Im Bett mit Brad Pitt
ist es eine amerikanische Nummer. Ob es
ein Reporter ist? Schön wär’s, dann könnte ich endlich loswerden, dass ich in
Wirklichkeit Drehbuchautorin bin. Mit einem bangen Gefühl hebe ich ab.
»Lilly? Hier ist Genevieve.«
»Genevieve? Oh …« Ich bemühe mich, mir meine Enttäuschung nicht
anmerken zu lassen. »Was gibt es denn?«
»Lilly, gerade war ein Mann bei mir, der dich sprechen
wollte …«
»Ein Reporter?«, frage ich schnell.
»Nein, ein Agent, aber er hat den Tipp von einem Reporter bekommen,
mit dem ich vorher gesprochen hatte.«
»Ein Agent? Was für ein Agent?«
»Er vermittelt eigentlich alles, aber hauptsächlich Drehbücher, hat
er gesagt …«
»Das ist ja großartig!«, rufe ich aus.
»Ja, das dachte ich mir auch, und deshalb habe ich ihm deine
Telefonnummer gegeben. Jetzt bin ich mir aber plötzlich nicht mehr sicher und
wollte dich fragen, ob dir das auch recht ist?«
»Aber natürlich, Genevieve. Das ist doch genau das, was ich wollte.«
»Das freut mich, Kindchen. Dann halte dich bereit, ich glaube, er
wird sich heute noch bei dir melden.«
»Vielen Dank, Genevieve, du hast was gut bei mir.«
»Kein Problem, Schätzchen. Ach, Lilly, noch etwas …«
»Ja?«
»Wenn du mit diesen Leuten verhandelst, dann sei bitte vorsichtig,
ja? Ich kenne diese Branche schon lange, und sie ist ein Haifischbecken, glaub
mir.«
»Okay, ich werde daran denken, Genevieve.«
Meine Stimmung schießt schlagartig in die Höhe. Ein Agent, das ist
es, was ich brauche. Einen cleveren Burschen, der mit den Machern in Hollywood
auf du und du ist, der mir die richtigen Kontakte verschafft und der vor allem
weiß, wie wir meine momentane Bekanntheit am besten vermarkten können –
mag sie auch noch so anrüchig sein.
Vielleicht ist das überhaupt die Lösung für alles. Ein Drehbuch muss
hier in Hollywood doch eine ganze Menge wert sein, und sicher gibt es auch
einen Vorschuss. Hervorragend, ganz hervorragend. Schon lustig irgendwie, ich habe
mich über diesen fiesen Reporter geärgert, dabei könnte ausgerechnet er der
Schlüssel zu meinem Glück sein.
Okay, dann wollen wir mal überlegen: Was sind die Vorteile dieser
ganzen Gerüchte?
1) Ich bin plötzlich berühmt.
2) Ich habe gute Chancen, mein Drehbuch zu vermarkten.
3) Ich bekomme darüber hinaus sicher noch eine ganze Menge anderer
Angebote.
4) Wenn ich es nicht allzu dumm anstelle, werde ich reich.
5) Alle beneiden mich.
Und die Nachteile:
1) Die ganze Welt hält mich für eine Schlampe.
Und das war’s auch schon. Ein Nachteil gegen fünf Vorteile, und wenn ich erst mal
die positiven Punkte umgesetzt habe, kann ich ja den einen negativen wieder aus
der Welt schaffen, indem ich ganz einfach mit der Wahrheit rausrücke, nicht
wahr?
So, jetzt muss nur noch dieses Superass von einem Agenten anrufen,
aber das wird er schon, da bin ich mir ganz sicher. Er wäre doch ein Vollidiot,
würde er sich so einen dicken Fisch durch die Lappen gehen lassen.
Meine Hochstimmung hält an, bis mich das Navi präzise zu dem Parkplatz
vor der City Hall dirigiert hat. Ich bezahle bei der Einfahrt die Parkgebühr
und versuche dann ein paar Minuten lang, mein Schlachtschiff in eine Lücke zu
manövrieren, bis der Parkwächter herbeieilt und mir diesen Job abnimmt. Ich
bedanke mich mit einem großzügigen Trinkgeld, dann mache ich mich auf den Weg.
Die City Hall liegt direkt gegenüber, und bei ihrem Anblick bleibt
mir für einen Moment die Luft weg. Ich schnappe mir schnell die Kamera und
schieße ein paar Bilder.
»Ist schon ein imposantes Gebäude, was?« Ein älteres Ehepaar in
typischer Touristenaufmachung steht neben mir und fotografiert ebenfalls. »1928
erbaut«, erklärt der Mann. »Damals bedurfte es einer Sondergenehmigung wegen
der Erdbebengefahr, deswegen auch die stabile Bauweise. Sehen Sie die Pyramide
an der Spitze? Die ist einzigartig, ein ganz besonderes Gebäude.«
»Ja«, stimme ich begeistert ein. »Da oben wurden Batmans Eltern
erschossen, wussten Sie das?«
»Wie bitte?« Sie glotzen mich beide an.
»Ja, und da wurde nicht nur Batman gedreht,
sondern auch Spiderman und Superman ,
und auch sonst noch eine ganze Menge Filme.« Das ist auch der Hauptgrund, warum
ich dieses Gebäude unbedingt besichtigen wollte.
Das Ehepaar verzieht sich wieder, und ich begebe mich auf meine
Erkundungstour. Vorne am Haupteingang verkündet ein Schild, dass hier nur
Bedienstete des Rathauses Zutritt haben und dass sich Besucher
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