Im Bett mit Brad Pitt
Touristen.«
»Ja, schon, aber stell dir vor, du wärst ein Promi und siehst diese
Truppe daherkommen, was würdest du tun?«
»Ich würde schleunigst abhauen«, meint Emma.
»Genau, und deshalb werden wir uns von denen schön fernhalten. Am
besten wechseln wir überhaupt auf die andere Straßenseite.«
Dort angekommen, sehen wir uns erst mal in Ruhe um. Der Rodeo Drive
ist eine wirklich hübsche Einkaufsstraße mit breiten, einladenden
Bürgersteigen, zwei stattlichen Palmenreihen links und rechts und natürlich
einer ganzen Reihe von funkelnden und glitzernden Geschäften.
»So, ich denke, jetzt können wir gehen«, sage ich und setze mich
langsam in Bewegung. »Und vergiss nicht, Emma, immer schön cool bleiben, okay?
Und solltest du einen Promi entdecken, ja nicht ausflippen, sonst läuft er uns
davon!«
»Ich doch nicht«, gibt Emma betont lässig zurück und lässt dabei
ihren Blick scheinbar gelangweilt umherschweifen, als würde sie jeden Tag hier
herumspazieren. »Sieh mal: Ralph Lauren !«, sagt sie
dann doch ein wenig hastig und schießt ein Foto.
»Und Bottega Veneta !«, entfährt es mir.
»Da: Armani ! Und Hermès !«
Mit jedem weiteren Schritt löst sich unser raffinierter Coolnessplan
mehr und mehr in Luft auf.
» La Perla … Boss … Guess … Chanel …«
Emma gerät ganz außer sich, während sie lauthals mitkommentiert, was sie
alles fotografiert, und mir geht es nicht viel besser.
»… und da drüben: Salvatore Ferragamo … Gucci … Cavalli … De Beers … Miu Miu … Dolce & Gabbana … Jimmy Choo …«
Längst schon rennen wir und können gar nicht mehr an uns halten vor
lauter Begeisterung. Wir bekommen kaum mit, wie wir unsere Kollegen aus dem Bus
auf der gegenüberliegenden Straßenseite überholen, unsere Köpfe fliegen nur so
hin und her, und wir knipsen, als müssten wir einen neuen Weltrekord aufstellen.
»… o mein Gott, Omega … und Dior … Tiffany …«
»… Yves Saint Laurent … Luis Vuitton … Versace …«
Es ist regelrecht verrückt. Es gibt mit hundertprozentiger
Sicherheit keine Nobelmarke auf der Welt, die es hier nicht gibt, und als wir
zehn Minuten später den Wilshire Boulevard erreichen, sind wir ganz außer Atem
und müssen erst mal eine Pause einlegen.
Als wir uns wieder ein bisschen beruhigt haben, zupfen wir unsere
Haare zurecht und lassen die Kameras in unseren Taschen verschwinden. Eine
peinliche Pause entsteht.
»Okay«, bin ich dann die Erste, die wieder Worte findet. »Das hat
jetzt nicht ganz so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt hatte.«
»Mhm«, nickt Emma. »Wieso bist du denn auf einmal so losgerannt?«,
fragt sie dann plötzlich.
»Ich?« Mir bleibt die Spucke weg. » Du hast
doch damit begonnen!«
»Stimmt doch gar nicht. Ich wollte dich nur auf ein paar Namen
hinweisen, die du möglicherweise noch nicht kennst, und dann bist du auf einmal
losgerannt …«
»Ja, klar, woher sollte ich auch Armani und Hermès kennen!«, fauche
ich sie an.
Einen Moment lang schweigen wir, dann treffen sich unsere Blicke,
und im nächsten Moment prusten wir beide los.
»Okay, wir sollten uns verziehen, bevor unsere Kollegen uns noch
einholen«, sage ich, als wir uns wieder eingekriegt haben.
»Gute Idee«, nickt Emma. »Und wohin?«
»Ich weiß auch nicht. Ich habe Hunger, und Durst. Wie steht’s bei
dir?«
»Geht mir genauso. Ich bin völlig ausgetrocknet.«
»Okay, mal sehen …« Ich mache ein paar Schritte, um mich zu
orientieren. »Jeff hat doch vorhin das Spago erwähnt.
Sieh mal, da drüben ist das Beverly Wilshire Hotel !«
Ich zeige auf den majestätischen Bau auf der anderen Straßenseite.
»Und da willst du rein?«, fragt sie mit skeptischer Miene. »Sieht
ein bisschen protzig aus, meinst du nicht?«
»Ja, stimmt, und wahrscheinlich lassen sie auch nur Hotelgäste
rein.« Mein Blick wandert suchend umher, dann entdecke ich das nächste
Straßenschild. »Sieh mal, da ist ja der Canon Drive!«
»Ja, und?« Emma schaut mich fragend an.
»Da ist auch das Spago !« Ich trabe sofort
los.
Emma folgt mir. »Ist das dieses Promirestaurant?«
»Ja, genau, und vielleicht treffen wir dort endlich eine echte
Berühmtheit. Sieh mal, da drüben ist es schon!«
Wir verlangsamen unsere Schritte und beäugen neugierig das Gebäude.
Offen gestanden bin ich ein bisschen enttäuscht. Von außen kann man nur eine
efeuüberwucherte Mauer erkennen, an deren Seite sich unter einem grünen
Baldachin
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