Im Bett mit Brad Pitt
du das durchziehen willst?«, fragt Vanessa mit
besorgtem Blick vom Rücksitz aus.
»Ja, Vanessa, ich muss es tun. So eine Chance kriege ich nie
wieder«, antworte ich mit grimmiger Entschlossenheit.
»Hast du alles dabei?«, meint Susan. Sie hat heute die blonde
Perücke aufgesetzt, damit uns nicht womöglich im Vorfeld jemand sieht und durch
die Ähnlichkeit misstrauisch wird, und sie hat es sich trotz ihrer Verkühlung
nicht nehmen lassen, mich bis hierherzubegleiten. »Schminkkoffer, Akkreditierung,
Ausweis?«, zählt sie auf.
»Jep, hab ich alles.« Ich klopfe auf den Koffer zu meinen Füßen und
halte die Akkreditierungskarte hoch, die samt Susans Personalausweis an einer
Kordel um meinen Hals hängt. Und noch etwas habe ich mit, das mir helfen soll,
meine Unschuld zu dokumentieren, falls es mir gelingen sollte, vor eine Kamera
zu kommen: Ein Foto von Little P , damit
endlich alle kapieren, dass es nicht der Filmstar ist, mit dem ich gelegentlich
mein Bett teile.
»Mir ist noch immer nicht klar, was du eigentlich vorhast«, meint
Emma mit tiefen Sorgenfalten auf ihrer Stirn.
»Genau weiß ich es auch noch nicht«, gestehe ich. »Ich will einfach
nur sehen, ob ich mit ein paar Leuten reden kann. Vielleicht läuft mir ja einer
von unserer Postwurfliste über den Weg, oder vielleicht ergibt sich eine
Möglichkeit, vor eine Fernsehkamera zu gelangen, da wird es ja sicher nur so
wimmeln vor lauter Reportern … Wir werden sehen, ich lasse mich einfach
überraschen«, zucke ich die Achseln. »Höchstwahrscheinlich werde ich nur ein
paar Promis den Angstschweiß von der Stirn wischen, und das war’s dann auch
schon. Egal, den Versuch ist es wert.«
Emma dreht sich nach Vanessa und Susan um. »Eines du ihr lassen
musst – sie verdammt ist mutig!«
»Ja, unsere Lilly ist wirklich ein tapferes Mädchen«, nickt Vanessa.
Dann beugt sie sich über die Sitzlehne zu mir vor und umarmt mich. »Also dann,
Lilly, mach sie fertig!«
»Danke, Vanessa. Danke euch allen, ihr seid die besten Freunde, die
man sich vorstellen kann.« Rührung überkommt mich, und ich muss einen Moment
lang gegen meine Tränen ankämpfen, als mich auch Emma und Susan drücken.
Als ich aussteige und die ersten Schritte Richtung Absperrung mache,
komme ich mir vor wie ein Selbstmordattentäter, der sich soeben von seiner
Familie verabschiedet hat und weiß, dass er sie nie wiedersehen wird. Ich drehe
mich noch einmal um und winke ein bisschen zaghaft, dann hole ich tief Luft und
marschiere zielstrebig auf die Sicherheitsbeamten zu.
»Ma’am?« Der Älteste von ihnen stellt sich mir in den Weg.
»Hi, mein Name ist Susan Plummer«, leiere ich meinen Text wie
besprochen herunter. »Ich bin Visagistin und soll mich in zehn Minuten vor dem
Seiteneingang auf der unteren Etage des Kodak Theatre einfinden.«
Der Uniformierte wirft einen aufmerksamen Blick auf meine
Akkreditierungskarte, dann gibt er den Namen in ein Notebook ein.
»Susan Plummer, aja«, nickt er. Dann fasst er noch einmal mein
Ausweisfoto ins Auge und vergleicht es mit meinem Gesicht. Ich fühle, wie meine
Kopfhaut unter der Perücke wie wild zu kribbeln beginnt, und bemühe mich um
einen möglichst souveränen Ausdruck. »Gehen Sie weiter zu meiner Kollegin da
vorne, Miss Plummer«, sagt er dann, und ich atme insgeheim auf.
Unglaublich. Es funktioniert. Sie halten mich tatsächlich für Susan.
Ich bin sofort ein bisschen lockerer, als ich zu der Kollegin
hinübermarschiere.
»Hi, ich bin Susan Plummer«, lege ich erneut los. »Ich bin Visagis…«
»Ist mir egal«, unterbricht sie mich unsanft. »Mich interessiert
nur, ob Sie irgendetwas mit sich führen, womit Sie anderen Leuten Schaden
zufügen können. Was haben Sie da in Ihrem Koffer?«
»Schminksachen. Ich bin Visagis…«
»Öffnen!«, befiehlt sie unbeeindruckt.
»Ja, natürlich.« Ich stelle den Koffer auf dem Beistelltisch neben
ihr ab und reiße den Deckel hoch. »Sie sehen ja, alles nur Schminksachen.«
»Okay, dann wollen wir mal …« Sie beginnt in den Sachen
herumzuwühlen, öffnet Fläschchen, schnüffelt daran, taucht dann sogar den
Finger in eine Feuchtigkeitscreme und kostet sie. Dann ruft sie: »Pete, bring
mal Sir Lancelot hier rüber!«
Ein anderer Beamter mit einem Schäferhund an der Leine gesellt sich
zu uns. Die strenge Beamtin stellt meinen Schminkkoffer auf dem Boden vor dem
Tier ab. »Lancelot, mein Guter, schnüffel mal ein bisschen für Tante Loretta«,
fordert sie den Schäferhund
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