Im Bett mit Brad Pitt
die Umgebung wie die Kulisse für einen Bandenkrieg.
»Ja, ich habe mir die Adresse direkt vom Computer abgeschrieben.
Also, ich finde es gar nicht übel. Sieh mal, da stehen ein paar tolle
Schlitten.« Sie deutet zuversichtlich auf den Parkplatz, wo neben unserem
Cadillac mehrere riesige Autos mit chromblitzenden Felgen und schrillen
Lackierungen stehen. »Und da drüben dürfte der Eingang sein.« Gerade
verschwinden drei aufgedonnerte Mädchen in hohen Stöckelschuhen durch eine
unscheinbare graue Tür.
Als wir näher kommen, lesen wir auf einem Zettel: BBM Productions Casting .
» BBM Productions?« Ich krame in meinem
Hinterstübchen, ob ich von denen schon mal was gehört habe. »Die Firma kenne
ich gar nicht. Na ja, vielleicht ein neuer Independent.«
»Inde was ?«, fragt Emma.
»Independents sind Filmfirmen, die unabhängig von den großen Studios
produzieren«, kläre ich sie auf.
»Dann ist das also doch keine große Sache?« Sie zieht ein
enttäuschtes Gesicht.
»Ach, das sagt gar nicht viel über die Qualität einer Firma aus. In
den letzten Jahren hatten die Unabhängigen teilweise größere Erfolge als die
arrivierten Firmen mit ihren projektierten Blockbustern. Geld ist nicht alles,
manchmal siegt auch die Qualität, und nicht zu vergessen Kreativität.«
»Okay, dann zeigen wir denen mal, was wir draufhaben.« Emma klingt
nach meinen Ausführungen wieder richtig motiviert. Voller Schwung stößt sie die
Tür auf, und wir gelangen durch einen kahlen Gang zu einer weiteren Tür, hinter
der wir auf eine Art Büro stoßen. Eine ältere Frau mit riesigen roten Lippen
und pechschwarzen Haaren empfängt uns mit trägem Blick. »Hi, ich bin Katie. Ihr
wollt zum Casting?« Sie blickt vorwurfsvoll auf ihre Uhr. »Ihr seid spät dran.«
»Es gab einen Stau an der Ecke Melrose …«, versuche ich schnell
eine Erklärung anzubringen.
»Ja, ja, ist auch egal. Füllt das schnell aus, und dann brauche ich
noch eure Ausweise.« Sie schiebt uns zwei vorgedruckte Zettel samt
Kugelschreiber über den Schreibtisch. Wir händigen ihr unsere Reisepässe aus,
mit denen sie sich sofort nach hinten zu einem alten Kopierer verzieht. Ich
verfolge sie mit unbehaglichem Blick. Ich habe es nicht so gern, wenn man mein
Passfoto kopiert. Den neuen Vorschriften nach muss man dabei ganz ernst gucken,
und da ich auf dem Foto auch noch die Haare zurückgebunden habe, sehe ich
darauf aus wie ein schmollendes Streifenhörnchen.
»Was steht denn da alles?«, fragt Emma nervös.
Ich werfe einen Blick auf die Zettel. »Mal sehen … in die erste
Zeile müssen wir unsere Namen eintragen …« Wir kritzeln in Windeseile
unsere Namen hin. »… dann das Geburtsdatum … unsere Adresse …«
Wir schreiben so schnell wir können. Als Nächstes kommt eine ganze Reihe von
Fragen, die man mit Ja oder Nein ankreuzen muss. »Sind sie im Vollbesitz Ihrer
geistigen Kräfte? Ja!« , lese ich für Emma laut mit,
während ich mein Kreuz mache. »Sind sie gesund? Ja! Sind sie volljährig? Ja! Sind sie frei von
Vorstrafen? Selbstverständlich!«
Katie ist inzwischen mit unseren Ausweisen zurück. »Seid ihr immer
noch nicht fertig?« Sie beginnt ungeduldig mit ihrem Zeigefinger auf den
Schreibtisch zu trommeln.
»Beeilung, Lilly, sonst nehmen sie uns nicht mehr dran!« Emma hat
hektische Flecken auf den Wangen bekommen, sie scheint das Ganze ziemlich ernst
zu nehmen.
»Okay, soweit ich sehe, können wir hier überall Ja ankreuzen«, sage ich, um Zeit zu sparen. Ist schließlich nur irgendein oller
Wisch, sollten die wirklich Interesse an uns haben – was ungefähr so
wahrscheinlich ist wie ein Marsmännchen im Weißen Haus –, müssten wir die
Einzelheiten ohnehin noch einmal in Ruhe durchgehen.
Wir fetzen beinahe zeitgleich unsere Unterschriften auf den unteren
Rand und übergeben die Zettel dann der Schwarzhaarigen. Die nimmt sie und wirft
einen Blick darauf. Ihre Augenbrauen schießen in die Höhe. »Alle Achtung, ihr
geht ja in die Vollen. Habt ihr schon bei anderen Produktionen mitgemacht?«
»Nein, das ist unser erstes Casting«, antworte ich.
»Okay, das könnte Mike interessieren. Geht den Gang runter bis zur
letzten Tür, da findet ihr die Umkleide. Ich gebe Mike Bescheid, damit er euch
gleich dort abholt.«
»Hast du gehört, Lilly?«, meint Emma aufgeregt, als wir eilig den
Gang entlangtrippeln. »Sie hat gesagt, wir könnten diesen Mike interessieren !«
»Ja, ich hab’s gehört«,
gebe ich verhalten zurück. »Sag,
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