Im Bett mit Brad Pitt
zurück, bevor sie wieder aufs
Gas steigt.
Okay, dann bin ich jetzt also auf mich allein gestellt. Zaghaft
mache ich ein paar Schritte auf das imposante Gebäude zu. Als wir das vorhin
besprochen haben, hat es noch ganz einfach geklungen, aber jetzt bin ich mir
auf einmal nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war hierherzukommen.
Dabei ist es eigentlich so naheliegend: Als wir gestern Abend nach
der Schauspielschule noch mit den anderen etwas trinken waren und ich nebenbei
erwähnte, dass ich ein Drehbuch geschrieben habe, meinte Greg, dass er es
einfach bei der Directors Guild abgeben würde. Im
ersten Moment waren wir alle verblüfft, weil es so logisch war. Wo wäre ein
Drehbuch wohl besser aufgehoben als bei der Vereinigung der
Regisseure ? Passender geht’s doch gar nicht. Als wir es dann allerdings
ausführlicher diskutierten, wurde auch klar, dass es dabei schon ein paar
Probleme geben könnte, aber letzten Endes haben wir uns dann auf einen ziemlich
ausgeklügelten Plan geeinigt.
Und so stehe ich nun hier in meinem schicken grauen
Assistentinnenkostüm, die Haare hochgesteckt, eine falsche Brille auf der Nase
und mit diesen Kuverts in der Tasche. Und jetzt soll ich da hineingehen
und … O Gott.
Wird schon schiefgehen, Lilly, spreche ich mir selbst Mut zu. Ich
streiche zum ungefähr fünfzigsten Mal meinen Rock glatt, dann atme ich tief
durch und schreite mit dem Mut der Verzweiflung auf die gläserne Tür zu.
Briefkasten! , schießt es mir durch den
Kopf. Wieso zum Teufel ist hier kein Briefkasten? Es wäre so einfach. Ich
müsste die Umschläge bloß einwerfen und abwarten, ob sich jemand bei mir
meldet. Aber ich habe schon befürchtet, dass es nicht so leicht werden würde.
Also gut, dann eben doch die Botennummer.
Ich drücke die Tür auf und gelange in eine riesige Lobby aus Marmor
und poliertem Messing. Zwei Wachleute sitzen hinter einem Pult zur Rechten und
streifen mich mit gelangweilten Blicken. Gut, sehr gut. Die packen mich
wenigstens nicht und schmeißen mich raus wie Jack und Pete.
Dafür hebt jetzt die Frau hinter dem Empfangstresen ihren Blick und
mustert mich prüfend durch ihre Hornbrille. »Was kann ich für Sie tun?«
»Guten Tag …« Ich lege die paar Schritte bis zu ihr mit
entsetzlich klappernden Absätzen zurück, dann lege ich meine Tasche vor ihr ab
und ziehe fünf Umschläge daraus hervor. »Ich soll hier etwas abgeben«, sage ich
in möglichst gelangweiltem Tonfall, als wäre das ganz alltäglich für mich.
»Abgeben?« Sie setzt sofort einen distanzierten Blick auf. »Für wen
denn?«
»Mal sehen, die sind für …«, ich nehme die Umschläge hoch und
tue so, als müsste ich die Adressaten selbst erst ablesen, »… Catherine Hardwicke … James
Cameron … Ron Howard … Nora Ephron und … ah ja, Rob Reiner.« Wir
hatten gestern noch bis spät in die Nacht beratschlagt, an welche Regisseure
wir die Umschläge adressieren sollen. Dabei wurde uns schnell klar, dass wir
nur eine kleine Auswahl treffen durften, um kein unnötiges Aufsehen zu erregen,
und es mussten vor allem Leute sein, die großes Gefühlskino in Szene setzen
können.
Der Blick der Frau wandert zwischen mir und den Umschlägen hin und
her. »Und wie kommen Sie darauf, dass Sie diese Personen hier antreffen?«,
fragt sie kühl.
Die nimmt mich auf den Arm. »Wie wohl? Das ist doch die Directors Guild of America , nicht wahr?«
»Ja, aber das bedeutet nicht, dass diese Leute hier ihre Büros
haben, oder so«, sagt sie mit einem mitleidigen Lächeln. »Das wäre auch ein
ziemlich schwieriges Unterfangen bei vierzehntausend Mitgliedern, meinen Sie
nicht?«
Okay, über diesen Punkt haben wir vielleicht ein bisschen zu wenig
nachgedacht bei unserem Superplan.
»Das weiß ich natürlich …«, bemühe ich mich um einen souveränen
Tonfall. »Aber Jennifer meinte, dass Sie sie zu den
Leuten schicken könnten.« Ich lasse die Kuverts so auf den Tisch gleiten, dass
sie den Absender sieht.
Kaum hat sie den Namen entdeckt, zuckt sie zusammen, und ihre Augen
werden ganz schmal. Ha, wusste ich doch, dass das wirkt.
»Jennifer Aniston, Hillcrest Road?«, liest sie. »Diese Kuverts sind
von Jennifer Aniston ?«
»Ja, genau.« Ich betrachte beiläufig meine Fingernägel. »Die sind
von Jen .«
»Und wieso schickt Miss Aniston diese Briefe dann nicht gleich
selbst an diese Leute?«, fragt sie aufsässig.
»Das müssen Sie sie schon selber fragen«, gebe ich forsch zurück.
Jetzt nur nicht klein
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