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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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starrte sie an. »Das ist alles?«
    »Ja. Das Opfer war nackt, Ethan. Keine Kleidung, kein Ausweis, bisher keine Fasern.«
    Somit würde die Autopsie noch wichtiger sein als sonst. »Welcher Gerichtsmediziner kommt?«
    »Guthro.«
    Ethan war erleichtert. »Gut. Er wird etwas finden. Material unter den Fingernägeln …«
    »Hat Ihnen das niemand gesagt?«, fragte Riley schroff. »Sie wurde zerstückelt.«
    Ihm wurde flau. »Deb wusste nur, dass sie verstümmelt ist.«
    »Arme und Beine wurden abgetrennt.«
    »Scheiße«, sagte er leise. »Haben Sie sie schon gefunden?«
    »Noch nicht.« Nach ihrem Tonfall zu urteilen würden die Jungs von der Spusi jedes Fleckchen Erde umgraben müssen, bis sie sie fanden.
    »Also ist dies nicht der Tatort?«
    Riley schüttelte den Kopf. »Dieses Areal ist blitzsauber. Hier könnte man der Queen ihren Tee servieren. Er hat das Opfer woanders getötet und es hier abgeladen.«
    »Verdammt.« Ethan schaute an Riley vorbei zum Absperrband hinüber. Ein unbekanntes Mädchen mit abgetrennten Gliedmaßen, ein sauberer Fundort und dazu noch Regen im Anzug, der mögliche Spuren vernichten würde.
    So etwas hatte es in Halifax noch nicht gegeben.

9
    Dienstag, 1. Mai, 9:00 Uhr
    Marian MacAdam schloss die Tür ihrer Eigentumswohnung auf und zog ihren kleinen Rollkoffer mit herein. Trotz ihrer Versuche, die Wohnung anheimelnd zu gestalten, hatte sie etwas unangenehm Lebloses. Obwohl Marian seit fast drei Jahren hier wohnte, hatte sie sich immer noch nicht an die beengten Verhältnisse in einem Hochhaus gewöhnt. Bei ihrem eigenen Haus hatte sie immer das Gefühl gehabt, dass es auch in ihrer Abwesenheit weiteratmete.
    Als Erstes durchquerte sie das Wohnzimmer und öffnete die Balkontüren. Die Luft war so feucht, dass sich Nässe auf ihrer Haut absetzte.
    Schon wünschte sie sich, sie wäre doch noch länger weggeblieben. Ursprünglich hatte sie eine ganze Woche in St. Margaret’s Bay verbringen und ihr Ferienhaus für den Sommer vorbereiten wollen. Vor dem katastrophalen Gespräch mit Kate Lange hatte sie sich ausgemalt, wie sie das freie Zimmer so herrichten konnte, dass Lisa in den Schulferien mit ein paar Freunden zu Besuch kommen mochte. Sie hatte sich sogar im örtlichen Jachtklub nach Segelunterricht erkundigt.
    Aber durch das Gespräch mit Kate Lange waren diese Hoffnungen in sich zusammengefallen. Die letzten drei Tage hatte Marian damit verbracht, halbherzig Aufgabenlisten für den Reinigungsservice anzulegen, die Essensvorräte aufzustocken und die Bettwäsche zu waschen.
    Gestern hatte sie dann auf der Veranda gesessen. Der Wind war trotz der plötzlichen Frühlingswärme noch kühl gewesen. Der Nebel hatte sich bis zu den äußeren Inseln zurückgezogen. Dort würde er ein paar Stunden lang bleiben. Marian blickte auf das Wasser und dachte an frühere Zeiten zurück. Glückliche Zeiten. An das Zusammenleben mit Roy. Sie vermisste ihn mehr denn je. Wenn sie doch nur mit ihm über das Treffen mit Kate Lange sprechen könnte. Diese Anwältin hatte ihr doch Sorgen abnehmen sollen, nicht noch mehr dazupacken. Sie hatte nicht begreifen wollen, dass ein Anruf beim Jugendamt das Schlimmste wäre, was sie ihrer Enkelin antun konnte.
    Oder nicht?
    Am Freitag war sie sich dessen so sicher gewesen. Über das Wochenende hatten sich dann Zweifel eingeschlichen. Klammheimlich wie der Nebel.
    Als gestern Abend dann ihre Freundin Margaret anrief und sie für heute zum Mittagessen in die Kunstgalerie einlud, sagte Marian bereitwillig zu. Ihre Zweifel ließen ihr ohnehin keine Ruhe. Da tat Gesellschaft nur gut. Ob sie Margaret ihre Sorgen anvertrauen wollte, hatte Marian noch nicht entschieden; sie würde abwarten, wie das Mittagessen verlief.
    Die Wände des Ferienhauses schienen vor Erleichterung aufzuatmen, als sie am Morgen die Tür verschloss und sich vorsichtig auf die St. Margaret’s Bay Road wagte. Sie musste langsam fahren, denn es war windig und die Sicht nervenaufreibend schlecht, auch wenn sich manche Fahrer durch Nebel und Kurven nicht bremsen ließen. Normalerweise schaltete Marian gern die Morgensendung auf CBC ein. Aber heute hatte sie sich besonders konzentrieren müssen. So ungern sie es zugegeben hätte – das Fahren strengte sie mehr an als früher. Manchmal übersah sie Dinge, die dann ganz plötzlich auf sie zurasten, sodass sie erschrak.
    Der Anruf der Schuldirektorin war der dritte innerhalb der letzten zwei Wochen gewesen. Hope legte das Telefon weg und blickte auf ihre

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