Im Blut vereint
verstümmelt.«
»Scheiße.« Darauf würden sich die Medien nur so stürzen. Wie viele Minuten würde es wohl dauern, bis sie Wind davon bekamen? »Dann soll der Sergeant von der Streife mal besser aufpassen, dass der Fundort gut abgeriegelt wird.«
Als er nun den Maschendrahtzaun erreichte, der den Kornspeicher umgab, entdeckte Ethan gleich jenseits des gelben Absperrbands zwei Ermittler von der Spurensicherung – Jungs von der Spusi, wie sie genannt wurden – in ihren weißen Schutzanzügen. Sie durchkämmten den Randbereich des Grundstücks und hielten Kameras und Markierungsschildchen bereit. Ethan stellte seinen Jeep neben einem Transporter mit dem Schriftzug
Forensic Identification Unit
ab und stieg aus. Der Bus für die Einsatzleitung stand neben dem Tor, äußerlich still, während drinnen sicher Geschäftigkeit herrschte. Walker fuhr wahrscheinlich gerade die Computer hoch.
Die aufgehende Sonne hatte den Morgenhimmel in feuriges Rot getaucht. Wie passend, dass ein blutroter Himmel den Tod dieses jungen Mädchens begleitete. Morgenrot – Schlechtwetter droht. Es dauerte einen Moment, bis ihm die eigentliche Bedeutung dieser Bauernregel aufging. Regen zog auf. Ethan fuhr sich mit der Hand über das Kinn; Kaffee schwappte über seine Finger. Scheiße! Die Jungs von der Spusi beeilten sich besser, bevor der Regen mögliche Spuren fortspülte.
Der Streifenpolizist am Tor war noch jung und sah aus, als käme er frisch von der Polizeiakademie. Er blickte stoisch drein, aber sein Gesicht war blass. Vermutlich war er als Erster am Fundort gewesen. Ethan fragte sich, ob der Constable vorher schon einmal ein Mordopfer gesehen hatte. Wahrscheinlich nicht. Ein Grund mehr, ihn die Tote bewachen zu lassen, wenn sie sich in der Leichenhalle befand. »Detective Drake, Major Crime Unit«, sagte Ethan und zeigte seinen Ausweis vor.
Der Constable warf einen Blick darauf und öffnete das Tor. »Detective Riley hat mich gebeten, sie anzufunken, wenn Sie da sind.«
Ethan nickte. Riley war leitende Ermittlerin der Spurensicherung. Sie hatte den Laden fest im Griff, und Ethan wusste das zu schätzen. Wenn sie Dienst hatte, kamen keine Spuren zu Schaden. Ohne ihre Erlaubnis durfte niemand außer dem Gerichtsmediziner einen Tatort betreten. Früher war es nur allzu oft vorgekommen, dass Polizisten aus Versehen auf Fußabdrücke traten, die man mit bloßem Auge nicht erkannte, oder selbst Spurenmaterial hinterließen. Unter Rileys Leitung hatte sich das geändert. Das erleichterte Ethan die Arbeit, und dem Staatsanwalt ebenfalls.
Riley bemerkte ihn und winkte. Ethan kannte sie zu gut, um sich von ihrer kleinen Statur täuschen zu lassen. Sie war eine kräftige Person, betrieb in ihrer Freizeit Triathlon und besaß körperlich und geistig mehr Durchhaltevermögen als die gesamte Abschlussklasse der Polizeiakademie zusammen. Jetzt kam sie ihm entgegen, und Ethan wusste, dass sie stets genau denselben Weg über das Gelände nehmen würde. Auf einem Weg hinein, auf dem gleichen wieder heraus. So ließen sich Kontaminationen auf ein Minimum begrenzen.
Sie blieb vor ihm stehen. Bei Ethan läuteten die Alarmglocken. In den fünf Jahren, die er Audrey Riley kannte, hatte er bei ihr vor Abschluss eines Falls noch nie irgendeine emotionale Reaktion erlebt. Aber heute sah er Anzeichen von Bestürzung in ihrem sonst so konzentrierten Blick.
»Das Wichtigste in Kürze, und es ist nichts Gutes.« Riley sah ihn aus haselnussbraunen Augen fest an. »Das Opfer scheint zwischen fünfzehn und achtzehn Jahre alt zu sein und ist seit mehreren Stunden tot. Sie wurde von einem Wachmann entdeckt.« Sie verschränkte die Arme. »Ich glaube kaum, dass er den Job behalten wird. Er hat zugegeben, dass er eingeschlafen ist. Wie es scheint, hat er jede Nacht ein Nickerchen gemacht.«
»Wie lange hat er geschlafen?«
»Er sagt, er hat gegen 2:00 Uhr zwanzig Minuten lang geschlafen, aber der Typ ist alt. Ich wette, es war länger.«
»Und um wie viel Uhr wurde das Opfer entdeckt?«
»5:40 Uhr. Der Wachmann hat sofort die Polizei gerufen. Er hat sich fast in die Hosen geschissen.« Um ihren Mund zuckte es. »Im Kopf hat er auch nur Scheiße. Er ist quer über die Reifenspur gelaufen, die der Mörder hinterlassen hat. Da kriegen wir keinen Abdruck mehr.«
»Ist das etwa die einzige Spur?« Angesichts der Frustration, die in Rileys Augen aufblitzte, wusste er, wie die Antwort lautete.
»Ja. Bis jetzt haben wir keine anderen Spuren entdeckt.«
Er
Weitere Kostenlose Bücher