Im Bett mit Brad Pitt
wollte ich jetzt nicht so hart sagen …
Nein, ich weiß jetzt, wie ich vielleicht der Öffentlichkeit mitteilen kann,
dass all diese Gerüchte über mich gelogen sind, und wie ich dabei auch noch an
eines meiner Drehbücher rankommen könnte.«
»Ehrlich?«
»Bist du dir sicher?«
»Wie denn?«
Alle drei hängen gebannt an meinen Lippen, und ich hole tief Luft,
um ihnen meinen absolut sensationellen Plan darzulegen.
21
Okay, genau genommen ist mein Plan nicht wirklich bis ins
allerletzte Detail ausgearbeitet.
Ganz genau genommen verhält es
sich nämlich so: Susan hätte einen Job bei der Oscar-Verleihung, kann aber dort
nicht antreten, weil sie eine Mördererkältung hat und man eine
Bazillenschleuder wie sie nicht mal auf zehn Kilometer an die ganzen Stars
ranlassen würde. Andererseits sehe ich ihr ähnlich (was ich eigentlich nicht so
finde, aber mit ihrer Wuschelperücke und der bei ihr üblichen halben Tonne
Schminke kommt es doch einigermaßen hin), und da die Oscar-Verleihung das Medienereignis der Filmindustrie ist, könnte ich an
ihrer Stelle dort aufkreuzen und dann …
Okay, ab da beginnt der unpräzise Teil meines Plans, aber wenn ich
erst mal dort bin, wird mir schon was einfallen, nicht wahr?
Ich habe die ganze Nacht lang kein Auge zugetan, was ich einerseits
auf die Aufregung zurückführe, weil ich mich heute ins Kodak Theatre
einschleichen werde, andererseits aber auch auf meine Enttäuschung über Jason.
Es hat so wehgetan. Nicht nur, dass ich mit der Schmach der ganzen letzten
Woche zurechtkommen muss, mit der Anschuldigung, Endless
Love gestohlen zu haben, und den völlig absurden Gerüchten über meine
Person, fällt mir dann auch noch Jason in den Rücken, indem er an mir zweifelt.
Dabei kann ich ihm nicht einmal einen Vorwurf machen. Er kennt mich
doch kaum, und wenn ihm jetzt auf einmal von jedem Bildschirm und von jeder
Titelseite Meldungen und Aussagen entgegenspringen, ich sei ein karrieregeiles,
bisexuelles, schuhplattelndes und Drehbuch klauendes Luder, wie, bitte schön,
sollte er mir da glauben, dass das alles bloß ein dummer Zufall ist und ich in Wahrheit
unschuldig wie ein frisch geborenes Lämmchen bin?
Und dennoch – oder vielleicht gerade deswegen –
sitzt der Schmerz dramatisch tief, und ich werde mit Sicherheit sehr, sehr
lange brauchen, um darüber hinwegzukommen.
Und ich muss mich endlich wehren. Ich muss einen Weg finden, um
diesen haltlosen Anschuldigungen entgegenzutreten, um die Gerüchte und Mythen,
die sich mittlerweile in einem beängstigenden Ausmaß um meine Person ranken,
ein für allemal zu entkräften. Um mich reinzuwaschen von der mir zugeteilten
Schuld, die ich so ganz einfach nicht verdient habe.
Als erste und grundlegendste Vorbereitung haben mir meine
Freundinnen mit vereinten Kräften zu einem Susan-Outfit verholfen, will heißen,
sie haben mein Gesicht unter einer Make-up-Lawine begraben und dann aus dieser
Rohform mittels Mascara, Eyeliner, falschen Wimpern und knallrotem Lipgloss ein
lebensechtes Abbild von Susan geschaffen, das in Kombination mit ihrer
Starkstromlook-Perücke so täuschend echt wirkt, dass ich vorhin »Hi, Susan« gesagt
habe, als ich am Spiegel im Vorraum vorbeiging. Dazu haben sie mich in Jeans
und ein gelbes T -Shirt mit der Aufschrift AAS gesteckt, was für Academy
Award Styling steht (als ich ihnen die Bedeutung auf Deutsch erklärte,
haben wir natürlich ausgiebig gekichert), und sicherheitshalber habe ich mir
von Susan die halbe Nacht und den heutigen Vormittag lang bis ins Detail
erklären lassen, was man als Visagistin bei so einer Großveranstaltung
überhaupt zu tun hat.
Im Grunde genommen ist es gar nicht schwer. Susan hat mir erzählt,
dass die meisten Stars ohnehin ihre persönlichen Stylisten dabeihaben, und
falls nicht, sind sie bereits perfekt geschminkt und frisiert, wenn sie vor Ort
erscheinen. Somit brauchen Hilfskräfte wie Susan nur noch eine letzte Kontrolle
vor dem jeweiligen Bühnenauftritt vorzunehmen und gegebenenfalls hier und da
ein Strähnchen geradezuzupfen oder mit ein bisschen Puder den Glanz vom Gesicht
abzunehmen. Im Grunde genommen nichts, was eine durchschnittliche Frau nicht
tagtäglich zu Hause vor dem Spiegel praktiziert, nur dass sie da keine
Hollywoodstars vor den Pinsel und auch nichts bezahlt kriegt.
»So, da wären wir.« Emma lässt den Wagen vor der Absperrung am
Highland Boulevard, die man extra für die Preisverleihung errichtet hat,
ausrollen.
»Bist du sicher, dass
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