkomme, tastet sie mich mit routinierten Griffen von
oben bis unten ab. Donnerwetter, die gehen ja wirklich auf Nummer sicher. Fehlt
nur noch, dass sie mir in den Mund schauen will.
»Und jetzt noch den Mund auf …«
Als ich endlich weitergehen darf, bin ich heilfroh, dass sie nicht
auch noch die Nummer mit dem Gummihandschuh abgezogen haben, wie man sie in den
Filmen immer sieht. Bis zum vereinbarten Treffpunkt beim Kodak Theatre muss ich
noch weitere drei Kontrollen durchlaufen, die sich jedoch wenigstens nur auf
kurzes Ausweisvorzeigen beschränken, und als ich um die Ecke zur Vorhalle
biege, erkenne ich schon von Weitem die kleine Gruppe, die sich dort
eingefunden hat. Sie tragen alle die gleichen T -Shirts
wie ich, und direkt vor ihnen wuselt eine spindeldürre Frau mit lila Haaren
aufgeregt herum und hält gerade eine Ansprache oder so was in der Art.
»Entschuldigen Sie, Miss«, wende ich mich an sie. »Mein Name ist
Susan Plummer. Ich soll mich hier bei Mr. Jerome Jackleby melden.«
»Ich bin Jerome Jackleby«, weist er mich
pikiert zurecht, und bei der Gelegenheit kann ich sehen, dass er mindestens
ebenso viel Schminke im Gesicht hat wie ich. Er guckt auf seinen Block in der Hand
und macht einen Haken. »Susan Plummer, Visagistin. Gut, dann wären wir also
vollzählig. Ich nehme an, Sie werden den einen oder anderen Kollegen hier
bereits kennen«, holt er aus, und ich zucke im selben Moment zusammen. Mist.
Das haben wir gar nicht bedacht. Was, wenn ich einem Bekannten von Susan über
den Weg laufe? Ich werfe schnell einen Blick in die fremden Gesichter, aber zum
Glück macht niemand Anstalten, mich als alte Bekannte zu begrüßen und mich dann
zum Beispiel zu fragen, warum ich plötzlich einen englischen Akzent habe.
»Hi, Leute«, grüße ich erleichtert in die Runde, und zustimmendes
Gebrabbel kommt als Antwort zurück.
»Schön, nachdem wir uns jetzt alle bekannt gemacht haben«, meint
Jerome schwungvoll, »wollen wir uns gleich an die Stätte unseres Wirkens
begeben. Folgt mir!« Er setzt sich in Bewegung, und wir hasten ihm hinterher.
Er führt uns zu einer weißen Metalltür, die er aufstößt, dann stöckelt er
hüftschwingend einen langen Gang entlang bis zu einer weiteren Tür, dann wieder
einen Gang entlang, noch eine Tür, erneut ein Gang, und wieder eine Tür, bis
ich schon völlig die Orientierung verloren habe, und dann endlich gelangen wir
zu einem breiten Korridor mit zahlreichen nummerierten Türen zu beiden Seiten.
»So, meine Lieben«, setzt Jerome an. »Wir befinden uns hier bei den
Garderoben, ein paar von euch werden sie ja schon kennen. Ihr wisst, was zu tun
ist. Sämtliche Arbeitsutensilien, die ihr braucht, findet ihr an euren Plätzen,
und diejenigen unserer verehrten Gäste, die ihre eigenen Stylisten mithaben,
verfügen ohnehin über getrennte Garderoben. Was von euch erwartet wird, ist
ganz einfach die übliche Vorbereitung für einen Bühnenauftritt, alles klar?« Er
blickt in die Runde, und als alle nicken, mache ich es ihnen nach. »Ich verlese
jetzt die Aufteilung, und ihr begebt euch dann bitte gleich in die jeweiligen
Räume, ja?« Er schaut auf seine Liste. »Macy Peacock, Jim Stetson, Marsha
Brown …«, die drei Genannten treten vor, »… Garderobe vier. Worauf
wartet ihr? Ab mit euch, husch, husch!«, setzt er nach, als sie sich nicht
gleich bewegen. »Amanda Sealing, Rosalie Peterson, Susan Plummer …
Garderobe fünf!« Diesmal treten nur zwei junge Frauen vor. Jerome zieht
ungeduldig die Augenbrauen in die Höhe, dann fixiert er mich mit seinem Blick. »Susan
Plummer, bist das nicht du ?«
Oh, das bin ja wirklich ich. Ist gar nicht so einfach, sich an einen
neuen Namen zu gewöhnen. Ich mache hastig einen Satz nach vorn. »Entschuldigen
Sie, ich wusste nicht, dass sie die Susan Plummer
meinen … also mich«, stottere ich herum und merke, wie mir das Blut ins
Gesicht schießt.
Er schüttelt tadelnd
Weitere Kostenlose Bücher