Im Bus ganz hinten
Block« extrem erfolgreich und der absolute Superstar bei Aggro Berlin. Ich sah mich schon in seinen Fußstapfen wandeln, als mich Spaiche mit einem Stück Papier und einem Stift aus meinem Tagtraum riss.
»Hier, unterschreib. Das ist dein Vertrag. Du kannst mir ruhig vertrauen. Ich bin der ehrlichste Mensch im ganzen Musikgeschäft«, sagte er und verzog keine Miene. Mir war schon klar, dass das nicht der beste Deal der Welt sein würde. Aber wer war ich denn, dass ich irgendwelche Ansprüche hätte stellen können? Ich war doch nur Patrick Losensky aus Lichterfelde. Und jetzt hatte ich die einmalige Chance, hier ins Business einzusteigen. Also nahm ich den Stift und unterschrieb meinen ersten Plattenvertrag, ohne mir das Gedruckte vorher genauer durchzulesen. Ich war im Glücksrausch!
Erst als Spaiche meine Hand schüttelte, um mir zu gratulieren, wurde mir in vollem Ausmaß bewusst, was meine Unterschrift auf dem Papier bedeutete: Es war mein endgültiger Bruch mit Bushido. Mit dem Mann, der mich überhaupt zum Rappen gebracht hatte. Es traf mich wie ein Blitz. Ich war jetzt offiziell ein Aggro-Berliner und damit ein Feind von Bushido. Der Feind meines ehemals besten Freundes.
Ich ließ mich davon aber nicht lange runterziehen. Wenige Tage später stand ich schon im Studio und nahm den Song »Aggro BerlinA« auf.
Er sollte als Street-Single vorab einen kleinen Vorgeschmack auf mein Album bieten. Ich bekam meinen ersten kleinen Videoclip und landete damit direkt auf Platz 54 der Charts.
»Super, Fler!«, freuten sich die Aggros. Für sie war es wichtig zu sehen, dass meine Musik da draußen angenommen wurde. Sie klopften mir anerkennend auf die Schulter. Und ich konnte es kaum glauben, dass zum ersten Mal in meinem Leben jemand richtig stolz auf mich war. Kein schlechtes Gefühl! Hoch motiviert, begann ich schon am nächsten Tag mit den Arbeiten an meinem ersten Album Neue Deutsche Welle – zusammen mit dem Produzenten Paul NZA. Mit ihm verstand ich mich auf Anhieb super: Er war zwar klein, schmächtig und trug eine Harry-Potter-Brille, aber in seinem Herzen war er ein echter Hustler. Seine Beats waren die besten im Land, und das Lied »NDW2005«, das wir zusammen machten, war das krasseste von allen. Es wurde zu meiner ersten offiziellen Single. Die Aggro- Bosse standen so sehr hinter dem Track, dass ihnen das Video satte 60 000 Euro wert war. Sie bereuten die Investition nicht: Der Track wurde zu einem Mega-Hit. In der ersten Woche ging er gleich auf Platz 10 der deutschen Charts. Das hatte zuvor noch kein Aggro-Künstler geschafft – sogar Sido musste mir dafür Respekt zollen. Wenig später erschien mein Album Neue Deutsche Welle, und auch das kam super an. Es hagelte Anfragen von allen Seiten.
Vollkommen unglaublich: Von nun an sah ich meine Fresse jede Woche in der BRAVO, und auch im Stern schrieben sie über mich. Ich gab regelmäßig Interviews bei VIVAund MTV, und ich performte auf den fettesten Bühnen des Landes – bei der BRAVO-Supershow und bei The Dome. Ich hatte jetzt sogar einen Bodyguard, der mir nicht mehr von der Seite wich: Moussa. Auf einmal behandelten mich die Aggro-Leute wie einen King. Endlich war ich jemand für sie. Wenn ich ins Büro kam, begrüßten sie mich überschwänglich. Ich konnte förmlich die Dollarzeichen in ihren Augen sehen, aber das störte mich nicht – ich freute mich einfach unglaublich, dass sie jetzt meine Freunde sein wollten. Spaiche hatte nun sogar das Bedürfnis, sich öfter privat mit mir zu treffen. Offensichtlich fühlte er sich ganz wohl mit einem Star an seiner Seite.
Als ich so richtig berühmt war, krochen auch die ganzen Ratten aus meiner Vergangenheit plötzlich wieder aus ihren Löchern. Genau die Typen aus Lichterfelde, die mich früher immer wie ein Stück Scheiße behandelt hatten.
»Hey, Fler. Kennst du mich noch? Wir waren doch immer schon Freunde.« Wenn mich so jemand anrief, dachte ich nur: Ihr scheinheiligen Arschgeigen – und legte den Telefonhörer auf. Ich ließ mich von denen nicht beeindrucken.
Selbst meine Mutter meldete sich plötzlich wieder. Dass sie ausgerechnet jetzt zum Hörer griff, fand ich zwar ziemlich scheiße, trotzdem freute ich mich, dass es überhaupt passierte. Ich war froh, ihre Stimme zu hören. Mit ihrem Kosmetikstudio lief es anscheinend nicht mehr ganz so gut: Als ich ihr Geld anbot, schlug sie, ohne zu zögern, zu. Sie brauchte satte 8000 Euro, um einen Kredit abzustottern. Ich ging sofort zur Bank und
Weitere Kostenlose Bücher