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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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gehabt haben, denn damals benötigte man für eine solche Reise mehrere Monate, und es konnte passieren, dass man niemals ankam. Ich denke, der Chirurg hat an diesem geheimnisvollen Ort eine Begegnung gehabt … Hätten wir wenigstens einen winzigen Hinweis …«
    Woods letzter Satz hallte wie eine Explosion in Nathans Kopf. Er schrie beinahe:
    »JETZT WEISS ICH ES!«
    »Was?«
    »Das Manuskript enthält noch etwas anderes … Gestern Abend hatte ich eine verwirrende Empfindung angesichts dieser neuen Darstellung des Vogels … des Ibis. Ich war überzeugt, dieses Bild schon irgendwo gesehen zu haben, ohne sagen zu
können, wo. Jetzt erinnere ich mich … es war in Elias’ Tagebuch. Haben Sie es dabei … haben Sie eine Abschrift da?«
    Woods runzelte die Stirn. Er steckte erneut seine Hand in die Umhängetasche und holte ein gebundenes Exemplar heraus.
    »Nehmen Sie.«
    Nathan überflog rasch die ersten Zeilen des Textes.
    »Hier, es ist in dieser Passage! Als Elias Roch am Abend des Angriffs des Höllenschiffs abholt. Hören Sie: Ich ging durch den großen Salon, dessen Wände holzgetäfelt waren und in dem nur wenige dunkle Möbel standen. An den Eichenwänden hingen Bahnen des kostbarsten Córdoba-Leders und prächtige Wandteppiche aus Wolle, auf denen man die Apostel Christi in Gestalt merkwürdiger Tiere bewundern konnte, ein Hund, eine Schlange und eine Art Vogel mit schmalem, gekrümmtem Schnabel. «
    Nathan schlug das Manuskript zu und wiederholte: » Eine Art Vogel mit schmalem, gekrümmtem Schnabel  … Diese Wandteppiche hingen nicht zufällig bei dem Mörder …« Er blickte zu Woods auf. Seine Augen glühten.
    »Ja. Roch muss sie von dieser berühmten Reise mitgebracht haben … Das ist unglaublich, Nathan, das bedeutet, dass Elias sich in …«
    »Wo?«
    »In Ägypten befindet, in Alexandria!«
    »Alexandria? Wie?…«
    »Diese Darstellungen biblischer Heiliger in Tiergestalt sind einzigartig, Nathan. Sie sind typisch für die koptische Liturgie … Nur die Christen Ägyptens benutzen diese polytheistischen Symbole, die von Rom aufs Schärfste verurteilt und als Blasphemie angesehen werden.«
    »Die Kopten?«
    »Ja. Sie stellen die Apostel mit Schakal-, Schlangen- oder Vogelkopf dar, weil sie die Nachkommen des Volks des Großen Ägyptens sind. Derjenigen, die Thot, Anubis, Amun-Re anbeteten. Sie sind die Erben … der Pharaonen.«

    Nathan war sprachlos. Die Erde schien sich unter ihm zu öffnen, aber dieses Gefühl war nichts im Vergleich zu seiner tiefen Erschütterung. Diese Enthüllungen schleuderten ihn in eine neue unerforschliche, geheimnisvolle, heilige Welt, die ihn erschreckte. Und doch bekam der magische und übernatürliche Charakter der Verbrechen erst dadurch seine volle Bedeutung …
    »Ich habe einige Exemplare der koptischen Abhandlungen in der Malatestiana, aber das ist ein Gebiet, auf dem ich mich schlecht auskenne. Aber ich habe Kontakt zu einem hervorragenden Kenner, Dr. Darwish, er wird uns sicher weiterhelfen können …«
    »Wer ist das?«
    »Ein Wissenschaftler der Bibliotheca Alexandrina, der Großen Bibliothek von Alexandria. Er ist sehr…«
    In diesem Augenblick erregte ein eigenartiges Detail Nathans Aufmerksamkeit.
    Das Boot des Fischers. Es fuhr erneut an ihnen vorbei. Näher diesmal. Ein Lichtreflex blitzte zwischen den Netzen hervor, die am Bug lagen. Glitzerndes Sonnenlicht auf einer Glasfläche.
    Nathan suchte reflexhaft die unmittelbare Umgebung der Terrasse ab. Ein Pärchen, das Hand in Hand ein paar Tische weiter saß. Zwei Wagen und ein alter Lieferwagen, die auf der anderen Straßenseite parkten. Das alles war nicht wirklich verdächtig, und doch wurde er eine bestimmte Vorahnung nicht los. Irgendetwas stimmte nicht. Die Fluten, der Wind, das ganze Viertel wirkte wie erstarrt.
    »Ashley.«
    Er blickte Woods an, der sofort zu sprechen aufhörte.
    »Was?«
    »Verschwinden wir von hier!«
    »Was ist los?«
    Nathan stand abrupt auf. »Wir werden überwacht. Das Boot
da draußen … Jemand ist dabei, uns mit einem Teleobjektiv zu fotografieren. Kommen Sie… schnell!«
    Aber als Nathan sich zu dem Engländer umdrehte, erkannte er in den Augen seines Verbündeten einen Ausdruck, den er nie zuvor bei ihm gesehen hatte.
    Dieser Blick … dieser Blick war der eines Verräters.
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    »WAS IST DAS FÜR EINE SCHWEINEREI?«, fauchte Nathan verblüfft. »WER ÜBERWACHT UNS… WER?«
    Das Adrenalin breitete sich stoßweise in seinen Gliedern aus, und seine Augen

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