Im Bett mit Brad Pitt
gegenüber
nicht nachtragend waren und die weiterhin munter Getränke geordert hat, sonst
hätten die mich womöglich noch verdursten lassen vor lauter Empörung. Also
echt, als hätte ich den Papst ermordet oder so, dabei wollte ich doch nur ein
bisschen bequemer sitzen.
Nachdem ein Zollbeamter die Pässe kontrolliert und unsere
Fingerabdrücke eingescannt hat (im ersten Moment dachte ich schon, das sei
wegen der kleinen Schummelei an Bord, doch dann bemerkte ich erleichtert, dass
die das bei allen so machen), angeln wir unser Gepäck vom Förderband und
marschieren ins Freie.
Wow! Wir sind jetzt echt und wahrhaftig in Los Angeles.
Als Erstes fällt mir auf, wie warm es hier ist. Es hat sicher an die
zwanzig Grad, und das im Februar, eine willkommene Abwechslung zu den klammen
fünf, die am Morgen in München geherrscht haben. Hier ist es gerade Mittag,
wegen der Zeitverschiebung, und die Sonne scheint uns mit ihren wärmenden
Strahlen willkommen zu heißen.
Irgendwie ist es für mich ein ganz besonderes Gefühl, zum ersten Mal
in meinem Leben amerikanischen Boden zu betreten, und feierlich schließe ich
die Augen und atme tief die Luft ein – die allerdings besser wäre, wenn
nicht andauernd irgendwelche dicken Busse unter Zurücklassung mächtiger
Abgaswolken vor unseren Nasen durchstarten würden.
»Wie hieß unsere Leihwagenfirma schnell noch?«, schreie ich Emma an,
um den Lärm zu übertönen.
Wir haben vorhin am Schalter erfahren, dass die großen
Leihwagenfirmen eigene Shuttlebusse haben, die uns zu ihrem Stützpunkt und
damit zu unserem Leihwagen bringen.
Emma blättert in ihren Unterlagen. »Alamo!«, schreit sie dann
zurück, und die anderen Reisenden drehen die Köpfe nach uns, weil es in dem
Moment wieder ruhig ist, da gerade kein Bus wegfährt.
Es dauert nicht lange, dann erspähen wir auch schon einen Bus von
Alamo, der unweit von uns stoppt. Wir wuchten unser Gepäck hinein, wobei uns
der Fahrer, ein gut genährter Mexikaner um die fünfzig, zur Hand geht.
»Jetzt kannst du gleich dein Englisch ein bisschen auffrischen«,
ermuntere ich Emma, während wir uns auf den vorderen Sitzen niederlassen.
»Meinst du?«, fragt sie unsicher. »Ehrlich gesagt habe ich seit der
Schule nicht mehr Englisch gesprochen, könnte also sein, dass da ein bisschen
was durcheinandergerät.«
Und sie hatte nur eine gnädige Vier im
Abschlusszeugnis, aber das bringe ich jetzt sicherheitshalber nicht zur
Sprache.
»Na, dann ist das doch die beste Gelegenheit, den Fahrer siehst du
ohnehin nie wieder«, sage ich stattdessen.
»Stimmt.«
Sie wendet sich an den Fahrer, und währenddessen zücke ich meine
nagelneue Digitalkamera, um schnell ein paar Fotos zu machen. Wir rollen eine
superbreite, schnurgerade Straße entlang, an ein paar großen Gebäuden vorbei,
und plötzlich entdecke ich Palmen, riesige amerikanische Palmen, die ich
natürlich sofort fotografieren muss.
Emma verwickelt währenddessen den Fahrer in ein Gespräch. Schnell
fällt auf, dass der so eine Art Gastarbeiter sein muss und der englischen
Sprache auch nicht wirklich mächtig ist, denn die Unterhaltung der beiden
klingt ungefähr so:
Emma: »Wir haben tun es noch lange bis zu Wagen?«
Fahrer: »Drei Jahre es bald sind, ich sehr glücklich.«
Emma: »Sie machen Kinder mit mir!«
Fahrer: »Ja, zwei. Junge auch Bus fahren, Mädchen nur Mädchen, ich
aber trotzdem glücklich.«
Emma: »Ist es teuer Amerika einzukaufen?«
Fahrer: »Nein, nein, ich wieder zurück nach Mexiko kann, aber nicht
will. Ich sehr glücklich hier. Sie Ferien ausgeben hier?«
Emma: »Ja, Hollywood, warum Sie wissen?«
Fahrer: »Oft schon. Viel berühmt: Wockoffämm, Tscheinäsietra,
Kotacksietra, alles kennen.«
Emma: »Ich nicht kennen die, das Verwandte von Frank Sinatra?«
Fahrer: »Ah, Frankie-Boy!« Und laut singend: »Strangers
in the night …«
Anfangs hätte ich mich beinahe eingemischt, aber die Übersetzerei
der Filme im Flugzeug steckt mir noch in den Knochen, daher widme ich mich
lieber der Landschaft und lasse die beiden plappern.
Als wir zehn Minuten später vor dem Firmengebäude von Alamo stoppen,
verabschiedet sich Emma noch mit einem schwungvollen: »Hasta la vista,
Rodriguez, und lassen Sie Ihre Familie mich grüßen!«, dann betreten wir das
Büro.
»Tut mir leid«, meint der Angestellte am Schalter, der laut
Namensschild Jack Thomas heißt, freundlich, nachdem wir ihm die
Reservierungsbestätigung für unser Auto überreicht haben. »Aus
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