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Im Café der moeglichen Traeume

Im Café der moeglichen Traeume

Titel: Im Café der moeglichen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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meine Füße, und hole bei dieser Gelegenheit die alte Polaroid aus ihrem Pappfutteral.
    Â»Wissen Sie was, Signorina, ich kann es kaum erwarten. Morgen ist mein letzter Arbeitstag, und dann fahre ich zu meiner Familie. Das ist doch immer wieder schön, oder? Ich studiere in der Abendschule BWL und Handel und kann nur an den Feiertagen nach Hause fahren.«
    Manuel ist in Plauderlaune, wirkt aber alles andere als aufdringlich. Er möchte wohl eher, dass ich mich wohlfühle. Dabei fühle ich mich bereits wohl in dieser Bar Tabacchi. Wer weiß, ob ihm der Schnee auch gefällt und ob es bei ihm daheim ebenfalls schneit und ob er eine Freundin hat, die ihn dort erwartet? Sind sie glücklich miteinander? Nur ein paar biographische Details, und ich würde bereits eine gewisse Vertrautheit verspüren und mich gehenlassen. Am liebsten würde ich ihm erzählen, dass ich vollkommen am Ende bin und dass die Grundlagen für unsere Gegenwart in der Kindheit gelegt werden und dass man dort ansetzen muss. Ein Stempel. Vielleicht würde er mir auch gerne von seiner Kindheit erzählen, obgleich er mich hartnäckig siezt und ich mich nicht traue, ihm zu sagen, dass meine finanziellen Möglichkeiten beschränkt sind. Vielleicht sollte ich ihm lieber erzählen, dass Howard Schultz die Starbucks-Kette gegründet hat, weil er in einer italienischen Bar eine so freundliche und zuvorkommende Person wie ihn, Manuel, Cappuccino hat servieren sehen. Zurück in Seattle ist er dann Millionär geworden.
    Wegen eines freundlichen Lächelns wie dem deinen, Manuel, kannst du dir das vorstellen?
    Für jemanden, der BWL und Handel studiert, dürfte der Feierabend nach acht Stunden Arbeit eine gute Nachricht sein.
    Wer sagt »Sprich nicht mit Fremden«, irrt gewaltig. Manch Unbekannter ist vertrauenswürdiger als Leute, die man seit Jahrzehnten kennt, dieser junge Mann etwa, der sich tagsüber abschuftet und die Treppe rauf- und runterrennt, um verwöhnte Damen zu bedienen, dabei scheinbar mühelos seine Freundlichkeit bewahrt, um sich dann abends noch über seine Zahlen zu beugen, weil er an die heilsame Kraft der Finanzen glaubt.
    Und wenn es einfach keinen Platz mehr für Worte gibt und ich, um mich »auf dem Markt zu behaupten«, nur zu den einschlägigen Marktfloskeln greifen müsste, mit denen man unterschiedslos auch Zahnpasta, Gedichte oder die neuesten Handy-Modelle anpreisen könnte, so wie es den Usurpatoren des neuen Breston & Partners vorschwebt? Was, wenn ich einfach nur ein hoffnungslos altmodischer Snob wäre? Bald bin ich vielleicht ein lebendes Fossil und schwimme in dieser Bar wie ein einsamer Fisch in seinem Aquarium. Unterdessen blinkt und vibriert mein iPhone, um eingehende Anrufe zu signalisieren.
    Großmutter, he, Großmutter, willst du mich nicht in meiner Entscheidung bestärken? Kann ich nicht noch ein wenig in der Anonymität leben, ohne dem Ruf dieser Leute zu folgen?
    Klar, jeder normale Mensch schaltet sein Handy gelegentlich aus, aber diese Quälgeister, die einen zentralen Platz in meinem Leben einnehmen, wissen nur zu gut, dass ich es selbst nachts anlasse. Würde ich es also ausschalten, würden sie Verdacht schöpfen und denken:
    a)Ich bin auf dem Eis ausgerutscht (das Handy ist in den Schnee gefallen)
    b)Ich habe einen Unfall gehabt (das iPhone ist kaputtgegangen)
    c)Ich wurde in die Notaufnahme gebracht (wo kein Empfang ist).
    Seit sie alleine wohnt, ist Mama furchtbar ängstlich, und wenn es nicht ihren pädagogischen Dogmen widersprechen würde, hätte sie mich längst mit einem Piepser ausgestattet. Auch Papa, der das allerdings nie zugeben würde, denkt ständig, dass mir etwas Schreckliches passiert sein könnte. Für zwei Ärzte, die es täglich mit Tragödien zu tun haben, ist das nicht ganz normal. Ich bin allerdings das einzige Kind eines getrennten Paares und also etwas Kostbares, zumal selbst meine Eltern mit dem Alter unsicherer zu werden scheinen. Im Moment belüge ich sie ja auch gar nicht, sondern schiebe es nur vor mir her, ihnen eine Neuigkeit zu erzählen, da die einzige Person, mit der ich sprechen möchte, nicht auf die übliche Weise antworten kann und sich bislang, wenn man von der falschen Quittung mal absieht, in Schweigen hüllt.
    So gebe ich meinen Ängsten nach und sitze die Sache aus.
    Am besten lasse ich die Feiertage verstreichen. Ich werde das

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