Im Bett mit Brad Pitt
Lilly, wenn das kein toller Name ist. Ich werfe einen ängstlichen Blick auf Emma, doch die
reckt zu meiner Überraschung nur den Daumen hoch. »Aber Freunde nennen sie
Emma«, ergänze ich schnell. So brauche ich mir wenigstens keine Gedanken
darüber zu machen, wenn ich sie so nenne.
»Und sie ist aus Mexiko?«, fragt Genevieve neugierig.
»Oh, äh, nein … ihre Mutter ist aus Mexiko«, improvisiere ich
schnell. »Daher auch ihr Akzent.« Damit hätten wir dann auch das Thema mit
Emmas miesem Englisch vom Tisch, ich sage jetzt nur: Penelope Cruz.
»Okay.« Genevieve trägt alles ein, und Emma bezahlt die Kursgebühr
für uns beide, wobei eine peinliche Pause entsteht. Genevieve verstaut den
Betrag sorgfältig in einer kleinen Geldkassette, dann steht sie auf und
umrundet den Tisch. »Somit heiße ich euch herzlich willkommen als Mitglieder
des Genevieve de Castillac Acting Studio«, sagt sie salbungsvoll, dann deutet
sie zuerst bei mir und dann bei Emma so etwas wie eine Umarmung an.
Ich räuspere mich. »Fein, wir freuen uns schon darauf. Und wann geht
der Kurs los?« Hoffentlich erst in ein paar Tagen, damit ich mir noch eine
kleine, aber feine Ausrede zurechtlegen kann.
Genevieve wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Ihr habt Glück. In
exakt einer Stunde geht es los, aber wir können gleich ins Studio gehen, dann
erkläre ich euch schon mal die theoretischen Grundlagen. Ist das nicht toll?«
»Ja, super«, antworte ich lahm, dann folge ich ihr mit hängendem
Kopf ins Studio.
Die Kursgruppe besteht aus insgesamt fünf Personen – Emma
und mich eingerechnet. Wir haben uns der Reihe nach vorgestellt und mussten
dann zur Auflockerung hüpfend und springend im Kreis rennen und gleichzeitig
Tierlaute von uns geben. Also echt, als würde ich jemals einen Schimpansen
spielen oder einen Hund. Als wir wieder anhalten, bin ich ein bisschen außer
Atem, obwohl das Studio nicht besonders groß ist. Genau genommen ist es gar
kein richtiges Studio, sondern nur ein größeres Zimmer, das bis auf wenige
Requisiten wie einen Tisch, ein paar Stühle, eine Lampe und ein abgewetztes
Sofa leer ist.
Greg, der einzige männliche Kursteilnehmer, schlenkert neben mir mit
seinen Armen. Er hat rote Haare, trägt Jeans und ein T -Shirt,
auf dem »Overworked and underfucked« steht, und stöhnt: »Was hat das denn mit
Schauspielern zu tun?«
»Eines will ich gleich klarstellen!« Genevieves Tonfall wird auf
einmal unerbittlich, während sie ihn mit ihren eisblauen Augen fixiert. »Wir
arbeiten hier nach meinen Regeln, verstanden? Falls jemand ein Problem damit
hat, da ist die Tür!«
»Schon gut.« Greg hebt entschuldigend die Hände. »So war das nicht
gemeint.«
»Das will ich auch hoffen.« Genevieve funkelt ihn an wie ein
knallharter Drill Sergeant von der Army. Dann lockern sich ihre Gesichtszüge
wieder. »Gut. Also, wer von euch hat schon Erfahrung als Schauspieler?«
Janet, eine üppige Blondine mit Stupsnäschen, reißt die Hand hoch.
»Ich habe einmal in einem Werbespot mitgespielt«, flötet sie
aufgeregt.
»Ah, ein Werbespot«, nickt Genevieve gutmütig. »Und was für ein Spot
war das?«
»Es ging um Windeln …«
»Und du hast die Mutter gespielt?«
»Nein, ich war das Baby, aber der Regisseur hat gemeint, ich hätte
echtes Talent.«
Genevieves Blick verharrt einen Moment lang wortlos auf ihr, dann
fragt sie in die Runde: »Sonst noch jemand?«
Gerade noch rechtzeitig bemerke ich, dass Emmas Hand verdächtig zu
zucken beginnt.
»Emma, vergiss es!«, raune ich ihr zu.
»Wieso,
ich hab doch Schauspielerfahrung«, raunt sie zurück.
»Aber nicht beim Film. Hier geht es ausschließlich um Film«,
behaupte ich, und erleichtert sehe ich, dass sie ihre Hand wieder zurückzieht.
»Gut«, fährt Genevieve fort. »Dann werde ich euch heute mit einer
ebenso einfachen wie genialen Schauspieltechnik bekannt machen, die ich selbst
erfunden habe: das sogenannte Method Acting.«
Ein paar Sekunden lang bleibt es still, und wir wechseln ratlose Blicke.
Dann hebt Vanessa, eine zierliche Halbasiatin, zaghaft die Hand.
»Entschuldigen Sie, Genevieve, war Method Acting nicht ursprünglich
von Stanislawski, und dann später hat es Lee Strasberg übernommen?«
»Nein, das ist bloß ein weit verbreiteter Irrtum«, sagt Genevieve,
ohne mit der Wimper zu zucken.
»Aber … Lee Strasberg ist mit dieser Methode berühmt geworden«, wagt Vanessa einen weiteren Einwand.
»Ja, obwohl er sie von mir gestohlen hat«,
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