Im Blutkreis - Roman
dreihundert Personen an einem unbekannten hämorrhagischen Fieber …«
»Einer unserer größten Erfolge. Das Ergebnis jahrzehntelanger mühevoller Arbeit im Verborgenen. Unser erster Krankheitserreger war Ende der siebziger Jahre einsatzbereit: die Pocken. Ich ließ ihn herstellen und lagerte ihn in einem Sondertrakt in meinen Labors von Eastmed. Für die eigentlichen Operationen haben wir stets Selbstmordattentäter eingesetzt, Eremiten und Mönche aus den koptischen Klöstern Ägyptens, die aufgrund ihres Fanatismus und ihrer Aufgeschlossenheit für die Magie und das Übernatürliche rekrutiert wurden. Wir spritzten ihnen ein Virus, und sie mischten sich als perfekte Überträger unter die Menge eines Marktes oder unter die Gläubigen einer Moschee, um sich an die Schuldigen, ihnen nahe stehende Personen heranzumachen und sie auf vollkommen anonyme Weise zu treffen. Aber das war alles noch recht rudimentär und ungenau, und wir mussten zahlreiche Niederlagen hinnehmen. Wir hatten weder die Mittel noch die Kenntnisse, um die Scheinviren zu entwickeln, die wir brauchten. 1989 hat sich das mit dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion geändert … zu unseren Gunsten.
Ich wusste, dass die Russen an zahlreichen Programmen für biologische Kriegsführung gearbeitet hatten, Tausende von Forschern hatten von der Außenwelt abgeschlossen ihr Leben in
ihren Labors verbracht, und die Mittel, die ihnen bewilligt wurden, waren immens. Wir waren reich, aber nicht reich genug, um ihnen die goldenen Brücken und das neue Leben zu bieten, mit denen die britische und die amerikanische Regierung sie anlockten, einfach um sie aus dem Verkehr zu ziehen. Mit uns zu arbeiten bedeutete auch, in den Untergrund zu gehen, während die meisten von ihnen nur von einem ruhigen Leben träumten. Ich hatte trotzdem keine Mühe, diejenigen, die mich interessierten, von unseren Ideen zu überzeugen, wir hatten…«
»Eine gemeinsame Sache, nicht wahr? Wie mit Elias und Roch …«
»Der Blutkreis hat immer Kontakte zu Europa gepflegt, zu den Mitgliedern der Diaspora, zu Reisenden, zu Abenteurern. Damals war Europa zutiefst christlich, angewidert von dem Schicksal, das die Mamelucken uns zugedacht hatten. Diese Männer haben sich unserer Sache sehr schnell angeschlossen. Manche unterstützten uns finanziell, gaben uns neue Gifte, die in unseren Gegenden unbekannt waren und dem Kreis erlaubten zu töten, seine Rache zu befriedigen, ohne identifiziert zu werden und ohne neue Wellen der Repression gegen die Seinen auszulösen. Einige brillante Köpfe, die ihrer Zeit voraus waren, wie Roch und Elias, haben die Ansätze zu den ersten biologischen Waffen entwickelt … Sie sind belohnt worden, sie haben die Macht der Engel erhalten …«
»Das ist es also … nach dem Fall der Mauer hast du christliche Wissenschaftler angeworben, die Opfer des totalitären Systems waren …«
»Zahlreiche Forscher waren unterdrückte Orthodoxe, die bis dahin gezwungen waren, ihre Religion in größter Heimlichkeit auszuüben. Sie hatten miterlebt, wie ihre Kirchen niedergerissen wurden, sie wurden beschuldigt, an einen anderen Gott als das Regime zu glauben, manche waren sogar in die sibirischen Lager deportiert worden. Über Eastmed habe ich mit den Leitern des Vektor-Labors Kontakt aufgenommen, das dem Komplex
Biopreparat angegliedert war, das als zivile Tarnung für das Programm für biologische Kriegsführung der Ex-UdSSR diente. Fünf von ihnen, Biologen, Virologen, Genetiker … haben sich uns angeschlossen und dienen noch heute voller Inbrunst dem Kreis. Allerdings war es nicht möglich, sie in meinen Labors zu beschäftigen, die regelmäßig von ägyptischen und amerikanischen Inspektoren kontrolliert wurden. Die Finanzkraft von One Earth hat es ermöglicht, hier, mitten in der Wüste, wo niemand sie suchen würde, ein Hochsicherheitslabor einzurichten. Wir haben die uralten unterirdischen Stollennetze benutzt, die das Kloster mit der Nekropole der Pharaonen verbinden. Generationen von Mönchen haben sich dort versteckt, um dem Joch ihrer moslemischen Henker zu entgehen. Eines Tages haben sudanesische Fundamentalisten das Kloster in Brand gesteckt. Das war ein Glücksfall. Wir haben sie gewähren lassen und den Wiederaufbau genutzt, um das notwendige Material für unsere Labors herzubringen. Seitdem haben wir keine Probleme mehr gehabt, denn Präsident Al-Baschir zeigt dem Rest der Welt dadurch, dass er uns toleriert und sogar beschützt, dass die
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