Im Bus ganz hinten
– und knallten die Tür hinter uns zu.
In dieses grauenvolle Wohnzimmer wollte ich definitiv nie wieder zurückkehren.
Trotzdem war ich total verrückt nach Nadja. Um ehrlich zu sein, sogar noch ein bisschen mehr, seit ich wusste, dass ihre Mutter mich so abscheulich fand. Ich wollte extra lange mit Nadja zusammenbleiben, um diese alte Bitch zu ärgern. Aber das war natürlich nicht der einzige Grund, warum ich so in dieses Mädchen verknallt war. Die Stunden, die ich mit ihr verbrachte, waren wie Urlaub für mich. Bei ihr konnte ich abschalten, ich fühlte mich zum ersten Mal bei einem Menschen so richtig zu Hause. Wenn sie über meinen Kopf streichelte, empfand ich Geborgenheit. Wir taten ganz normale Dinge, aber sie fühlten sich mit ihr so besonders an: Wir gingen mit ihrem Hund Gassi, oder wir chillten auf der Couch. Und der Sex mit ihr war einfach fantastisch. Einmal trieben wir es in dem Kornfeld vor ihrem Haus. Das piekste zwar etwas, aber sonst war es wie in einem romantischen Film. Ich war der festen Überzeugung, dass Nadja meine ganz große Liebe war. So happy war ich in meinem Leben wohl nie zuvor gewesen.
Wie schade also, dass auch dieses Glück nicht lange halten sollte: Im ersten Jahr war zwar alles schön, doch schon im zweiten ging’s bergab mit uns. Ihre komische Teenie-Band ging den Bach runter, weshalb Nadja nur noch schlecht gelaunt war. Und obwohl ich immer gute Businessratschläge für sie bereithatte und für sie da sein wollte, ließ sie sich von mir nicht aufbauen. Wir entfernten uns immer mehr voneinander. Ich lenkte mich ab, indem ich wieder mein wildes Rap-Star-Leben führte, und als sie mich ein paarmal dabei erwischte, wie ich mit anderen Weibern rummachte, killte das unsere Liebe für immer.
In die Fresse
Bei Aggro Berlin lief alles super. Ich war berühmt, und alle Rapper wollten mit mir befreundet sein. Das war natürlich sehr angenehm.
Zusammen mit Bass Sultan Hengzt hing ich öfter im Taboo Club ab, die Türsteher da waren unsere Homies, und Frauenarzt war meistens auch dabei. Ich war zwar nie so der Partytyp, aber ein kleines Gläschen zwischendurch genehmigte ich mir inzwischen ganz gern. Zu dieser Zeit schleppte ich meinen Kumpel G-Hot überall mit hin, wir hatten ja gerade die Single »Jump, Jump« draußen und waren zusammen erfolgreich. Er war ein talentierter Rapper, aber wie viele andere meiner Kollegen war er ziemlich verpeilt. Die meiste Zeit stand er total neben sich. Ich musste immer ein wenig aufpassen, dass er mich nicht blamierte, nahm das aber in Kauf, weil er schließlich mein alter Gettokumpel war. Wir hatten ja früher viel zusammen gesprüht, damals, als er sich noch Spok genannt hatte und genau wie ich ein Niemand gewesen war.
Eines Abends fuhren wir zusammen in den Kudamm Club, und G-Hot stand wieder einmal wie angewurzelt in der Ecke. Sein T-Shirt hing ziemlich schief an seinem Oberkörper, und er trug eine dicke Jacke, obwohl es in dem Club gefühlte 100 Grad waren. Seit ich in der Öffentlichkeit stand, hatte ich mich sehr verändert. Ich hatte mir ein cooles Image aufgebaut, und die Leute nahmen mich ernst, respektierten mich. G-Hot dagegen checkte nicht, dass auch er etwas repräsentieren musste, jetzt, wo er als Rapper auf meiner Single war. Er war noch immer der abgefuckte Getto-Atze, einfach zu faul, irgendetwas aus seinem Leben zu machen. Meine Tipps waren ihm völlig gleichgültig. Das trieb mich in den Wahnsinn – besonders an diesem Abend, an dem ich schon ein bisschen was getrunken hatte. Also ging ich zu ihm hin und schnauzte ihn an: »Ey, du kannst jetzt nicht mehr rumlaufen wie der letzte Penner. Verstehst du das nicht? Bring endlich ein Album raus, mach was aus dir! Los, zieh deine peinliche Jacke aus, und laber mal die Weiber an. Hör auf, hier so doof rumzustehen. Nutz mal endlich die Chance, die ich dir gegeben habe, und benimm dich wie ein verdammter Rapper.« Aber G-Hot hatte überhaupt keinen Bock, auf mich zu hören. Er machte mir stattdessen eine Riesenszene mitten im Club: »Wieso hab ich noch immer keine Kohle auf dem Konto? Ich wohne weiter zu Hause bei meiner Mutter, und dabei bin ich doch jetzt im Fernsehen! Das kotzt mich alles an!« Er verstand einfach nicht, dass das erst der Anfang war und es einzig und allein an ihm lag, etwas aus dieser Chance zu machen. Er war total unzufrieden. Und vor allem eines:
undankbar! Ich hatte ihn aus dem Getto ins Rampenlicht gezogen, und er war nicht bereit, auch nur einen Schritt
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