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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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war damals der Meinung, sie sollte besser die 11880 wählen und nach der Nummer eines Exorzisten fragen.
    »Hilfe! Meinem Sohn geht es nicht gut. Ich glaube, er dreht durch!« Dem Rat der Psychologin folgend, packte meine Mutter mich ins Auto und fuhr mich in die Nervenklinik. Während der Fahrt weinte sie. Sie raste über so gut wie jede rote Ampel. Wäre nicht eindeutig ich der Verrückte in diesem Auto gewesen, hätte ich sie gefragt, ob jetzt vielleicht sie den Verstand verloren hatte. Angst vor einem Unfall hatte ich allerdings keine, ich hatte das Gefühl, dass der Tod inzwischen weitaus weniger qualvoll gewesen wäre, als in meiner derzeitigen Situation weiterzuleben. Ich saß hinter meiner Mutter auf der Rückbank und schrie. Hätte mich der Gurt nicht gehalten, wäre ich vor lauter Panik aus dem Fenster gesprungen. Jedes Mal, wenn ich meine eigene Reflexion zufällig in Mamas Rückspiegel erblickte, sah ich in die Augen eines Wahnsinnigen. Ich war mir sicher, dass mich nichts und niemand mehr retten konnte. Es war jetzt offiziell: Ich war ein Monster. Und ich wusste nicht, warum. Meine Gedanken brannten wie Feuer in meiner Seele. Und das Schlimmste war die Angst vor der Angst. Ich überlegte mir die ganze Zeit, ob ich selbst schuld war an meinem Elend. Aber was hatte ich denn verbrochen, das so schlimm war, um diesen verdammten Zustand zu rechtfertigen? Ich begann laut zu beten, um den Teufel zu vertreiben. Aber er blieb.

3. Psychopath!
Klapse

    Mit quietschenden Reifen parkte meine Mutter ihr Auto vor der Anstalt. Wir waren im tiefsten Osten gelandet, am anderen Ende von Berlin.
    Die Klinik wirkte auf mich bedrohlich wie eine Festung. Die alten, hohen Gemäuer bestanden aus rotem Backstein, die Fenster waren vergittert. Draußen war es stockdunkel, und ich fand keine Sterne am Himmel. Aber ich sah die Welt ohnehin nur durch einen milchigen Schleier. Meine Mutter klingelte an der Tür, die dann mit einem Quietschen aufsprang. Als wir den Gang mit seinen hohen Decken betraten, schnürte es mir endgültig die Kehle zu. Hier drinnen war es eiskalt, und die abgestandene Luft stank nach Verzweiflung und Angst. Auf den Gängen wimmelte es nur so von Irren. Sie zuckten. Sie schrien. Sie lachten dreckig. Und sie starrten mich mit ihren wahnsinnigen Augen an.
    Ihre Blicke fühlten sich an wie verseuchte Zecken, die sich in meinem Nacken festbissen. Ich war mir sicher: Die Irren waren allesamt von Dämonen besessen. Wir waren direkt in der Hölle gelandet! Wie bitte sollte ich ausgerechnet hier sicher vor dem Teufel sein? Ich fing an zu schreien. Meine Mutter schämte sich und hielt mir den Mund zu, während sie mich zur Anmeldung schleppte. Alles drehte sich. Alles drehte sich noch schneller als zuvor. Dann endlich der Filmriss.
    Ich kam erst wieder zu mir, als mich zwei abgeklärte Krankenschwestern in ein Zimmer schoben, mich unsanft aufs Bett schubsten und mir die Schuhe auszogen. Ich fühlte eine große Spritze an meinem Oberarm. Dann wurde es wieder dunkel.
    »Guten Morgen, Patrick!«, schnurrte eine glockenhelle, süße Stimme. Ich fühlte eine weiche Hand an meiner Schulter, die mich sanft wach rüttelte. Langsam und verschlafen schlug ich erst das eine Auge auf. Erwartungsvoll, weil ich dachte, ich wäre vielleicht im Himmel gelandet und soeben von einem Engel geweckt worden. Dann sah ich die erschreckend elefantösen Umrisse der Schwester vor mir und riss erschrocken das zweite Auge auf. Wo zum Teufel war ich? Der Himmel konnte es bei diesem Anblick wohl kaum sein. Vor mir stand die hässlichste Frau der Welt – es musste die Hölle sein! Und dann fiel es mir wieder ein: Meine Mutter hatte mich in der vergangenen Nacht ja eingeliefert. Ich war in der Klapse.
    »Hast du gut geschlafen in deinem neuen Bett, Patrick? Ich hoffe, du fühlst dich hier wie zu Hause!«, sagte die vertrocknete Frau, die sich mir wenige Sekunden später als Schwester Kerstin vorstellte. Kaum zu glauben, dass diese sexy Stimme zu so einer Person gehörte. Sie hätte vielleicht lieber fürs Radio arbeiten sollen oder für eine Sex-Hotline. Irgendwie passte ihr trostloses Erscheinungsbild allerdings auch wieder zu dieser Art von Anstalt. Alles um mich herum schien grau und steril. Genauso eintönig, wie ich mir bisher immer eine Gefängniszelle vorgestellt hatte. Hier also sollte ich nun meine nächsten Wochen oder gar Monate verbringen. Wenigstens hatten sie mich »nur« in die offene Anstalt gesteckt, zu den nicht ganz so

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