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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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ganzes Volk ausrotten müssen, und die Furcht vor göttlichen Repressalien spukte schon damals in den Köpfen herum. Niemand wurde für schuldig befunden, und die Christen schienen von da an von ihrer Legende beschützt zu werden …«
    »Berichtet die Geschichte von weiteren ähnlichen Geschehnissen?«
    »Sehr häufig starben, wenn Kopten getötet wurden, unmittelbar danach Moslems.«
    »Und heute?«
    »Erst kürzlich noch kam es nach Zusammenstößen zwischen Christen und Moslems zu merkwürdigen Todesfällen, aber ich erinnere Sie daran, dass wir hier von einer Legende sprechen, und ich denke, dass es sich da um einen reinen Zufall handelt.«
    »Eine Legende, die Sie immerhin zu fürchten scheinen…«
    Schweigen.

    »Ich fürchte weniger die Legende als diejenigen, die sie am Leben halten.«
    »Können Sie mir etwas über diese Ereignisse erzählen?«
    »Alles hat so richtig in den achtziger Jahren unter Sadat begonnen, und dann unter Mubarak, mit dem Erwachen des militanten islamischen Fundamentalismus. Der Friede mit Israel, die ausweglose Wirtschaftskrise, für die die Fundamentalisten uns verantwortlich machen, haben zu einem Aufflammen der Gewalt geführt. In den letzten zwanzig Jahren soll der Fluch mehrmals zugeschlagen haben.«
    »Bei welchen Gelegenheiten?«
    »Die letzte geht auf das Jahr 2000 zurück. Die Massaker von Al Kocher haben vierzig Todesopfer gefordert, und anschließend kam es zu zwei Fieberepidemien, denen fast dreihundert Menschen innerhalb der lokalen Moslemgemeinschaft zum Opfer fielen. All diese Todesfälle wurden insgeheim dem Fluch zugeschrieben.«
    »Finden Sie diese Zufälle nicht … beunruhigend?«
    »Nach vielen anderen Zusammenstößen hat es keine derartigen Todesfälle gegeben, junger Mann.«
    »Aber diese hat es immerhin gegeben …«
    »Alexandria ist eine Grenze, unser Denken unterscheidet sich sehr von dem des Westens. Wie ich Ihnen bereits sagte, der Aberglaube ist in unserer Gemeinschaft noch immer lebendig, und die Moslems sind sehr anfällig dafür. Ich denke, dass manche Kopten an die Realität der Prophezeiung des Kreises glauben oder wollen, dass man daran glaubt, um die Fundamentalisten zu erschrecken, damit sie mit ihren Verbrechen aufhören. Ich bin kein Anhänger dieser Lösung, die nur Hass und Gewalt schürt. Meiner Ansicht nach kann nur ein echter Dialog, in dem Toleranz und Offenheit ihren Platz haben, die Lösung sein.«
    Nathan wechselte jäh das Thema: »Pater, noch eine Frage… Was wissen Sie über Abbas Morquos?«

    »Meinen Sie Morquos, den Gründer von One Earth?«
    »Ja.«
    »Er ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten unserer Gemeinschaft.«
    »Sie wollen sagen, er ist Kopte?«
    »Ja, ein reicher und einflussreicher Mann, er hat viel für unsere Kirchen und Klöster getan, auch für die Ärmsten, ganz zu schweigen von seiner humanitären Organisation.«
    »Und wie sind seine Beziehungen zur Macht des Landes?«
    »Morquos hat stets den Ra’is nahe gestanden. Nasser, Sadat, Mubarak haben immer großen Respekt vor ihm gehabt. Er ist niemals ausgeschlossen worden wie andere koptische Persönlichkeiten. Einige Mitglieder unserer Gemeinschaft beschuldigen ihn der Kollaboration mit den Moslems, aber ich glaube, dass er so handelt, um die Ungleichheiten besser bekämpfen zu können.«
    »Wissen Sie, wo er lebt?«
    »Nein, er ist immer seltener hergekommen, und schließlich überhaupt nicht mehr. Wir haben ihn schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen …«
    »Was wissen Sie über seinen Lebenslauf? Wo kommt sein Vermögen her?«
    »Er hat eine bemerkenswerte Karriere im Gesundheitsdienst der ägyptischen Armee gemacht; später hat er die Leitung des von seinem Vater gegründeten Pharmakonzerns Eastmed übernommen. Er stellt sechzig Prozent der in Ägypten genommenen Medikamente her …«
    »Ein pharmazeutisches Labor?«
    »Richtig …«
    Darwischs letzte Enthüllung knüpfte neue Verbindungen. Ein ehemaliger Militärarzt … Ein Labor… Ein furchtbares Todesnetz mit perfekt geöltem Räderwerk nahm in Nathans Gedanken Gestalt an.
    »Warum interessieren Sie sich für ihn?«

    »Reine Neugier.«
    »Gut. Es wird Zeit für mich, mich von Ihnen zu verabschieden. Haben Sie die Antworten bekommen, die Sie erhofft hatten?«
    »Mehr, als Sie sich vorstellen können, Pater, ich danke Ihnen unendlich dafür, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.«
    Nathan verabschiedete sich von seinem Gastgeber und stieg die Treppe hinauf, als die vibrierende Stimme

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