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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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Allerdings hatten wir keine Zeit zu verschwenden und entschieden uns schnell für den hintersten Wagen.
    »Wenn wir wenig Sprühnebel machen, haben wir zwanzig Minuten. So lange braucht der Wachmann da für seine Runde«, erklärte Dair und zeigte mit dem Finger auf einen Typen, der die ganze Nacht um die Züge laufen musste. Was für ein Scheißjob. Wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen und begannen, unser Bild zu malen. Und es war richtig geil. Ich fühlte mich plötzlich so frei und lebendig, mein Hirn schüttete jede Menge Glückshormone aus. Ich nahm die schwarze Farbe und zog die Grundlinien. Dann füllte ich alles mit Blau aus. Meine blutende Hand ignorierte ich einfach. Ich konzentrierte mich auf die schönste Sache der Welt: das Sprühen. Ich war ganz in meinem Element.
    »Eyyyyyyyy!«, schrie der Wachmann plötzlich und riss mich aus meinem Trancezustand. Mist! Das Opfer hatte uns tatsächlich gesehen. Genau wie vorher das Wildschwein rannte jetzt er mit seiner fetten Wampe auf uns zu.
    »Weg hier! Wenn der die Bullen ruft, sind wir geliefert«, zischte Dair. Ich schnappte mir meine Dosen, und dann sprangen wir über den Zaun und liefen wieder zurück in den Wald. Da der Mond sich hinter dicken Wolken versteckt hatte, war es mittlerweile so dunkel, dass wir rein gar nichts mehr sehen konnten. Nicht einmal mehr die blutende Hand vorm Gesicht. Ich hörte nur, wie Quac plötzlich neben mir über Geäst stolperte und hinfiel. Ich half ihm hoch, und wir legten noch einen Gang zu. Zehn Minuten später kamen wir zum Glück endlich an die Straße. Es war jetzt drei Uhr morgens, und wir wollten gerade die Holztreppe wieder herunterlaufen, als wir auf einmal ein hysterisches Geschrei hörten. Wir blickten nach unten und sahen einen Typen mit einem dicken Ast in der Hand, der wie ein Irrer auf den nagelneuen Mercedes von Quacs Vater einschlug. Die Frontscheibe war schon komplett zertrümmert, er machte sich gerade über den Rest her.
    »Ey, was macht dieses Arschloch da? HÖRSOFORTAUF!«, brüllte Quac und stürzte die Treppe hinunter. Der Freak sah uns kommen, drehte sich um die eigene Achse und brüllte seltsamerweise seinen Ast an.
    »Ich glaub, der ist geistig verwirrt«, sagte ich zu Dair. Genau in dem Moment zielte Quac mit seiner Faust in die Fresse des Typen. Er fiel zu Boden wie ein Stein und blieb bewusstlos liegen.
    »Scheiße, was machen wir jetzt? Wie soll ich das meinem Vater erklären?«, fragte Quac verzweifelt.
    Ich hatte eine Idee: »So. Jetzt rufen WIRmal die Bullen«, schlug ich vor.
    »Du musst dir vorher allerdings irgendwas einfallen lassen, wieso du hier warst.« »Aber der Wachmann hat doch bestimmt schon die Bullen gerufen«, waren sich meine Kumpels sicher.
    »Wenn wir jetzt nicht losfahren, sind wir doch geliefert.« »Ja, aber dein Mercedes ist die beste Tarnung. Damit siehst du nicht aus wie ein Sprüher, sondern wie ein Spießer«, freute ich mich. Das Argument saß. Dair und ich sammelten schnell die restlichen Dosen aus dem Kofferraum und liefen dann zu Fuß nach Hause, während Quac am Tatort blieb und die 110 wählte. Als die Polizei dann endlich da war, erzählte er ihnen mit perfektem Unschuldsblick, dass er einfach nur zum Pinkeln angehalten hatte und dann plötzlich wie aus dem Nichts ein verrückter Mann mit einem Ast aus dem Gebüsch gesprungen war, um den schönen Benz seines Daddys zu zertrümmern. Sie nahmen ihm die Story ab. Zum Glück!
    Die Bullen erkannten den Typen, der jetzt langsam wieder zu Bewusstsein kam, übrigens sofort. Einer von ihnen konnte sein Glück kaum fassen, als er dem Irren in die Augen schaute: »Das ist doch Arno Jonschek! Ein ganz gefährlicher Sprüher aus Potsdam, nach dem wir schon so lange fahnden!«
    Als Quac uns später davon erzählte, lachten wir uns halb tot. Jetzt hatten ausgerechnet wir auch noch den Bullen dabei geholfen, einen Sprüher zu überführen. War das nicht paradox? Jonschek war bestimmt deshalb so schlimm ausgerastet, weil er mitbekommen hatte, dass wir in seinem Revier wilderten. Ich fand die Situation im Nachhinein so derbe witzig, dass ich einfach nicht mehr aufhören konnte zu kichern. Und obwohl meine mittlerweile verarztete Hand noch immer brannte wie Feuer, legte ich mich an diesem Abend mehr als zufrieden ins Bett.
Mamas Messer
    Ablehnung! Ein Wort, das perfekt in mein Leben passte. Und egal, was ich auch machte – das Gefühl, dass ich nicht vollkommen akzeptiert wurde, holte mich immer wieder ein. Mein Kopf war

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