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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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Gebäude mit Spitzbogenfenstern. Nathan betrat das Hotel, checkte ein und ging dann in sein Zimmer hinauf, wo er sich mit einem Gefühl tiefer Freude auf sein Bett fallen ließ.
     
    Am nächsten Morgen wachte er gegen neun auf. Sein erster Reflex war, das Fenster zu öffnen. Die Stadt breitete sich heiß und lärmend vor ihm aus. So weit das Auge reichte, Minarette, heruntergekommene viktorianische Wohnhäuser, Straßenbahnen,
gelbschwarze Taxis, die sich hupend über die Uferpromenade schlängelten. Und dann das Blau, das Blau des Himmels und des Meeres, die ineinander übergingen, ohne dass man auch nur die Andeutung einer Horizontlinie erkennen konnte.
    Er nahm schnell eine Dusche, setzte sich dann neben das Telefon und wählte die Nummer von Phindi Willemse. Nachdem es dreimal geläutet hatte, meldete sie sich.
    »Dr. Willemse, hier ist Nathan.«
    »Guten Tag, Nathan. Ihretwegen habe ich kalte Schweißausbrüche gehabt, aber es ist mir gelungen, einige der Informationen zu bekommen, um die Sie mich gebeten haben.«
    »Und was haben Sie herausgefunden?«
    »Ich habe Ihnen einen Bericht zusammengestellt. Haben Sie eine E-Mail-Adresse?«
    Nathan überlegte einen Augenblick. Das wäre die einfachste Möglichkeit, aber sein Briefkasten konnte jeden Augenblick von Woods abgefragt werden, deswegen kam das nicht in Frage.
    »Nein. Haben Sie keinen Zugang zu einem Fax?«
    »Doch.«
    »Dann machen wir es so.«
    Nathan gab ihr die Nummer durch, die auf einem Prospekt des Hotels angegeben war.
    »Ich schicke Ihnen meinen Bericht sofort, ich muss ihn nur noch ausdrucken. Und bitte passen Sie auf sich auf, ich möchte nicht, dass unsere Arbeit umsonst war … Melden Sie sich wieder.«
    »Versprochen. Ich danke Ihnen für das Vertrauen, das Sie mir beweisen.«
    »Viel Glück, Nathan.«
    Nathan legte auf und wählte die Nummer der Rezeption, um sich mit der Telefonzentrale der Großen Bibliothek von Alexandria verbinden zu lassen. Eine junge Frau meldete sich in perfektem Englisch.
    »Doktor Girgis Darwisch bitte.«

    »Bleiben Sie dran.«
    Eine Reihe von Tonzeichen, dann ertönte eine tiefe, nicht mehr junge Stimme im Hörer.
    » Aiwa ?«
    »Doktor Girgis Darwisch?«, fragte Nathan.
    »Am Apparat«, erwiderte den Mann auf Französisch.
    »Mein Name ist Falh, Ashley Woods von der Biblioteca Malatestiana hat mir Ihren Namen genannt …«
    »Er hat mir gesagt, dass Sie eventuell anrufen würden.«
    »Woods?«
    Verblüfft über diese Mitteilung versuchte Nathan, seine Verwirrung zu verbergen.
    »Ja. Er sagte, Sie seien ›privat‹ an bestimmten Informationen interessiert. Ist es so?«
    »Ja, das ist richtig … Hätten Sie im Laufe des Tages Zeit für mich?«
    »Hören Sie, ich muss die Bibliothek in einer halben Stunde verlassen. Warum kommen Sie nicht heute Nachmittag nach der Messe in die San-Marcos-Kathedrale? Sagen wir, gegen dreizehn Uhr?«
    »Ausgezeichnet. Wie erkenne ich Sie?«
    »Sie werden mich unschwer erkennen, ich lese selbst die Messe.«
    Nathan dankte ihm und legte auf.
    Ein Priester. Girgis Darwisch war ein koptischer Priester … Er war genau die Person, die er brauchte.
     
    Nathan nahm seinen Rucksack und ging in die Hotelhalle hinunter. An der Rezeption wechselte er hundert Euro in ägyptische Pfund und setzte sich dann in den Salon, einen langen weißen Raum mit großen Fenstern, die auf das ölige Wasser des Hafens gingen.
    Er bestellte einen türkischen Kaffee und zündete sich eine Zigarette an.

    Woods – trotz der Geschichte vom Tag zuvor hatte der Engländer ihn nicht fallen lassen, besser noch, er erleichterte ihm seine Aufgabe, öffnete ihm die Türen. Was für ein Spiel spielte er? War das eine neue List, um Staëls Männer auf seine Spur zu bringen? Oder wollte er ihn wirklich unterstützen?
    Ein Kellner in weißer Livree näherte sich. Mit einer Hand stellte er das kleine, glühend heiße Metalltöpfchen vor ihn auf den Tisch, während er ihm mit der anderen ein maschinengeschriebenes Dokument reichte.
    Das Fax von Phindi Willemse.
    Ein Vorsatzblatt und vier Blätter. Nathan goss den braunen, schaumigen Inhalt des Töpfchens in seine Tasse und begann zu lesen.
     
    Die Nicht-Regierungsorganisation One Earth wurde 1976 von einem internationalen Finanzkonsortium gegründet und von Abbas Morquos, einem reichen ägyptischen Industriellen, geleitet.
    Gleich bei der Gründung teilt ihr Sprecher mit, dass eine neue Art humanitärer Hilfe geplant sei; das Besondere sei, dass die Organisation neben

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