Im Blut vereint
herausfinden. Ich habe mir immer mehr Sorgen um Lisa gemacht. Sie war launisch, hielt Verabredungen nicht ein und …« Sie blickte auf ihre verschränkten Hände. »Ich denke, sie hat mir Geld gestohlen.«
»Um Drogen zu kaufen?«
Die direkte Frage schien sie zu überraschen, aber auch zu beruhigen. »Ja.« Ihre Schultern entspannten sich. »Nach der Trennung ihrer Eltern hat Lisa ein paar Jahre lang hin und wieder Drogen genommen. Aber ich dachte, das wäre vorbei. Vor ein paar Monaten hat sie dann mit all den schlechten Gewohnheiten wieder angefangen.«
»Wissen Sie warum?«
Mrs MacAdam schüttelte den Kopf. »Nein. Sie konnte ziemlich launisch sein. Sie hat sich für dieses alternative Zeug begeistert, Sie wissen schon, Haare färben, Tätowierung …«
Ethan lehnte sich vor. »Eine Tätowierung? Wo?«
»Am Knöchel.« Mrs MacAdam schüttelte den Kopf. »Im Tattoo-Studio hat sie das falsche Alter angegeben, und nach einem Ausweis ist sie nicht gefragt worden. Ich hatte sie gewarnt, dass man sich dabei schreckliche Krankheiten holen kann, aber sie hat nicht auf mich gehört. Sie wissen ja, wie Teenager sind. Sie halten sich für unsterblich.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Was war das für ein Tattoo?«
»Ein Hund. Im Comicstil.« Ihre Unterlippe zitterte. »Sie hat ihm einen Spitznamen gegeben. Rufus.« Sie blinzelte schnell.
Ethan wollte nicht, dass sie weinend zusammenbrach. Er wechselte das Thema. »Haben Sie ihr Taschengeld gegeben?«
»Nein. Aber ihre Mutter.«
Ethan ließ den Stift sinken und schaute Mrs MacAdam an. Richterin Carson hatte erzählt, Mrs MacAdam habe Lisa Geld zugesteckt. Wer sagte nun die Wahrheit? Und warum sollte eine von beiden in dem Punkt lügen?
Mrs MacAdam verflocht das Taschentuch mit ihren Fingern. »Ich habe Hope immer wieder gesagt, sie soll es nicht tun, Lisa würde nur Drogen kaufen, aber sie hat nicht auf mich gehört. Sie hat gesagt, Lisa bräuchte schließlich Geld, um sich etwas zu essen zu besorgen.« Sie stützte die Ellbogen auf die Knie und beugte sich vor. »Hören Sie, Detective, ich will ganz offen sein. Als Lisa klein war, hatte ich nicht viel mit ihr zu tun, aber nach Roberts Scheidung musste ich einfach etwas unternehmen. Lisa hat ja nicht einmal selbst gekochte Mahlzeiten bekommen, außer wenn sie mich besucht hat. Es war offenkundig, dass sich niemand um sie kümmern würde, es sei denn, sie würde zu mir ziehen.«
Die Großmutter mag zerbrechlich wirken, aber sie ist eine vernünftige Frau.
»Haben Sie Lisas Mutter gefragt, ob Ihre Enkelin bei Ihnen wohnen kann?«
Mrs MacAdam verzog den Mund. »Ob ich Hope gefragt habe? Sie hätte das nie erlaubt. Wenn ihre Tochter zu mir gezogen wäre, hätte man das Hope angekreidet. Zu Recht.«
»Was haben Sie dann gemacht?«
Mrs MacAdam starrte wehmütig auf die Wand hinter Ethan. »Zuerst dachte ich, Lisa würde von sich aus bei mir wohnen wollen, wenn ich sie oft genug einlade.« Sie schaute ihn an und bat mit dem Blick um Verständnis. »Aber dann habe ich gemerkt, dass sie wieder Drogen nimmt. Und Hope tat nichts dagegen. Zu viel Angst, dass es einen schlechten Eindruck machen könnte, eine Tochter in der Entzugsklinik zu haben, wenn sie für den Supreme Court zur Wahl steht.«
Wieder spürte Ethan ein Kribbeln im Nacken. Richterin Carson war für den Supreme Court in der engeren Wahl?
»Also, was haben Sie unternommen?«
Mrs MacAdam richtete sich auf. »Ich bin zu einer Anwältin gegangen.«
Ethan beugte sich vor. Er konnte sich vorstellen, wie Richterin Carson darauf reagieren würde. »Zu Kate Lange, nicht wahr?«
Mrs MacAdam nickte. »Ja.«
Ethan ahnte, worauf sie hinauswollte. Und es war ein ziemlicher Hammer. Wenn Richterin Carson davon erfuhr, würde sie vor Wut platzen. »Und …?«
Mrs MacAdam wickelte das Taschentuch fest um ihren Zeigefinger. »Sie hat gesagt, meine Aussichten stünden schlecht. Weil die Gerichte Kinder ungern ihren Müttern wegnehmen, besonders wenn es um einen Teenager geht, der gar nicht weg will.«
Er machte sich eine Notiz. Sie würden Kate befragen müssen.
Scheiße.
Marian MacAdam drehte ihr Taschentuch zu einem Strick. »Ich hatte mir sagen lassen, dass
Lyons McGrath Barrett
eine gute Kanzlei ist, aber von Ms Lange habe ich mich nicht gut beraten gefühlt.«
Ethan beugte sich vor. »Warum?«
»Sie hat behauptet, um rechtliche Schritte unternehmen zu können, müsste ich beweisen, dass Lisa sich selbst schadet.«
»Hat sie Ihnen irgendeinen Rat
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