Im Bett mit Brad Pitt
Stars …«
»Genau. Das wäre eine Riesenchance für mich, eine bessere Empfehlung
kann man sich gar nicht wünschen«, nickt Susan. »Und deswegen muss ich heute
auch einen besonders kreativen Eindruck machen.«
»Also, kreativ wirkst du auf jeden Fall«,
versichere ich ihr. »Sag mal, sind diese Haare eigentlich echt?«, kommt es mir
dann über die Lippen.
»Was denkst du denn?«, lacht Susan. »Natürlich nicht. Das ist eine
Perücke, ich liebe Perücken.«
Ach darum. Ich hatte mich schon gewundert. Kein Mensch hat von Natur
aus so viele Haare.
»Sie hat den ganzen Schrank voll davon«, ergänzt Kimberly und
verdreht dabei die Augen. Kimberly ist zart und hat eine blasse Haut, und wie
immer wirkt sie ein bisschen arrogant.
»Du auch schwarze hast, für Latinas?«, will Emma von Susan wissen.
»Klar, ich habe alles. Ihr könnt euch übrigens gerne was ausborgen,
wenn ihr wollt«, nickt Susan. »Also findet ihr mein Outfit gut?«
»Auf jeden Fall, für deine Zwecke ist es optimal«, meint Vanessa.
»Mach sie platt!« Ich recke beide Daumen in die Höhe.
Als Susan weg ist, steht auch Vanessa auf. »So, ich muss dann
auch …«
»Was steht bei dir heute an?«, frage ich sie.
»Ich treffe meinen Dad, er hat Geburtstag … und bei der
Gelegenheit kann ich ihn gleich um ein bisschen Geld anpumpen. Was macht ihr?«
»Lilly und ich haben ein Casting«, platzt Emma aufgeregt heraus.
Ah ja, richtig, das Casting. Emma ist gestern im Internet darauf
gestoßen, und sie ist ganz aufgeregt, weil es sich angeblich um eine ziemlich
große Produktion handelt.
»Ein Casting?« Vanessa runzelt die Stirn. »Und davon habt ihr mir
gar nichts erzählt? Da wäre ich gerne dabei gewesen.«
»Du hättest doch gar keine Zeit gehabt, wegen deines Dads«, wende
ich ein. »Außerdem geht das Casting über zwei Tage, sollte es also interessant
sein, kannst du auch noch morgen hin, nicht wahr, Emma?«
Emma nickt. »Ja, und du dann auch uns hast, um dich zu empfehlen«,
sagt sie aufmunternd zu Vanessa.
»Äh … ja. Gebt mir dann Bescheid, wie es war, okay? Bis
später!«
»Ich zische noch mal kurz ins Bad, und dann machen wir uns auch vom
Acker, okay?« Emma verkrümelt sich, und jetzt sind nur noch Kimberly und ich
übrig.
Ein paar Augenblicke lang bleibt es unangenehm ruhig. Sie blättert
in einer Illustrierten, und ich tunke Kekse in meinen Kaffee und lasse sie mir
dann im Mund zergehen.
»So, du bist also auch Drehbuchautorin?«, beginne ich dann, um das
Eis zu brechen.
Sie sieht erstaunt hoch, als würde sie mich jetzt erst registrieren.
»Ja, bin ich.« Damit vergräbt sie sich wieder in ihre Zeitung.
»Und, schon was verfilmt worden von dir?«, setze ich das Gespräch
fort.
Ihre hochnäsige Art nervt mich zwar, aber ich kann einfach nicht im selben Raum mit einem Menschen sein, ohne mit ihm zu
reden – außerdem bin ich auch neugierig auf ihre Erfahrungen.
»Sicher, schon einiges«, gibt sie beiläufig zurück. »Und von dir?«
»Nein, leider noch nicht. Es ist aber auch mein erstes Drehbuch, und
ich biete es ja erst seit ein paar Tagen an«, suche ich schnell nach einer
Ausrede.
Ihr Blick ruckt hoch. »Dein erstes Drehbuch, so so. Nur so aus
Höflichkeit: Wovon handelt es denn?«
Endlich sind wir beim Thema. Ich fasse in kurzen Worten die Handlung
von Endless Love zusammen und warte dann neugierig
auf ihre Reaktion.
Sie mustert mich nachdenklich, dann sagt sie: »Eine Liebesschnulze
also … Na ja, vielleicht fällt dir ja beim nächsten Mal was Besseres ein.«
Ich starre sie verblüfft an und fühle, wie sich ein Gewitter in mir
zusammenbraut. Wie kann jemand nur so fies sein? Diese doofe Ziege, der müsste
man …
»Können wir?« Es ist Emma, die mich aus meinen Gedanken reißt.
Sie trägt wieder ihre Fransenstiefel, aber diesmal hat sie einen
Rock und ein kurzes Bolerojäckchen an, das ihr sogar ziemlich gut steht.
Ich überlege noch, ob ich Kimberly eine scharfe Antwort auf ihre
Unverschämtheit geben soll, lasse es dann aber bleiben. »Die Adresse hast du?«,
frage ich stattdessen Emma.
»Klar, die habe ich schon gestern im Navi eingespeichert. Es sind
keine zwanzig Minuten von hier.«
»Bist du sicher, dass es hier ist?« Ich werfe einen skeptischen
Blick auf die alte Halle, die schon bessere Tage gesehen hat. Das
Navigationsgerät hat uns zuerst Richtung Melrose Place gelotst, und da sah,
abgesehen von einem Megastau, alles noch ganz manierlich aus, aber nur ein paar
Gassen weiter wirkt
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