Im Bett mit Brad Pitt
habe
gerade Jerry Stiller gestylt.«
»Und ich habe ihm einen Whiskey eingeschenkt«, schwärmt Rosi mit
glänzenden Augen.
Auch ich brauche ein paar Augenblicke, um das zu verdauen. Jerry
Stiller gehört zu meinen Lieblingsschauspielern, und ich habe ihn soeben …
in einen Waschbären verwandelt! Andererseits, es hat ihm gefallen, und das ist
doch die Hauptsache, nicht wahr?
Ich schüttle den Gedanken an ihn schnell wieder ab und versuche mich
zu sammeln. Langsam beschleicht mich das ungute Gefühl, dass ich hier in einer
Sackgasse gelandet bin. Wenn nicht bald ein Wunder geschieht und jemand bei uns
hereinschneit, der damals auf unserer Drehbuch-Adressatenliste stand, dann war
diese ganze Aktion umsonst. Ich werde weder zu einem meiner Drehbücher gelangen
noch irgendeine Möglichkeit finden, vor laufender Kamera mein Herz
auszuschütten.
Ich muss hier raus!, zuckt es durch mein Gehirn. Raus aus diesem
Verlies und zusehen, dass ich jemanden aus unserer Liste aufstöbern und nach
meinem Buch fragen kann, oder einen Societyreporter samt Kamerateam, der gerade
eine Programmlücke mit einer exklusiven und sensationellen Enthüllungsstory füllen
möchte.
»Sagt mal, gibt’s hier drinnen eigentlich eine Toilette?«, frage
ich.
»Ich glaube nicht, die sind wahrscheinlich irgendwo draußen«,
schüttelt Amanda den Kopf.
»Echt, keine Toilette?« Ich setze ein verwundertes Gesicht auf. »So
was aber auch. Ich bin gleich wieder zurück, schnappt mir inzwischen nicht alle
Stars weg, okay?«
»Apropos Stars, wir müssen die Plätze tauschen«, fällt Amanda
plötzlich ein, und sie schmeißt sich auf meinen Sessel.
»Hey, Moment mal, Susan hat gesagt, dass wir der Reihe nach
tauschen, das heißt, dass ich jetzt den ersten Platz kriege. Nicht wahr,
Susan?«, empört sich Rosi sofort.
»Äh, ja, stimmt. Aber ihr könnt das ja in Ruhe diskutieren, während
ich weg bin«, sage ich, dann husche ich zur Tür hinaus.
Kaum habe ich sie hinter mir geschlossen, zucke ich erschrocken
zurück. Auf dem Korridor wimmelt es nur so von Menschen, und alle sind
furchtbar aufgeregt und rennen und schreien durcheinander. Andererseits ist das
aber auch ganz gut, denn so achtet wenigstens niemand auf mich. Wie praktisch.
Ich kann mich in diesem Chaos frei bewegen, ohne dass es jemandem auffällt.
Diese Erkenntnis stimmt mich gleich wieder etwas zuversichtlicher.
Also gut, dann wollen wir mal sehen. Wo sind denn jetzt die ganzen
Schauspieler? Mein Blick tastet wie ein Radarstrahl den Raum ab.
Ich werd verrückt. Ist das da hinten nicht Jennifer Lopez?
Natürlich, sie ist es, diesen Hintern würde ich unter Tausenden erkennen. Sie
unterhält sich gerade mit einem Mann, der ihr anscheinend erklärt, wie ihr
Mikro funktioniert.
Und da! Penelope Cruz, natürlich, das ist sie. Die ist aber
niedlich, viel kleiner, als sie auf der Leinwand wirkt, und supersexy in ihrem
langen, engen Kleid.
Wie in Trance setze ich mich in Bewegung. Ich bin ganz benommen von
der Vorstellung, dass ich mich hier inmitten all dieser Superstars befinde, und
kann kaum glauben, dass das hier alles wirklich geschieht.
Nein. Nein! Ganz hinten an der Treppe steht Alec Baldwin und redet
auf einen jungen Mann ein, der immer wieder nickt und sich eifrig Notizen
macht, und gleich daneben entdecke ich Demi Moore in einem umwerfenden weißen
Traum, perfekt geschminkt und wunderschön, als wäre sie eben erst zwanzig
geworden. Ich bekomme ganz feuchte Handflächen vor Aufregung. Diese Menschen
sind Megastars, und sie sind hier, und ich bin hier …
Bloß, was hilft mir das? Die standen nicht auf unserer Liste, von
denen hat niemand ein Lilly-Tanner-Drehbuch über den Gartenzaun gedonnert
bekommen. Mein Herz sinkt sofort wieder ein bisschen.
Was, wenn die alle schon draußen im Saal sitzen und gar nicht mehr
hierherkommen? Wenn die Preisverleihung erst mal vorbei ist, komme ich nie mehr
an sie ran, dann werden sie Bodenpersonal wie uns einfach nach Hause scheuchen,
und das war’s dann für mich.
Ich schiebe mich langsam durch die aufgeregte Menge, und irgendwie
bin ich jetzt gar nicht mehr richtig bei der Sache vor lauter Enttäuschung.
Ganz beiläufig registriere ich Miley Cyrus, die sich an mir vorbeidrängt, doch
sie interessiert mich gar nicht mehr. Aus einer anderen Garderobe kommt Cameron
Diaz und eilt zum Bühnenaufgang, aber so umwerfend sie auch aussieht, sie
könnte mir im Augenblick auch nicht weiterhelfen.
Auf einmal taucht Jeromes Gesicht vor mir auf,
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