Im Bett mit Brad Pitt
zur
Gebäuderückseite begeben müssen. Ich mache mich also wieder auf die Socken,
durchquere einen hübschen kleinen Park und nähere mich von der anderen Seite
dem Besuchereingang.
Als ich durch die Glastür schreite, erblicke ich eine
Sicherheitsschleuse. Sie erinnert mich an einen Flughafen, Uniformierte
kontrollieren die Ausweise und Taschen der Leute, und ich zücke gleich meinen
Reisepass, als ich an den Tresen herantrete.
»Sie sind Touristin?«, will eine ziemlich umfangreiche
Afroamerikanerin wissen.
»Ja, genau.«
Sie wirft einen Blick in meinen Pass, und plötzlich verengen sich
ihre Augen. »Dieser Pass ist ungültig«, sagt sie streng.
»Ungültig?«, frage ich erschrocken. »Unmöglich, den habe ich erst
letztes Jahr neu ausstellen lassen, und bei meiner Einreise war auch noch alles
in Ordnung.«
»Das mag schon sein«, meint sie ungerührt. »Aber wenn Sie Ihre
Haarfarbe verändern, müssen Sie auch das Passbild entsprechend anpassen.«
Mist. Die Perücke. Die hatte ich ganz vergessen. Hastig reiße ich
sie mir vom Kopf und stopfe sie in meine Handtasche.
Die Sicherheitsbeamtin zieht überrascht die Brauen hoch.
»Es war nur eine Perücke, sehen Sie? Ich trage gerne Perücken, ist
ein Tick von mir, ich finde die Dinger echt steil «,
lasse ich mir hastig einfallen, da ich ja schlecht erklären kann, dass ich mich
verkleidet habe, um nicht als stadtbekannte Schlampe erkannt zu werden.
Sie mustert mich einen Augenblick lang misstrauisch, dann winkt sie
einen Kollegen heran. Ich fühle Hitze in mir aufsteigen, während sie ihm meinen
Ausweis zeigt und ihm irgendetwas zuflüstert, das ich nicht verstehen kann. Der
Mann nickt, dann begutachtet auch er meinen Pass eingehend, bevor er sich an
mich wendet.
»Ihr Name ist Lilly Tanner?«
»Ja, Sir!« Beinahe hätte ich salutiert vor lauter Respekt.
»Das ist seltsam«, meint er nachdenklich.
»Falls Sie die Perücke meinen … die habe ich nur so zum Spaß
getragen …« Ich ringe mir ein Lachen ab.
»Nein, das meinte ich nicht …« Er mustert mich noch einmal
prüfend. »Aber Sie sehen genauso aus wie Lillifee
Springwater , wissen Sie das?«
»Lilli … wer? « Ich verschlucke mich
fast an meinen eigenen Worten.
»Lillifee Springwater«, erklärt er ernst. »Das ist so eine
Verrückte, die sich an Filmstars ranmacht.«
»Tatsächlich?«, stoße ich hervor. »Nie gehört, den Namen, mir
gänzlich unbekannt. Und die soll mir ähnlich sehen?«
»Ja, ziemlich sogar. Aber Sie sind es ja nicht, wie ich sehe.« Er
klopft auf meinen Pass, bevor er ihn mir zusammen mit einem Besucheraufkleber
wieder aushändigt. »Dann wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Tag im Rathaus
von Los Angeles«, rattert er freundlich seinen Text herunter.
»Vielen Dank.« Mir fällt ein Stein vom Herzen, und ich atme
erleichtert aus. »Können Sie mir vielleicht noch sagen, wie man hier ganz nach
oben kommt?«, fällt mir dann noch ein.
»So wie überall«, zuckt er die Achseln. »Mit Arschkriechen.«
»Wie bitte? Nein, ich meinte, hoch zur Aussichtsplattform«, erkläre
ich überrascht.
»Weiß ich doch!« Er lacht. »Aber der Witz ist einfach zu gut, finden
Sie nicht auch?«
»Äh, ja sicher, außergewöhnlich gut sogar …«
»Okay, Sie müssen nur den Lift da hinten nehmen«, wird er wieder
ernst. »Der bringt Sie hoch bis zum einundzwanzigsten Stock, dort steigen Sie
um, und der nächste Lift bringt Sie in den sechsundzwanzigsten.«
»Sechsundzwanzig? Ich dachte, es gibt siebenundzwanzig Stockwerke«,
wundere ich mich.
»Stimmt. Aber zum letzten müssen Sie hochlaufen, das ist nämlich der
Tom Bradley Room.«
»Alles klar, vielen Dank.«
Der Wachmann hat es gut beschrieben. Als ich im sechsundzwanzigsten
Stockwerk ankomme und die Lifttüren sich öffnen, stehe ich direkt vor einer
Marmorbüste mit dem Kopf von Tom Bradley, einem legendären Bürgermeister von
Los Angeles, wie ich von der Tafel darunter ablesen kann, und breite,
geschwungene Treppen führen an beiden Seiten zur nächsten Etage hoch. Außer mir
scheint kein Mensch hier oben zu sein, was ein merkwürdiges Gefühl in mir erzeugt.
Ich steige neugierig die Treppe hoch, und als ich oben ankomme, bin
ich auf Anhieb begeistert. Der Tom Bradley Room ist ein großer Saal, auf allen
vier Seiten eingerahmt von Fenstern und entsprechend hell. Es gibt Sitzreihen
für Zuhörer, und vorne an der Wand steht ein Rednerpult, über dem die
amerikanische Flagge hängt.
Vor meinem geistigen Auge sehe
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