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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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blutete stark. Das Bauchfett quoll nur so aus dem Schnitt heraus. Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen und machte mir große Vorwürfe. Immerhin hatte ich den Streit mit dem Lederjackenpsycho angefangen. Was hatte ich nur getan? Ich hätte nicht so eine große Fresse haben sollen.
    »Alpa, du darfst nicht sterben«, sagte ich.
    »Auf keinen Fall.« Sofort rief ich einen Krankenwagen und betete für Alpa. Mit Blaulicht kamen schon wenige Minuten später die Sanitäter an, hoben meinen verletzten Kumpel auf eine Trage und fuhren ihn ins Krankenhaus.
    Zum Glück war es dann nicht ganz so schlimm, wie es zunächst ausgesehen hatte. Alpa wurde genäht und erholte sich schnell von der Wunde. Eine krasse Narbe blieb aber natürlich zurück. Nach wenigen Tagen durfte er wieder nach Hause. Ich hatte ihn nicht im Krankenhaus besucht, weil ich mich schämte: Nur weil ich auf meinem Höhenflug als Rap-Star einen unnötigen Streit provoziert hatte, hatte ich meinen Kumpel in Lebensgefahr gebracht. Daran hatte ich eine ganze Weile zu knabbern.
R.I.P. Maxim
    Wir hatten immer mehr Erfolg, aber die Stimmung bei den Leuten von Aggro Berlin wurde täglich mieser. Es gab einige Araber von der Straße, die das Geld rochen, das vom Label eingenommen wurde – und die wollten natürlich einen Teil vom leckeren Erfolgskuchen abhaben.
    Diese Typen lebten in der Steinmetzstraße in Berlin-Schöneberg, direkt um die Ecke des Aggro-Hauptquartiers. Und allein dadurch erhoben sie Anspruch auf eine Beteiligung. So ist das auf der Straße! Sie kamen regelmäßig bei uns im Büro vorbei und konnten nur dadurch besänftigt werden, dass man ihnen möglichst viel zu rauchen gab. Sie vergaßen dann ihre ursprünglichen Absichten und dachten hinterher jedes Mal, sie wären auf einer Friedensmission. Das war fast wie bei den Hippies! Es war jedoch allen klar: Lange würde man diese Gestalten garantiert nicht mehr im Zaun halten können.
    Die Rettung kam dann wieder einmal von Maxim. Er war eine echte Hip-Hop-Legende aus Berlin, Türke und schon von Kindesbeinen an auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs. Vor ihm hatten alle großen Respekt – vor allem die Gangster. Maxim hatte ein großes Herz und eine wahnsinnig starke Persönlichkeit. Er hatte das Talent, mit allen Menschen gut umgehen zu können. Weil die Aggro-Chefs Spaiche und Halil gut mit ihm befreundet waren, baten sie ihn um Hilfe. Im Gegenzug wollten sie ihn unterstützen und ein Beatbox-Tape rausbringen, das er aufgenommen hatte. So wusch eine Hand die andere, und Maxim war schließlich bereit, ein Machtwort bei den lästigen Jungs von der Steinmetzstraße zu sprechen. Und es gelang ihm tatsächlich mit wenigen Worten, Frieden zu stiften.
    Aber auch für Bushido und mich war Maxim immer da. Wir mochten ihn sehr und hingen gern mit ihm ab. Er war auch dabei, als wir unser allererstes MTV-Interview gaben. Mann, waren wir aufgeregt! Schließlich waren wir vorher noch nie von so einem großen Sender unterstützt worden. Wir drehten in der Göbenstraße, direkt vor dem Aggro-Büro, und weil das Gespräch so cool verlief, holten wir Maxim einfach dazu und ließen auch ihn vor der Kamera sprechen. Das war echt eine große Sache für ihn: Er redete über die Hip-Hop-Kultur, wir machten Scherze, und sowohl die MTV-Redakteure als auch wir waren am Ende happy. Als das Interview im Kasten war, gingen wir glücklich auseinander. Was für ein geiler Tag!
    Voller Euphorie packten Bushido und ich damals ein paar Dosen in unseren Rucksack, um zur Feier des Interviews in Schöneberg noch einen Train zu sprühen. Das Resultat: ein echtes Meisterwerk! Meine Ausrüstung versteckte ich nach der Aktion wie immer in der Nähe des Innsbrucker Platzes, um unauffällig nach Hause gehen zu können. Am nächsten Tag holte ich sie dann mit einigen Kumpels wieder dort ab.
    Die Sonne knallte vom Himmel, und ich war ziemlich gechillt. Ich wollte gemütlich noch ein paar Fotos von unserem Graffiti machen und knipste gerade mit meiner Kamera herum, als plötzlich mein Handy klingelte. Bushidos Name leuchtete auf dem Display auf.
    »Hey, Bruder, alles klar?«, begrüßte ich ihn gut gelaunt. Aber es kam nichts zurück. Ich hörte nur ein leises Schluchzen am anderen Ende der Leitung.
    »Hallo?? Was ist los?« Ich wurde nervös. Es musste etwas Schreckliches passiert sein. Unter Tränen sagte er schließlich: »Maxim ist tot.« Ich begann zu zittern und musste mich auf die Gleise vor unseren Zug setzen.
    »Was ist

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