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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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sich vor, wie die alte Dame sich gegen ihre Schwiegertochter zu wehren versuchte. Sie durfte Marian keine Vorwürfe machen. »Richterin Carson wird es aus ihr herausgequetscht haben.«
    »Und jetzt versucht sie, auch aus uns Informationen herauszupressen.«
    Kate war entrüstet. »Sie muss doch wissen, dass wir nichts weitergeben dürfen.«
    »Ihre Tochter ist tot, Kate«, sagte er leise. »Von der Polizei weiß sie, dass ihre Schwiegermutter heimlich versucht hat, das Sorgerecht zu bekommen. Drei Nächte später wird ihre Tochter ermordet und zerstückelt. Da würden wohl die meisten Menschen eine Erklärung fordern.«
    »Besonders wenn sie denken, es könnte ihre Schuld sein.« Kaum hatte sie es ausgesprochen, begriff sie offenbar, dass sie etwas Falsches gesagt hatte. Rasch fügte sie hinzu: »Ich meine: Lisas Großmutter hat angedeutet, dass Richterin Carson sich nicht sehr intensiv um ihre Tochter gekümmert hat. Sie könnte sich deswegen schuldig fühlen.«
    Fühlte Hope sich schuldig? Sie hatte sich durch Vorwürfe nie sonderlich beeindrucken lassen. Aber hier war es nicht um Vorwürfe gegangen. Sondern um einen Frontalangriff. Und der schien sie sehr wohl zu erschüttern. »Wenn, dann macht sie es jetzt wieder wett«, sagte er. »Ins Leben ihrer Tochter mag sie sich nicht groß eingemischt haben, aber jetzt nach ihrem Tod mischt sie sich verdammt gründlich ein.« Er machte eine Pause. »Kate, ich muss Sie warnen. Carson hat es auf Sie abgesehen. Indem Sie vor ihr die Polizei benachrichtigt haben, haben Sie sie bloßgestellt.«
    »Ich war besorgt um Lisa.«
    »Ich weiß. Aber dass Sie eingegriffen haben, hat Carsons Tatenlosigkeit nur noch unterstrichen.«
    Er sah ihr prüfend in die Augen. Sie waren so klar. Wenn er lange genug hineinschaute, was würde er dann entdecken? »Und was mache ich jetzt?«, fragte sie leise.
    Sie bat ihn um Rat. Wenigstens diese eine Verteidigungslinie hatte er durchbrochen. Überrascht stellte er fest, wie gern er ihr Vertrauen gewinnen wollte. »Viel können Sie nicht tun, es sei denn, Mrs MacAdam fragt Sie erneut um Rat. Dann halten Sie mich bitte auf dem Laufenden.«
    »Ja, natürlich.« Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum. Offenbar wollte sie gehen. Aber er mochte sie erst gehen lassen, wenn sie begriffen hatte, dass er auf ihrer Seite war.
    Er stand auf und lehnte sich an den Schreibtisch. »Sie sind da in eine schwierige Lage geraten, Kate, und das auch wegen meiner Unachtsamkeit. Es tut mir leid.«
    »Ist schon in Ordnung.« Sie stand eilig auf und beugte sich vor, um nach ihrem Notizblock zu greifen. Unter ihrem engen Rock zeichneten sich die Rundungen ihres Pos ab.
    Es durchzuckte ihn. Er zwang sich, den Blick auf ihr halb abgewandtes Gesicht zu richten. Sie wollte gehen. »Wissen Sie, ich wurde auch nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, wie die meisten Leuten glauben.«
    Sie blieb wie angewurzelt stehen. Ob es am Inhalt seiner Worte lag oder an dem vertraulichen Tonfall – auf jeden Fall hatte er sie offenbar aus dem Konzept gebracht.
Randall hat eine weiche, freundliche Seite?
, dachte sie wahrscheinlich überrascht. Er nutzte ihre Verwirrung aus und fügte wohlüberlegt hinzu: »Ich habe meinen Vater nie gekannt.« Kate erstarrte. »Meine Mutter hat sich in einer Bank hochgearbeitet. Sie hat mir Shakespeare zu lesen gegeben«, fügte er hinzu, um zu sehen, ob es ihr ein Lächeln entlocken würde. Das tat es. Ganz kurz. Es spornte ihn an. »Ich habe ein Stipendium für die Hollis University bekommen, dann eins für das Jurastudium in Harvard. Wie es weiterging, wissen Sie sicher.«
    »Ja. Sie haben beeindruckend viel erreicht.« Eine Hand auf dem Türgriff, schaute sie über die Schulter zurück. »Das möchte ich auch.«
    Er erwiderte ihren festen, klaren Blick. »Ich glaube, das schaffen Sie auch, Kate. Sie haben es ja schon bis hierher gebracht. Achten Sie nur darauf, sich keine Feinde zu machen.« Aus einem Impuls heraus gab er seine eigene Lebensregel an sie weiter: »Aber wenn Sie doch mal einen haben, seien Sie gnadenlos.«
    Sie warf ihm einen letzten, unergründlichen Blick zu. Dann verließ sie das Büro.
    Er starrte auf die Stelle, wo sie gestanden hatte. Aus Kate Lange konnte wirklich eine gute Anwältin werden.
    Solange sie nicht vorher in Schwierigkeiten geriet.
    Angesichts des Mordes an Lisa MacAdam, der Nachforschungen durch das Jugendamt und der Erbitterung von Richterin Carson schien das allerdings unwahrscheinlich.
    Was zur Hölle war da

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