Im Blutkreis - Roman
liefen über Nathans Gesicht, seine Lippen öffneten sich in einem gebrochenen Schrei.
»Neeeiiiin …«
»Die damaligen Bullen, kleine Provinzbeamte, sind sehr schnell zu dem Schluss gekommen, dass dein Vater für das Drama verantwortlich war. Aber dieser gute Casarès hat mit seiner Beharrlichkeit dein furchtbares Geheimnis schließlich entdeckt.«
»Dreckskerl … Dreckskerl … Dreckskerl …«
»Deswegen haben wir dich ausgewählt. Wir suchten, und wir suchen noch immer Kinder, die diese Art von, wie soll ich sagen… ›psychologischer Störung‹ zeigen. Nur aus diesem Grund habe ich meine Kliniken für Kinderpsychiatrie in der ganzen Welt gegründet. Du warst ein ganz besonderer Fall, ein junges, gewalttätiges und bemerkenswert intelligentes Raubtier. Die Art, wie du dein Verbrechen verschleiert hast, indem du das Gewehr deinem Vater in die Hände gedrückt hast, dieser Tiger, der von dir Besitz ergriffen hatte … Du hattest das perfekte Profil, um der Kelch zu werden, der den Geist eines der sieben Engel empfangen würde.«
»Aber Casarès …«
»Er war nur ein winziges Rädchen in der Organisation, die ich damals bereits errichtet hatte. Er wusste nichts. So wie Dutzende anderer Psychiater es noch heute tun, schickte er mir seine monatlichen Berichte, die Ergebnisse ganz banaler, aber sehr zielgerichteter Verhaltenstests, die er regelmäßig mit dir machte. Ich habe mich sehr rasch auf dich konzentriert, Gafhaïl. Du warst ein Auserwählter, und der Wille des Herrn hat dich zu mir geführt. Als ich mich überzeugt hatte, dass du geeignet bist, habe ich dich aus der Klinik herausgeholt. Du hattest keine Familie, niemand kam dich besuchen. Es war einfach, dich verschwinden zu lassen. Ich hatte keinerlei Mühe, Casarès zu überzeugen, die Spuren deines Aufenthalts zu verwischen.«
»Deswegen habt ihr ihn getötet.«
»Er war eine Memme. Dein Anruf hat ihn in Panik versetzt.
Er hat uns verständigt, aber die Angst macht die Menschen gefährlich. Wir wussten, dass du ihn zum Reden bringen würdest, dass er One Earth verraten würde, wir haben dieses Problem also geregelt … Aber kommen wir wieder zu dir. Später habe ich dich in einem Internat in der Schweiz untergebracht. Du hast die beste Erziehung bekommen. Du warst privilegiert, du warst wie… mein eigener Sohn. In den Schulferien bist du zu mir gekommen, in ein Kloster in der Nähe von Alexandria, um dort zusammen mit anderen Kindern wie dir eine religiöse Unterweisung zu bekommen. Du hast dort Koptisch und Arabisch gelernt und bist mit den Werten des Blutkreises vertraut gemacht worden.«
»Tod, Gewalt, Hass …«
»Schweig! Mit achtzehn bis du in die Basis gekommen, hierher, in das schwarze Kloster. Deine Ausbildung hat vier lange Jahre gedauert: Kampftechniken, Umgang mit den Waffen, Nachrichtendienst … die Kriegsschule. 1990 warst du einsatzbereit. Und da hat Gafhaïl dich erwählt, du hast sein Wesen empfangen, du bist einer der Engel geworden.«
»Eine Horde blutrünstiger, indoktrinierter Mörder …«
Michael schenkte Nathan ein Lächeln.
»Du bist immer anders als die anderen gewesen. Du hast nie ihre Gesellschaft gesucht, du warst ein gefürchteter, einsamer Jäger. Deine Waffenbrüder mochten dich nicht, aber das spielte keine Rolle, sie fürchteten dich. Ich habe immer gewusst, dass du Probleme machen würdest, und doch habe ich mich entschieden, dich zu behalten, denn wenn es mir gelingen würde, das aus dir zu machen, was mir vorschwebte, wenn der Herr dich akzeptieren würde, dann hätte ich meinen Nachfolger gefunden. Von Anfang an hast du dich als ganz außergewöhnlicher Kämpfer erwiesen. Du hast deine Missionen mit Kaltblütigkeit und Überzeugung erfüllt. Die Deinen – diejenigen, die dich aufgenommen hatten, die deinem Leben einen Sinn gegeben hatten – zu rächen, gegen den islamischen Fanatismus zu
kämpfen, schien deine wahre Bestimmung zu sein. Du hast zahlreiche Untergrundoperationen in Ägypten durchgeführt, vor allem nach den Massakern an den Kopten in Al Kocher. Ich habe dich losgeschickt, die Anstifter zu ermitteln. Du hast mehrere Wochen dort verbracht und dich unter die Bevölkerung gemischt. Du bist zu den Mördern vorgedrungen und hast so viele Informationen wie möglich über sie gesammelt: tägliche Fahrten, Umgang, Geliebte. Der Rest war ein Kinderspiel … Eine humanitäre Mission …«
»Um die Scheißvirenrezeptoren zu injizieren, und ein paar Monate später sterben
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