Im Bett mit Brad Pitt
Häuschen mit weiß umrahmten
Fenstern und grünen Balken, vor dem der Bus gehalten hat.
»Erinnern Sie sich! Freitag, der 13 .,
Jamie Lee Curtis, die Balkonszene … Na, klingelt’s?«, fragt er
theatralisch.
Wow. Jetzt, wo er es sagt. Dieses Haus sieht wirklich haargenau so
aus. Obwohl …
»Und gleich das nächste …«, fährt Jeff fort. »Wer erkennt die
rote Tür …? Keiner? Freddy Kruger, Nightmare on Elm
Street … Naa, klingelt’s?!«
Ich muss zweimal hinsehen, um es wiederzuerkennen. Jeff hat recht,
dieses Haus ist wirklich …
Obwohl …
»… und das dritte Haus, bitte sehr! Wer kennt es?« Er sieht
erwartungsvoll in die Runde.
Ich drücke wie die anderen auf den Auslöser, dann fasse ich das Haus
genauer ins Auge. Augenblick mal, das ist doch … Nein, ist es nicht. Doch,
ist es! Die Fensterläden, die grüne Tür, das Rankengitter …
Doch wieso …?
»Der Vater der Braut!«, kommt es wie von
selbst über meine Lippen.
»Ganz hervorragend, die kleine Lady kennt sich aus.« Jeff nickt mir
anerkennend zu.
»Das kann aber nicht sein«, widerspreche ich mir im nächsten Moment
selbst. »Dieses Haus ist viel zu klein, und der Vorgarten … nein,
unmöglich, das kann nicht dasselbe Haus sein!«
»Doch, ist es!«, behauptet Jeff. »Aber gut beobachtet, es wirkt im
Film tatsächlich wesentlich größer. Womit wir gerade etwas gelernt haben:
Kameras – und besonders die Kameras von Hollywood – lassen alles viel
größer erscheinen, als es in Wirklichkeit ist.« Er verzieht sein Gesicht zu
einem schadenfrohen Grinsen. »Jeder, der mal Tom Cruise gegenübergestanden ist,
weiß das. So, und jetzt zu den wirklich großen Häusern!«
Noch bevor Jeff es ankündigen kann, entdecken wir das Schild: Beverly Hills! Es hat die Form eines Wappens, und die
goldenen Buchstaben sind braun unterlegt. Jeff erklärt uns, dass es insgesamt
nur vier von diesen Schildern gibt, und als wäre das das Stichwort, biegt der
Bus nach rechts ein und klettert eine Steigung hoch, bis er irgendwann stoppt.
»Diese bescheidene Hütte da rechts oben …«, unsere Blicke
folgen Jeffs ausgestrecktem Arm, »… gehört niemand Geringerem als der
entzückenden Jennifer Aniston.«
Atemlos bestaunen wir das riesige Haus auf dem Hügel, und die Finger
hämmern in schnellem Stakkato auf die Auslöser.
Unter aufgeregtem Geschnatter geht die Fahrt weiter, und wir kommen
an ein Haus ganz in Weiß, das Eddie Murphy gehört, und dann zu einem
unauffälligen Flachbau, den Courtney Cox bewohnt.
Dann rollt der Bus auf ein imposantes Anwesen zu, das wie ein
mittelalterliches Schloss aussieht.
»Greystone Manor!« , verkündet Jeff mit
großer Geste. »Eines der imposantesten Anwesen in Beverly Hills und Drehort für
unzählige Filme und Serien wie Batman , Spiderman …«
Ich erkenne es. Ich erkenne es. Ich habe dieses Haus schon so oft in
Filmen gesehen, dass die Szenen wie ein Wirbelsturm durch mein Gehirn
fegen … Bodyguard , Was Frauen
wollen , Richie Rich , Gilmore
Girls , Ein unmoralisches Angebot …
Plötzlich haben alle die Köpfe zu mir umgedreht, und Jeff nickt
wieder anerkennend. Hoppla, habe ich das etwa laut gesagt?
»Nicht schlecht, kleine Lady. Scheint so, als hätten wir eine echte
Expertin an Bord. Würden Sie uns Ihren Namen verraten?«
Ich bekomme ein bisschen Farbe im Gesicht. »Lilly … ähm …
Tanner. Tut mir leid, ich wollte Sie nicht unterbrechen …«, murmle ich.
»Ich
bitte Sie, Lilly, wir sind hier in Hollywood. Menschen, die sich mit Filmen
auskennen, werden bei uns heiliggesprochen .«
»Cool.« Emma rammt mir begeistert ihren Ellbogen in die Seite. »Du
hast sie gerade mächtig beeindruckt.«
»Ja, kann sein.« Ich reibe mir mit möglichst cooler Miene die Seite,
aber ich muss zugeben, dass ich schon auch ein bisschen stolz bin.
Wir fahren weiter und bekommen die Häuser von Al Pacino, David
Beckham und Frank Sinatra zu Gesicht, dann nähert sich der Bus im Kriechtempo
einem gigantischen Anwesen. Wir bestaunen einen unendlich langen Zaun, hinter
dem ein hohes weißes Gebäude aufragt. Der Bus stoppt vor einem schweren
schmiedeeisernen Tor, an dem Blumengebinde hängen.
Jeffs Tonfall wird auf einmal ganz ehrfürchtig: »Dieses Haus gehört
eigentlich Christian Audigier, aber im letzten Jahr hatte es der King of Pop
gemietet …« Er lässt die letzten Worte nachwirken, bis die ersten
begreifen.
»Heißt das, dass er hier gestorben ist?«,
fragt eine Frau
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