Im Bett mit Brad Pitt
den Kopf. »Okay, ab mit euch, los, los!«
Ich folge den anderen beiden in die uns zugewiesene Garderobe. Sie
ist enger, als ich erwartet hatte. Eigentlich ist es nur ein kleiner, kahler
Raum mit drei Schminktischen und einer Reihe von Kleiderständern an der
Rückseite sowie einer kleinen Getränkebar an der Stirnwand. Die anderen zwei
stürzen sich sofort auf den ersten Schminktisch. »Das ist meiner!«, keift die
Kleinere von ihnen und klammert sich an dem Sessel fest. Sie hat kurzes
schwarzes Haar und auffällig große Augen, die jetzt aber grimmig
zusammengekniffen sind.
»Wer sagt das?«, entgegnet die andere. Sie ist groß und blond mit
einer üppigen Oberweite und versucht die Dunkelhaarige beiseitezudrängen.
Seltsam. Das kapier ich nicht. Ich kann bei diesen Plätzen beim
besten Willen keinen Unterschied erkennen.
»Ich war zuerst da«, behauptet die Schwarzhaarige mit trotzig
vorgeschobenem Kinn.
»Stimmt gar nicht!«, widerspricht die Blonde energisch.
»Du meine Güte!«, mische ich mich ein. »Es ist doch völlig egal, wer
welchen Tisch bekommt! Ihr benehmt euch wie kleine Kinder.«
Ihre Köpfe rucken herum, und jetzt nehmen sie mich gemeinsam ins
Visier.
»Von wegen egal!«, keift die Blonde. »Der erste Platz ist der beste,
das weiß doch jeder.«
»Wieso denn?«, frage ich verwundert.
»Na, weil das die erste Anlaufstelle für die Leute ist, die
hereinkommen!«
»Und was soll das bringen? Das bedeutet doch nur mehr Arbeit, oder?«
Sie starren mich an, als wäre ich völlig bekloppt.
»Was heißt hier mehr Arbeit? «, ruft die
Schwarzhaarige aus. »Heute ist die Oscar-Verleihung, da kommt ein Filmstar nach
dem anderen hier hereinspaziert. Ist dir das völlig schnuppe?«
Oh, jetzt kapier ich’s. Das ist natürlich
schon ein Grund.
»Nein, natürlich nicht.« Ich setze ein Lächeln auf, das überlegen
wirken soll, bin mir aber nicht sicher, ob es funktioniert. »Ich wollte nur
sagen, dass wir uns immer abgewechselt haben mit dem ersten Tisch«, lasse ich mir
schnell einfallen. »Ich bin übrigens Susan«, schiebe ich dann schnell nach, um
das Eis zu brechen.
»Amanda«, murmelt die Blonde.
»Ich bin Rosi«, meint die kleine Schwarzhaarige. »Ihr habt euch
abgewechselt? Wie denn genau?«
»Also, immer wenn die am ersten Tisch mit ihrem Kunden fertig war,
sind alle um einen Platz nachgerückt«, erkläre ich.
»Und wenn die anderen gerade jemanden in Arbeit haben?«, wendet
Amanda ein.
»Ist doch egal, die übernimmt man dann eben der Reihe nach«, zucke
ich die Schultern.
Die beiden wechseln einen Blick.
»Was meinst du?«, fragt Rosi.
»Hm, wir könnten es versuchen«, erwidert Amanda. »Ich bleibe dann
gleich mal hier.«
»Wieso du? Ich war zuerst hier«, geht Rosi gleich wieder auf
Kollisionskurs.
»Ich würde mich am Anfang ja gar nicht so um den ersten Tisch
reißen«, füge ich möglichst beiläufig an und setze mich langsam in Richtung des
letzten Tisches in Bewegung.
Ihre Blicke heften sich sofort wieder auf mich.
»Und warum nicht?«, fragt Amanda schmallippig.
»Na, weil die wichtigen Gäste immer als Letzte kommen, ist doch
klar«, gebe ich lässig zurück.
Kaum habe ich das ausgesprochen, sprinten sie los. Rosi ist um den
entscheidenden Wimpernschlag schneller und lässt sich auf den dritten Sessel
fallen. Als Amanda ihre Niederlage erkennt, wuchtet sie sich schnell auf den
zweiten Sessel.
»Du nimmst den ersten«, sagt sie zu mir.
»Echt? Na ja, kann man nichts machen.« Ich simuliere ein bisschen
Enttäuschung und mache mich dann auf Platz eins breit. Nachdem ich die
Schminkutensilien aus Susans Schminkkoffer neben den vorhandenen Sachen
ausgebreitet habe, setze ich mich auch.
»Dann hast du also schon öfter auf Großveranstaltungen gearbeitet?«,
will Amanda wissen.
»Äh … ja, klar. Ziemlich oft sogar«, gebe ich zurück.
»Cool. Erzähl mal, wen hast du da schon alles geschminkt?«
Sie warten beide neugierig auf meine Antwort. Ich hätte wohl besser
meinen Mund halten sollen. Aber gut, dann muss ich eben meine Phantasie ein
bisschen bemühen, wozu bin ich schließlich Autorin?
Eine Viertelstunde später himmeln mich beide mit strahlenden
Augen an, weil sie denken, ich hätte bereits halb Hollywood auf meinem
Schminkstuhl gehabt. Da ich aus der Showszene ja nur die großen Namen kenne,
ist mir gar nichts anderes übrig geblieben, als eine ganze Reihe von
Berühmtheiten aufzuzählen, und jetzt glauben sie, ich sei so eine Art
Visagistenguru der
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