Im Bett mit Brad Pitt
ergriffen.
Jeff nickt und produziert einen andächtigen Seufzer. »Ja, in dieser
Toreinfahrt tat er seine letzten Atemzüge.«
Ein Raunen und Seufzen geht durch die Gruppe, und ein paar beginnen
sogar zu weinen. Emma und ich wechseln erstaunte Blicke.
Also ehrlich, jetzt übertreiben die aber ein bisschen.
»Was haben die denn?«, raunt Emma mir zu.
»Hier ist der King of Pop gestorben«, raune ich diskret zurück.
»Elvis?«
»Nein, Michael Jackson. Elvis war der King of Rock .«
»Ach so.« Emma knipst schnell ein paar Fotos. »Das ist zwar
tragisch, aber dass die deswegen gleich so ein Theater machen … Sieh mal,
da drüben ist ein Verkaufsstand«, deutet sie auf einmal in die entgegengesetzte
Richtung. »Da könnten wir uns was zu trinken holen.«
Am Straßenrand gegenüber sitzen zwei Teenager auf Klappstühlen unter
einem Sonnenschirm, und neben ihnen steht eine Art Truhe. Ich gucke genauer
hin, bis ich das Schild darauf entziffern kann: Starmaps!
»Das ist kein Erfrischungsstand«, kläre ich Emma auf. »Die verkaufen
hier Straßenkarten mit den Adressen der Stars.«
»Ach so, schade.« Emma macht ein enttäuschtes Gesicht. »Schön doof,
mit Getränken würden die mehr Geschäft machen. Wer braucht schon so eine Karte,
hier kommen doch alle mit Reiseführer her.«
Sie hat recht, dennoch mache ich auch von den beiden Mädchen ein
Foto, als wir weiterfahren.
Die nächste Station ist Bel Air, praktisch das Nobelviertel im
Nobelviertel. Wir passieren einen Torbogen mit uniformierten
Sicherheitsmännern, und das erste Haus, das Jeff uns zeigt, ist das aus der
Serie Der Prinz von Bel Air . Als Nächstes passieren
wir Paris Hiltons Luxusdomizil, dann die Häuser von Keanu Reeves und Richard
Gere und schließlich noch die von Janet Jackson, Ronald Reagan und Aaron
Spelling.
»Aaron Spelling, wer ist der denn?«, will Emma wissen.
»Ein berühmter Filmproduzent«, antworte ich, während ich die
gigantische Villa fotografiere. »Er hat vor allem Serien gemacht, Drei Engel für Charlie zum Beispiel und Denver Clan , Beverly Hills, 90210 , Melrose Place und was weiß ich noch alles.«
»Ehrlich?« Emmas Augen leuchten auf. »Schade, dass du dein Drehbuch
nicht mithast, das wäre genau die richtige Adresse.«
»Zu spät, er ist vor ein paar Jahren gestorben. Außerdem kann ich ja
schlecht anläuten und mal eben fragen, ob die nicht zufälligerweise einen Stoff
für einen Liebesfilm bräuchten, nicht wahr?«
»Hm, stimmt auch wieder.«
Wir fahren weiter und sehen noch viele weitere Traumhäuser von
weltberühmten Stars, darunter Simon Mistkerl Fuller
von American Idol , Bela Lugosi, dem berühmten
Dracula-Darsteller, den natürlich wieder nur ich kenne, Hugh Hefners Playboy
Mansion und Christina Aguileras Palast. Als wir schließlich den Rodeo Drive
erreichen, ist es bereits Mittag, und wir haben uns die Finger wundgeknipst.
»Und hier nun der Rodeo Drive …«, Jeff klingt, als würde er
gerade die Hauptattraktion in einem Zirkus ankündigen, »… die berühmteste
und teuerste Einkaufsstraße der Welt. Ich will Ihnen nicht zu viel versprechen,
aber wenn Ihnen hier kein Star über den Weg läuft, dann haben Sie in Ihrem
vorigen Leben irgendetwas falsch gemacht.«
Schlagartig sitzen wir kerzengerade.
Was hat er gesagt? Stars? Über den Weg laufen?
»Können wir auch aussteigen?«, stellt ein pickelgesichtiger Junge
die Frage, die uns allen auf der Zunge liegt.
»Klar, Kumpel!« Jeff gibt dem Fahrer ein Zeichen, und der fährt
rechts ran. »Okay, Leute, geradeaus kommt ihr zum Beverly
Wilshire Hotel , das kennt ihr vielleicht aus …«
»… Pretty Woman …«, ergänze ich
automatisch.
»… äh, richtig, und gleich um die Ecke findet ihr den Canon
Drive mit dem weltberühmten Spago . Ihr habt eine
Stunde, ist das okay?« Zustimmendes Gemurmel geht durch die Reihen, und Jeff
entlässt uns auf den Bürgersteig.
Unsicher wie ein Rudel soeben in die Freiheit entlassener Raubtiere
machen wir die ersten Schritte, dann zücken alle gleich wieder die Kameras, und
mit staunenden Gesichtern und Lauten der Bewunderung setzen sie sich in
Bewegung.
Als Emma ihnen folgen will, halte ich sie am Ärmel zurück.
»Warte, Emma.«
»Was hast du?«, fragt sie verwundert.
»Überleg doch mal«, deute ich auf die anderen. »Wenn wir mit denen
mitmarschieren, können wir uns auch gleich ein Plakat mit der Aufschrift Vorsicht, frei laufende Touristen! an die Stirn tackern.«
»Aber wir sind doch
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