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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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Schließlich fanden wir das richtige Fenster. Und wir hatten Glück, es war tatsächlich gekippt. Ich machte für Cem die Räuberleiter,
    und er stieg mit seinen dreckigen Sneakers auf meine Hände, obwohl er bestimmt 85 Kilo wog. Ich blieb stehen wie eine Mauer. Er kletterte
    hoch, zog am Fenster und hob es dann mit einem krassen Ruck aus den A ngeln. Jetzt war der Weg frei. Ich drückte Cem noch ein Stück
    weiter, damit er ins Büro kriechen konnte. Die Fensteröffnung war zwar relativ klein und er ja relativ breit, aber mit ordentlich Druck und
    einem festen Schubser plumpste er schließlich durch. Geil! Mehmet und ich liefen wieder zurück ins Haus, und als wir beim Büro ankamen,
    hatte Cem die Tür schon von innen aufgemacht. Wir stürmten in den Raum und suchten alles ab – wie die Trüffelschweine. Im Schreibtisch
    war nichts, in den Regalen auch nicht. Dann versuchten wir den Holzschrank zu öffnen, hatten zunächst jedoch wenig Erfolg. Ich rüttelte, so
    fest ich konnte, aber es passierte einfach nichts. »Wir brauchen einen Schraubenzieher«, flüsterte ich. Zum Glück war Mehmet so schlau und
    hatte einen dabei. Wir versuchten minutenlang, das Schloss des Schranks zu knacken, ohne dass sich irgendwas bewegte. Ich wurde
    allmählich nervös. »Scheiße!«, fluchte ich und stocherte immer wilder mit dem Schraubenzieher herum. Dann machte es plötzlich »klack!«,
    und der Schrank sprang auf. Und da sah ich sie schon: eine kleine rote Geldkassette. Rechteckig und aus Metall. Sofort schnappte ich mir das
    Ding, um es zu öffnen. A ber auch die Kassette war abgeschlossen. »Kacke! Wie kriegen wir das Schloss geknackt? So kurz vorm Ziel dürfen
    wir nicht scheitern«, zischte ich. Für den Schraubenzieher war das Schlüsselloch eindeutig zu klein. Ich nahm die Kassette und untersuchte sie
    genau. Dann grinste ich und warf das Teil mit voller Wucht auf den Boden. Es krachte und schepperte. Der Deckel sprang auf, und ein ganzer
    Haufen Geldscheine fiel heraus. »Jackpooooooooot!«, lachte ich. Wir zählten die Kohle und kamen auf tausend Mark! Schnell teilten wir es auf
    und steckten die Scheine in unsere Taschen. Wir stellten die Kassette zurück, schlossen den Schrank und verließen den Raum. Und dann ging’s
    zurück auf die Party. Wir tanzten ausgelassen mit den anderen und feierten unseren Erfolg. »In der Zeit, in der sich die anderen ihre Bäuche
    mit Berlinern vollgeschlagen haben, sind wir reich geworden«, flüsterte ich meinen Gangsterkollegen zu.
    Schon am nächsten Tag gab es einen Riesenalarm im Heim. Der Einbruch im Büro war das Thema Nummer eins. Jeder tuschelte darüber.
    Und ich wurde natürlich direkt darauf angesprochen: »Duuu, Patrick«, säuselte mich Dietlind an. »Du hast doch bestimmt das Geld aus der
    Kasse geklaut, oder!?« »Nö, wie denn? Ich hab doch die ganze Zeit mit euch gefeiert«, sagte ich und blieb ganz cool. »Wir haben doch
    Polonaise getanzt. Erinnerst du dich?« Dietlind blickte mir tief in die A ugen. Jetzt bloß nichts anmerken lassen, dachte ich mir. »Okay, stimmt
    auch wieder«, gab sie sich schließlich geschlagen und zischte in ihren Birkenstock-Sandalen ab. Später kam die Kripo und untersuchte im Heim
    alles nach Fingerabdrücken. Scheiße! Meine A bdrücke wurden natürlich gefunden, und ein Bulle lud mich zum Verhör. »Herr Losensky, haben
    Sie etwas zu dem Diebstahl zu sagen?« – »Nein, wieso?«, machte ich auf unschuldig. »Wir haben Ihre Fingerabdrücke im Büro entdeckt«,
    sagte der Polizist. »Ja, und?«, fragte ich frech. »Ich bin total oft in dem Raum, natürlich habe da alles schon mehrmals angefasst. Und alle
    anderen übrigens auch. Das sagt doch rein gar nichts aus.« Ich hatte recht. Niemand konnte den Jungs und mir irgendetwas nachweisen.
    Doch der Ä rger im Heim endete damit nicht. Kurze Zeit später folgte ein A usraster de luxe: Wir bekamen einen neuen A zubi namens Tilman.
    Der war wie Dietlind ökologisch abbaubar und ein echter Freak. Mit klugen Sprüchen versuchte er bei uns Heimkindern zu landen, was ihm
    natürlich nicht gelang. Jeder war nur genervt von seinem Getue, und trotzdem fühlte er sich noch cool. Dietlind und A nnika schickten ihn
    abends immer los, um uns zum Ekelessen zu rufen – mir kam schon alles hoch, wenn ich nur an diese Wurst denken musste. »Patrick, hörst
    du jetzt«, schimpfte Tilman, als er in meinem Zimmer stand. »Du sollst essen kommen. Es ist alles fertig.« »Dieses Hundefutter kannst du
    selber

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