Im Bett mit Brad Pitt
nicht kennen, und sie wenden sich schnell ab und tun so, als wären sie
furchtbar beschäftigt mit irgendwelchen Vorbereitungen.
»Okay, von mir aus«, zucke ich die Schultern. »Nehmen Sie gleich
hier vorne Platz.«
»Super. Ich bin Paul«, stellt er sich vor, während er sich setzt.
»Ich bin Li… Susan .« Ich räuspere mich.
»Also, Paul, was kann ich für Sie tun?«
Er mustert mich überrascht durch den Spiegel. »Keine Ahnung, ich
dachte, das wüssten Sie. Ja, was man eben so macht vor einem
Bühnenauftritt … ein bisschen Schminke, schätze ich, und vielleicht die
Frisur noch etwas in Form bringen?«, schlägt er vor.
»Ja, sicher, logisch, das sowieso. Was genau machen Sie denn auf der
Bühne?«, erkundige ich mich, während ich nach dem Make-up greife.
»Ich bin Tänzer«, antwortet er. »Wir haben gleich unseren großen
Auftritt.« Er blickt auf die Uhr. »In genau fünfzehn Minuten.«
»Tänzer? Interessant.« Ist es natürlich nicht, aber ich bin froh
darüber. Bei einem Tänzer kann ich wenigstens nicht viel verhauen, den sieht
man ohnehin nur aus der Ferne. Ich beginne schwungvoll Make-up aufzutragen, als
erneut die Tür aufgeht. Wir drehen alle die Köpfe in Erwartung eines echten Filmstars,
aber es ist nur ein junges Mädchen in einem weißen, hautengen Glitzerkostüm.
»Hi, allerseits«, grüßt sie. »Hi, Paul.«
»Hi, Jess«, gibt der zurück.
Amanda weist mit genervtem Blick auf ihren Stuhl. »Bitte schön. Sie
sind auch Tänzerin, nehme ich an?«
»Ja, woher wussten Sie das?«
»Ach, war nur so geraten.« Sie fragt erst gar nicht nach Jess’
Wünschen, sondern beginnt gleich routiniert an ihrem Gesicht herumzudoktern.
Währenddessen hantiere ich an Paul herum, so gut ich kann, und
zwischendurch werfe ich immer wieder verstohlene Blicke zu Amanda hinüber, um
mir ein bisschen was von ihr abzugucken. Sie zückt jetzt einen schwarzen
Kajalstift und zieht Jess mit einer einzigen schnellen Bewegung einen Lidstrich
unter jedes Auge. Wie es aussieht, gehört das zu einer professionellen
Bühnenmaske. Ich schnappe mir also auch einen Kajal, bringe meine Augen näher
an Pauls Gesicht heran und ziehe dann flott eine Linie unter jedes Auge.
Ups. Scheint so, als bräuchte man dazu doch ein bisschen Übung. Paul
sieht jetzt aus wie eine deprimierte Transe, die Striche sind viel zu dick
geraten und seitlich auch noch ein gutes Stück zu lang. Ich überlege, ob ich
sie wieder wegwischen soll, aber da hat er sie schon im Spiegel entdeckt.
»Was soll das denn sein?«, fragt er erschrocken.
Auch die anderen drehen die Köpfe und starren ihn an.
»Was meinen Sie?«, frage ich in aller Unschuld zurück.
»Na, dieses … Geschmiere unter meinen
Augen!«
»Ach, Sie meinen den Lidstrich … das ist der neueste Trend aus
Europa, den tragen jetzt alle großen Tänzer so bei ihren Auftritten«, erkläre
ich schnell.
»Wirklich? Wer zum Beispiel?«, fragt er misstrauisch.
Mist. Welche Tänzer gibt es denn überhaupt? Moment, dieser eine Typ,
bei dem sie immer in Reih und Glied herumhopsen, als wären sie beim Militär,
wie hieß der schnell noch?
»Michael Flatley zum Beispiel«, fällt mir dann gerade noch
rechtzeitig ein.
»Michael Flatley,
der Lord of the Dance ?«,
haucht Paul ungläubig. »Hast du gehört, Jess? Michael Flatley trägt das
jetzt so!«
Jess starrt ihn an, dann herrscht sie Amanda an: »Ich will das auch!
Machen Sie schon, wir müssen gleich raus, und ich will gut aussehen!«
Amanda glotzt Paul an. »Ja, äh … von mir aus.« Dann sieht sie
mich an: »Wie hast du das gemacht, Susan?«
»Ach, das ist gar nicht schwer, du musst nur den ganz dicken Kajal
nehmen und dann die Hand nicht zu ruhig halten, damit es … natürlicher aussieht.«
Amanda gibt sich alle Mühe, und ich kann ihr ansehen, wie viel
Überwindung es sie kostet, Jess derart hässliche schwarze Kleckse unter die Augen
zu malen. »Passt es so?«
Jess betrachtet sich kritisch im Spiegel. »Ja, super«, befindet sie
dann. »Und jetzt noch die Haare ein bisschen in Schwung bringen, okay?«
Amanda greift nach dem Haargel, verteilt es auf ihren Handflächen
und fährt damit ein paarmal gekonnt durch Jess’ dichte Locken, bis sie
wunderschön volumig zur Seite fallen.
Ich sehe aus den Augenwinkeln, dass Paul mich erwartungsvoll
ansieht, und versuche es Amanda gleichzutun. Was aber bei Pauls kurzen Haaren
nicht so ganz funktioniert, denn jetzt kleben sie seitlich hinter den Ohren und
stehen am Scheitel
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