Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
Vom Netzwerk:
Arbeitslosigkeit gestürzt, nachdem die Organisationen abgezogen waren. Vermutlich sind sie noch immer hier, aber Goma zählt mehr als dreihunderttausend Einwohner, und es dürfte schwierig sein, sie ausfindig zu machen. Allerdings …«
    »Ja …«
    »Ich habe keine Ahnung, ob das was bringt, aber es gibt andere Hutu, und ich spreche nicht von denen, die Sie suchen, sondern von den Ärmsten, denen aus dem Volk, die niemals nach Hause zurückgekehrt sind, entweder weil sie nicht wussten, wohin sie gehen sollten, oder weil sie Angst hatten, selbst von der Patriotischen Front Ruandas, der FPR, verfolgt zu werden. Zwei Lager sind nie wirklich verlassen worden. Sie sind heute ausgedehnte Slums, bevölkert von Gespenstern.
Eines ist das von Katalé. Dort werden Sie diese armen Teufel finden.«
    »Glauben Sie, dass ich ihnen trauen kann?«
    »Was ich glaube, ist, dass sie bei diesen Massakern viel verloren haben. Sie haben sich zur rechten Hand des Teufels gemacht, als sie den klugen Köpfen zuhörten, die die Endlösung propagierten und ihnen das Paradies auf Erden versprachen, sobald die Tutsi vernichtet seien. Ich glaube, dass sie noch immer einen gewissen Groll auf sie haben.«
    »Wie kann ich dorthin kommen?«, fragte Nathan.
    »Sie brauchen einen Passierschein. Die Region ist voll von Milizen. Die RCD, die Mai Mai … das sind völlig aus der Bahn geworfene junge Männer, häufig betrunken oder mit Drogen voll gepumpt, die die schlimmsten Gräueltaten begangen haben. Wenn Sie keine von ihren Führern ausgestellte Erlaubnis haben, dass Sie sich frei bewegen dürfen, werden sie nicht zögern, Sie für ein Päckchen Zigaretten umzubringen.«
    »Wo kann ich mir ein solches Dokument besorgen?«
    Phindi Willemse runzelte erneut die Stirn, diesmal vor Überraschung.
    »Wollen Sie sagen, dass Sie über keinerlei Kontakte verfügen?«
    »Keinen.«
    »Wann wollen Sie losfahren?«
    »So schnell wie möglich… Morgen?«
    »Okay, ich werde sehen, was ich tun kann. Es sind dreißig Kilometer in nördlicher Richtung, aber Sie müssen selbst sehen, wie Sie dorthin kommen, ich habe im Augenblick kein Team, das in diese Region fährt.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.«
    »Wenn Sie es bis dorthin schaffen, gibt es im Dorf eine belgische katholische Mission, die von Pater Spriet geleitet wird. Er ist ein älterer Mann, an dem dreißig Jahre im Busch nicht spurlos vorübergegangen sind, aber er wird Ihnen bestimmt
helfen können, vor allem was die Unterbringung betrifft und um einen Führer zu finden. Richten Sie ihm schöne Grüße von mir aus.«
    »Ausgezeichnet.«
    Am Ton der Frau erkannte Nathan, dass die Zeit, die sie ihm zu bewilligen bereit war, abgelaufen war.
    »Gut, Monsieur Falh … Dann also bis morgen.«
    »Da wäre noch etwas …«
    »Ja?«
    »Verfügen Sie über ein Archiv mit Unterlagen über den Exodus?«
    »Wir haben sicher die Berichte unserer leitenden Mitarbeiter, die damals hier waren, aufbewahrt.«
    »Wäre es möglich, sie einzusehen?«
    »Ich denke, das ist kein Problem. Aber ich muss nachforschen, und im Augenblick bin ich sehr beschäftigt. Ich werde sie heraussuchen lassen, bis Sie zurück sind.«
    »Doktor … wie kann ich Ihnen danken?«
    »Nicht nötig. Rufen Sie mich morgen Punkt neun an.«
    29
    Die vier großen Stempel, die unten auf dem Passierschein prangten, den Doktor Willemse Nathan persönlich ausgehändigt hatte, boten nur eine relative Garantie dafür, dass er während der Fahrt, die ihn nach Katalé bringen sollte, nicht umgebracht würde. Denn das Schreiben schützte ihn zwar vor den offiziellen Milizen, bewahrte ihn aber nicht vor der Mordlust der bewaffneten Banden, die in der Region ihr Unwesen trieben …
    Nathan faltete das Dokument sorgfältig zusammen, steckte es neben den Pass in seinen Rucksack und blickte auf seine Uhr: Es war elf. Ein Lastwagen mit Hilfsgütern, das einzige
Transportmittel, das er gefunden hatte, um sein erstes Ziel, die katholische Mission von Pater Spriet, zu erreichen, fuhr in einer halben Stunde los. In einem Kolonialwarengeschäft besorgte er sich zwei Flaschen Mineralwasser, eine Tafel Schokolade, Kekse und dünne Kerzen, dann ging er unter einem schwarzen Himmel, der jeden Augenblick seine Schleusen zu öffnen drohte, zu der belgischen Zivilbasis, wo der Konvoi losfahren würde.
    Zu dieser Zeit des Jahres wagte sich kein Leichtfahrzeug in diese Gegend. Die Straße, die nach Kibumba führte, war in den Berghang gegraben worden, und nur

Weitere Kostenlose Bücher