Im Blut vereint
ließen nach. »Das ist schon in Ordnung. Hunde sind gern unter ihresgleichen.«
»Ach, das hätte ich fast vergessen.« Sie nahm den Zweitschlüssel von dem Tisch im Flur und reichte ihn Finn. »Das Schloss ist sehr alt, Sie werden also ein wenig dran rütteln müssen …«
»Kein Problem.« Er fädelte den Schlüssel auf einen Ring, an dem schon ungefähr zehn andere hingen. Kate bemerkte, dass er einen abgewetzten Lederriemen ums Handgelenk gewickelt trug. An seinem starken Unterarm sah das ziemlich sexy aus. »Die meisten meiner Kunden wohnen hier im Süden der Stadt, da sind viele Türschlösser alt. Das bin ich gewöhnt.« Er kraulte Alaska ein letztes Mal. »Wir sehen uns morgen, Kumpel.«
»Falls es irgendwelche Probleme gibt, hier ist meine Büronummer.« Sie reichte ihm ihre Visitenkarte. Die geprägten Lettern schimmerten leicht. »Und ich lege einen Scheck für Sie unter die Pflanze.« Sie wies auf den Blumentopf auf dem Flurtisch. Die Geranie darin ließ die Blätter hängen und musste zurückgeschnitten werden. Finn dachte jetzt sicher, dass sie unfähig war, für irgendein Lebewesen zu sorgen, egal welcher Art. Dann fragte sie sich, weshalb es ihr wichtig war, was er von ihr dachte.
Er steckte die Visitenkarte in die Hosentasche. »Mit Alaska wird es schon keine Probleme geben.« Er reichte ihr die Hand. »Es war nett, Sie kennenzulernen.«
Sein Händedruck war warm und fest. Kate zog ihre Hand zurück, bevor ihre Fantasie erneut Bilder von muskulösen, Trost verheißenden Männerkörpern heraufbeschwor, und hielt ihm die Tür auf.
Während er zu seinem Wagen ging, sah sie ihm nach. Er hatte einen süßen Hintern. Er war überhaupt ziemlich süß. Und er mochte Hunde.
Sie schloss die Tür.
Du bist ja total neben der Spur. Reicht es nicht, dass du dich fast deinem Chef in die Arme geworfen hättest? Dass du Ethans Kuss beinahe nicht abgewehrt hättest? War das noch nicht beschämend genug? Jetzt beäugst du auch noch den Hundeausführer?
Aber das mit Finn war etwas anderes. Er war nichts Bedrohliches. Anders als Ethan oder Randall rührte er nicht an die kaum verheilten Wunden in ihrem Herzen.
Sie lehnte sich an die Tür. Dass Finn zu jung für sie war, war völlig unwichtig. Oder dass sie ihn als Hundeausführer engagiert hatte. Er hatte ihr das Gefühl gegeben, eine begehrenswerte Frau zu sein.
Das war ihr seit Monaten nicht mehr passiert.
Sie fütterte Alaska und kochte sich selbst ein Ei. Eine halbe Stunde später packte sie den Inhalt ihrer Aktentasche auf den Küchentisch und machte sich an die Arbeit. Es war Zeit, sich um das zu kümmern, wofür sie bezahlt wurde.
Um 0:08 Uhr rückte sie vom Tisch ab, stand auf und räkelte sich. Zufrieden ordnete sie die Papiere, die über den ganzen Tisch verteilt lagen. Diese Fälle sahen vielversprechend aus. Daraus ließ sich eine solide Verteidigungsstrategie für
TransTissue
erarbeiten.
Alaska beobachtete sie von der Küchentür aus. Er klopfte mit dem Schwanz auf den Boden. Er wollte ins Bett und wartete darauf, dass sie den Befehl dazu gab.
»Okay, alter Junge, Zeit fürs Bett.« Er stand auf und lief in den Flur.
Sie folgte ihm und schaltete dabei die Lampen aus. Obwohl sie schon seit über drei Monaten in diesem Haus lebte, hatte sie sich noch nicht an seine Geräusche gewöhnt. Spät in der Nacht war es am schlimmsten. In jedem Winkel des Flurs lauerten Schatten. Auf dem Weg zum Schlafzimmer knarrten die Bodendielen, und Kate lief es kalt den Rücken hinab.
Seitdem vor zehn Tagen der Eindringling in ihrem Garten gewesen war, fand sie jedes Geräusch beunruhigend. Sogar Alaska schien nervös; nachts stand er oft auf und streifte durchs Haus. Kein Wunder, dass sie ständig müde war.
Sie schaltete die Deckenlampe im Schlafzimmer an. In den Ecken blieb es trotz der hellblauen Wände und dem vielen Weiß düster. Kate hatte gedacht, das Blau würde frisch und modern wirken. Jetzt bereute sie die Farbwahl. Das Zimmer hatte etwas von einer Höhle, sodass es durch die kühle Farbe eher kalt und ungemütlich wirkte. Unter der drei Meter hohen Decke sahen die Korbmöbel wie verloren aus. Erst wenn Kate sich ins Bett kuschelte, wurde ihr warm.
Es würde ihr schwerfallen, um sechs Uhr früh aufzustehen und joggen zu gehen. Sie war zu lange aufgeblieben, das würde sich morgen rächen.
Während Alaska seine allabendlichen Kreise auf seinem Schlafplatz drehte, kroch Kate unter die Decke. Innerhalb von Sekunden schlief sie ein.
Alaskas Heulen
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