Im Bett mit Brad Pitt
eine Treppe zu
einer Bar hinauf … Ist das etwa …? Aber klar, das ist die Sky Bar . Und was erzählt diese Frau da?
»… und als George, der übrigens ein sehr guter Freund von mir
ist, herunterkam, hat sich dieses Flittchen plötzlich halb nackt auf ihn
gestürzt und ihn ins Wasser gezerrt …«
Wie bitte? George? Und welches halb nackte Flittchen überhaupt?
»Wovon redet die?«, frage ich arglos.
»Sie meint dich«, meint Vanessa, ohne den Blick vom Bildschirm zu
nehmen.
Wie zur Bestätigung blendet die Regie jetzt ein Foto in den linken
oberen Bildrand ein. Es ist unscharf, wahrscheinlich eine Handyaufnahme, aber
man kann doch eindeutig eine junge Frau erkennen, die gerade aus dem Pool
klettert. Sie hat nasse, nach hinten anliegende Haare, wodurch sie ein bisschen
aussieht wie ein schmollendes Streifenhörnchen, und durch den nassen Stoff
zeichnen sich ihre Brüste mehr als deutlich ab …
»Sie sehen also, meine Damen und Herren, dass diese Frau es ganz offensichtlich
darauf angelegt hat, sich möglichst viele Hollywoodstars zu angeln, und bei der
Wahl ihrer Methoden ist sie dabei nicht zimperlich. Haben wir gestern die
Meldung um Brad Pitts Sexaffäre vielleicht noch für überzogen gehalten, so
stellt sich nun das Mysterium um diese Person in einem ganz anderen Licht dar.
Eines steht jedenfalls fest: Frauen von Hollywood, gebt acht auf eure Männer!«
Nein. Nein. Das stimmt doch alles nicht! Das sind Lügen, nichts als
Lügen. Ich habe mich doch nicht auf George Clooney gestürzt, ich wollte nur
mein Drehbuch aus dem Wasser holen …
Es ist, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegreißen.
Mir wird schwindelig, und ich muss mich setzen.
»Lilly, ich beneide dich«, seufzt Vanessa auf einmal.
»Beneiden? Warum denn?«, frage ich schwach.
»Du wirst von Tag zu Tag berühmter. Das ist doch großartig«, ruft
sie begeistert aus.
»Ein bisschen Bekanntheit wäre ja ganz gut, aber das wird mir
langsam echt zu viel«, murmle ich.
»Dir ist echt nicht zu helfen«, meint Vanessa ohne jedes
Verständnis. »Ich an deiner Stelle würde längst eine Pressekonferenz geben und
vor aller Welt verkünden, dass ich ein Drehbuch geschrieben habe.«
Mein Drehbuch? Hm. Stimmt schon, das wäre jetzt eine tolle
Gelegenheit. Andererseits …
»Ich würde das nicht durchstehen«, schüttle ich den Kopf. »Die
würden mich mit ihren Fragen auseinandernehmen, bis ich heulend
zusammenbreche.«
»Na ja, es muss ja nicht gleich eine Pressekonferenz sein«, schwächt
Vanessa ab. »Aber wenn du das nächste Mal einem Reporter über den Weg läufst,
könntest du ja so nebenbei loswerden, weshalb du überhaupt hier bist, nicht
wahr?«
»Vanessa hat recht«, nickt jetzt auch Emma. »Dein Handy hat übrigens
auch schon ein paarmal geläutet, vielleicht sind das ja auch Reporter, die dich
interviewen wollen.« Sie deutet hinüber zur Ladestation, wo ich es gestern
Abend angesteckt habe.
Ein Telefonat? Okay, das würde ich packen. Vor allem, weil ich dann
das Gespräch jederzeit abbrechen könnte, falls mir die Fragen zu heiß werden.
»Das wäre eine Möglichkeit.« Ich stehe auf, um das Handy zu holen,
als es schon wieder läutet. Ich zucke unwillkürlich zusammen bei dem Gedanken,
dass es jemand von der Presse sein könnte, und überlege mir schnell, was ich
sagen darf und was nicht. Ich hatte keinen Sex mit Brad Pitt ,
der Satz passt nach wie vor, und ich könnte ihn erweitern, indem ich sage: Ich hatte weder Sex mit Brad Pitt noch mit …
Oh, es ist gar nicht mein Handy, sondern
Emmas, das läutet. »Emma, es ist deines.« Ich reiche ihr das Handy hinüber.
»Wer ist es denn?«
»Keine Ahnung. Eine deutsche Nummer, aber niemand, den du
eingespeichert hast.«
Sie nimmt stirnrunzelnd ab: »Halloo …? Ja, am Apparat.«
Während sie telefoniert, kümmere ich mich um mein eigenes Handy und
sehe die eingegangenen Anrufe durch. Vielleicht hat sich Jason endlich
gemeldet. Um das zu erkennen, müsste ich jetzt allerdings wissen, wie die
Vorwahl von Rumänien ist. Egal, ich sortiere einfach die Nummern mit
amerikanischer und deutscher Vorwahl aus, dann müsste ich eigentlich …
»Das ist doch wohl ein Witz!«, reißt mich Emmas aufgebrachte Stimme
aus meinen Gedanken.
Mein Kopf ruckt herum. Emma ist normalerweise nicht leicht aus der
Fassung zu bringen, aber jetzt ist sie ganz rot geworden vor Empörung, und die
Gesprächsfetzen, die ich mitbekomme, lassen auch in mir sämtliche
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