Im Blutkreis - Roman

Christen in seinem Land in Frieden leben können. Die Massaker im Süden stellt er als legitime Unterdrückung eines Aufstands hin.«
    »Aber du lässt sie wie die anderen bezahlen …«
    »Hast du auch nur die geringste Vorstellung, was für Verbrechen sie begehen? Die Nuba-Mönche, christianisiert seit dem sechsten Jahrhundert, werden in Massengräber geworfen, die Armee kreuzigt die Männer, die Frauen werden systematisch von den moslemischen Soldaten vergewaltigt, um Nicht-Nubanachkommen zur Welt zu bringen, Zehntausende von Menschen, Erwachsene, Kinder, sind als Sklaven verkauft worden …«
    »Aber du begnügst dich nicht damit, die Schuldigen zu töten … Da gibt es auch die Experimente… wie 1994 in Goma. Wie viele, sag mir, wie viele unschuldige Menschen sind geopfert worden, wie viele Männer, Frauen, Kinder sind auf dem
Altar deines mörderischen Wahnsinns gestorben, unter dem Vorwand, deine Waffen zu testen?«
    Trotz der Hitze spürte Nathan, dass ein eiskaltes Kribbeln ihn überlief.
    »Deine Stimme ist voller Verachtung, Gafhaïl, aber du hast aktiv an den Experimenten in Katalé teilgenommen. Du hattest den Auftrag, dich in das Camp einzuschleusen, Opfer auszusuchen und sie mit Drogen voll zu pumpen, damit sie nachts entführt werden konnten. Du hast ein weiteres Mal ausgezeichnete Arbeit geleistet.«
    »NEIN! NEIN! NEIN!«
    Die Stimme von Rhoda, die sich geweigert hatte, ihm die Namen der Männer im Hubschrauber zu nennen, traf ihn mitten ins Herz.
    »Der Tod der Menschen war nicht vergeblich, er hat uns vorangebracht, uns erlaubt, unsere Waffen zu perfektionieren …«
    »Du bist ein Ungeheuer …«
    »Ende der neunziger Jahre erlaubte mir die Finanzkraft von One Earth, meine Aufmerksamkeit anderen christlichen Gemeinschaften zuzuwenden. Die nicht tolerierbaren Gewalttaten, die die islamischen und totalitären Staaten in der ganzen Welt gegen die Christen verübt haben, haben mich sehr aufgebracht, aber die Gleichgültigkeit, ja die Nachsicht der Hunde des Vatikans und der internationalen Staatengemeinschaft haben mich zutiefst erschüttert. Der Höchste Richter hat mich angeregt zu handeln, in seinem Namen Rache zu nehmen, indem ich in größerem Maßstab zuschlage. In Europa, in den USA, damit die westliche Welt ebenfalls den Verlust der Ihren zu beklagen hat, damit sie sich des Schmerzes und ihrer Arroganz bewusst wird. Ein göttlicher Tod, ohne Schuldige, der diesmal blind zuschlägt, wie ein Fluch, gegen den man ohnmächtig ist. Wir brauchten eine neue Waffe, es ging nicht mehr darum, mit chirurgischer Präzision zuzuschlagen …
    »Sondern massenhaft …«

    »Genau. Die Entwicklung des perfekten Scheinvirus ist eine langwierige Sache, das Ebola-Pocken-Virus, das wir in Kiwu getestet haben, war zwar wirksam, aber leider zu typisch für Afrika, wir liefen Gefahr, demaskiert zu werden, sobald wir ihn im Westen einsetzen würden.«
    »Und da bist du auf die Idee gekommen, dir eine Probe der Spanischen Grippe zu besorgen. Ein vergessenes Virus, gegen das es keinen Impfstoff gibt.«
    »Ich hielt das für unmöglich. Amerikanische Militärs hatten bereits daran gedacht, aber ihre Versuche waren von Misserfolg gekrönt. Es kam für mich nicht in Frage, gewaltige Summen umsonst zu verschleudern. Trotzdem habe ich zwei meiner Männer losgeschickt, in den Hafen- und Militärarchiven mehrerer europäischer Staaten, Kanadas und Russlands zu recherchieren. Sie sollten die Dokumente gründlich studieren, um herauszufinden, ob Opfer dieses Virus im hohen Norden bestattet worden waren. Meine Rechercheure haben drei Jahre gearbeitet, ohne auf irgendetwas Interessantes zu stoßen, und dann hat ein Team kanadischer Wissenschaftler das Wrack der Dresden lokalisiert … Das Datum deckte sich genau mit der Pandemie der Grippe, ich habe meine Männer nach Hamburg geschickt, wo sie die Dokumente über den Untergang des Schiffes gefunden haben.«
    »Den Rest kann ich mir mühelos zusammenreimen. Sie sind auf die Berichte von Überlebenden gestoßen, die darauf hinwiesen, dass ein Teil der Mannschaft mit dem Grippevirus infiziert war, als sie in Spitzbergen waren. Die Möglichkeit, dass die Körper in dem reinen Eis konserviert worden waren, ließ die Verwirklichung deines ungeheuerlichen Traums in greifbare Nähe rücken. Sie haben die Dokumente aus dem Marinearchiv gestohlen und falsche Ladungsverzeichnisse geschrieben, um Hydra glauben zu lassen, die Dresden habe eine Ladung Kadmium transportiert … Auf