Im Bus ganz hinten
machte es plötzlich »klack!«, und der Schrank sprang auf. Und da sah ich sie schon: eine kleine rote Geldkassette. Rechteckig und aus Metall. Sofort schnappte ich mir das Ding, um es zu öffnen. Aber auch die Kassette war abgeschlossen.
»Kacke! Wie kriegen wir das Schloss geknackt? So kurz vorm Ziel dürfen wir nicht scheitern«, zischte ich. Für den Schraubenzieher war das Schlüsselloch eindeutig zu klein. Ich nahm die Kassette und untersuchte sie genau. Dann grinste ich und warf das Teil mit voller Wucht auf den Boden. Es krachte und schepperte. Der Deckel sprang auf, und ein ganzer Haufen Geldscheine fiel heraus.
»Jackpooooooooot!«, lachte ich. Wir zählten die Kohle und kamen auf tausend Mark! Schnell teilten wir es auf und steckten die Scheine in unsere Taschen. Wir stellten die Kassette zurück, schlossen den Schrank und verließen den Raum. Und dann ging’s zurück auf die Party. Wir tanzten ausgelassen mit den anderen und feierten unseren Erfolg.
»In der Zeit, in der sich die anderen ihre Bäuche mit Berlinern vollgeschlagen haben, sind wir reich geworden«, flüsterte ich meinen Gangsterkollegen zu.
Schon am nächsten Tag gab es einen Riesenalarm im Heim. Der Einbruch im Büro war das Thema Nummer eins. Jeder tuschelte darüber.
Und ich wurde natürlich direkt darauf angesprochen: »Duuu, Patrick«, säuselte mich Dietlind an.
»Du hast doch bestimmt das Geld aus der Kasse geklaut, oder!?« »Nö, wie denn? Ich hab doch die ganze Zeit mit euch gefeiert«, sagte ich und blieb ganz cool.
»Wir haben doch Polonaise getanzt. Erinnerst du dich?« Dietlind blickte mir tief in die Augen. Jetzt bloß nichts anmerken lassen, dachte ich mir.
»Okay, stimmt auch wieder«, gab sie sich schließlich geschlagen und zischte in ihren Birkenstock-Sandalen ab. Später kam die Kripo und untersuchte im Heim alles nach Fingerabdrücken. Scheiße! Meine Abdrücke wurden natürlich gefunden, und ein Bulle lud mich zum Verhör.
»Herr Losensky, haben Sie etwas zu dem Diebstahl zu sagen?« – »Nein, wieso?«, machte ich auf unschuldig.
»Wir haben Ihre Fingerabdrücke im Büro entdeckt«, sagte der Polizist.
»Ja, und?«, fragte ich frech.
»Ich bin total oft in dem Raum, natürlich habe da alles schon mehrmals angefasst. Und alle anderen übrigens auch. Das sagt doch rein gar nichts aus.« Ich hatte recht. Niemand konnte den Jungs und mir irgendetwas nachweisen.
Doch der Ärger im Heim endete damit nicht. Kurze Zeit später folgte ein Ausraster de luxe: Wir bekamen einen neuen Azubi namens Tilman.
Der war wie Dietlind ökologisch abbaubar und ein echter Freak. Mit klugen Sprüchen versuchte er bei uns Heimkindern zu landen, was ihm natürlich nicht gelang. Jeder war nur genervt von seinem Getue, und trotzdem fühlte er sich noch cool. Dietlind und Annika schickten ihn abends immer los, um uns zum Ekelessen zu rufen – mir kam schon alles hoch, wenn ich nur an diese Wurst denken musste.
»Patrick, hörst du jetzt«, schimpfte Tilman, als er in meinem Zimmer stand.
»Du sollst essen kommen. Es ist alles fertig.« »Dieses Hundefutter kannst du selber fressen«, machte ich ihm klar.
»Nein!«, befahl er.
»Du hörst jetzt auf mich!« Ich konnte den Typen nicht ernst nehmen, drehte mich ganz ruhig um und ignorierte ihn. Aber Tilman platzte der Kragen: Er rannte auf mich zu und versuchte mich mit Gewalt aus dem Zimmer zu zerren.
»Du hast mir zu gehorchen«, sabbelte er, während er wie ein Dreijähriger an meinem T-Shirt zog. Ich lachte, musste aber feststellen, dass Öko-Tilman noch immer nicht aufgab. Ich spürte, wie sich die Wut in mir regte. Er flüsterte: »Ich sage es Annika. Und die macht dich dann fertig. Du bist so ein schrecklicher Junge. Du bist überhaupt nichts wert.« Ich stand noch eine Sekunde regungslos vor ihm – und dann schlug ich ihm mitten in die Fresse.
»Aauuuaaa! Hilfeeeee!«, schrie er sofort wie ein Mädchen. Ich sprang auf und schubste den Typen zur Seite.
»Halt einfach dein dummes Maul!«, schrie ich so laut, dass Tilman erstarrte.
»Ich zeig dir jetzt mal, wie viel ich wert bin!« Und dann rannte ich auf den Flur, ballte meine Hände zu Fäusten und zerschlug alles, was mir in den Weg kam: Schränke, Stühle und Tische. Es war, als ob ich mir von oben dabei zusehen könnte. Meine Hände waren schon komplett offen, das Blut lief an meinen Fingern herunter, aber ich hatte noch immer nicht genug: Mit voller Kraft zerschmetterte ich jetzt die Bilder an der Wand. Das
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