Im Café der moeglichen Traeume
hätte, um sein Täubchen glücklich zu machen, war das schon der entscheidende AnstoÃ, was wiederum der beste Beweis dafür wäre, dass man mit Ideen, die im Herzen geboren werden und erst dann das Gehirn erreichen, einen Haufen Geld verdienen und sein Leben auf den Kopf stellen kann. Edwin Herbert jedenfalls eilte so schnell wie möglich in sein Labor. Einen einzigen Nachmittag brauchte er, um die Sofortbilder zu erfinden, und ein paar Jährchen, um den Prototyp der ersten Kamera zu entwickeln, die trotz des hohen Preises von 89,75 Dollar innerhalb weniger Stunden ausverkauft war. 1948 in einem groÃen Kaufhaus in Boston war das.
Unwissend um ihre Macht, da sie selbst für ihn durchsichtig war, wusste Edwin nicht, dass die Serendipität wie Luft ist. Ohne sie sind wir ins Dunkel verdammt.
Ich schieÃe eine Aufnahme vom leeren Stuhl des GroÃvaters und gehe auf die Toilette, da der geniale Geistesblitz, der mein Leben umkrempeln wird, ohnehin ausbleibt.
Vorerst.
13:21 Uhr
Eilig bin ich zu meinem Vorposten zurückgekehrt. Hier oben wird es allmählich eng, und ich werde von der Konkurrenz belagert. Ich hatte die blöde Idee, in den Spiegel zu schauen, und die Olivia, die zurückschaute, gefiel mir gar nicht: gelblicher Teint, Augenringe, wirres Haar. Die Titanic ist jetzt ausgebucht mit Leuten, die Arbeit haben und folglich eine Mittagpause. Mir steht so etwas nicht mehr zu, liebe Leute, aber mein Lieblingskellner, der am Tisch rechts von mir die Bestellung aufnimmt, bedeutet mir, dass ich bleiben kann, solange ich will. Wir verständigen uns mit Blicken.
Mittagspause.
Erst jetzt wird mir klar, was für ein wohlklingendes Wort das doch ist für das, was unser Chef seinen Untergebenen mit kaum verhohlener Verachtung zugesteht. Er, der ständig »Arbeitsfrühstücke« hat und sie gerne Breston & Partners auf die Rechnung setzt, ist voll des Lobes, wenn sich jemand eine Plastikdose mit Vorspeise-Hauptspeise-Dessert von zu Hause mitbringt oder gleich Dauerdiät macht, wie die Sprachwissenschaftlerin vom Empfang, die einen Apfel (1!) und einen Joghurt (1!) verspeist, ohne sich auch nur von ihrem Stuhl erheben zu müssen.
Mittagspause.
Das Leben steht still, oder sollte es zumindest, aber die drei zu meiner Rechten benehmen sich, als würde die Hektik ihnen irgendwelche Rechte verleihen. Meinen überschüssigen Stuhl trete ich an zwei Frauen ab, die herumstehen und sich zu fragen scheinen: »Wie lange brauchst du eigentlich zum Bestellen, meine Liebe?«
»Ja bitte, der ist frei.«
Ich darf meinen Posten nicht aufgeben. Ich bin ein Protégé, eine Stammkundin wie Tobia, und wenn es mich überkommt, lasse ich ebenfalls anschreiben, kapiert?
»Zwei Brötchen mit Thunfisch, zwei mit Schinken, einen Gemischten, ein Red Bull, ein Wasser ohne, eine Dose Cola. Mit dem Kaffee warten wir noch?«
GroÃartig! Mein Experte für Wirtschaft und Finanzen nimmt Bestellungen auf, ohne sich etwas aufzuschreiben, und serviert gleichzeitig gemischte Salate von trauriger Gestalt, Brötchen mit Thunfisch und Tomate, Bier und Wasser an Männer mittleren Alters mit protzigen Markenjacken und Pfadfinderstrümpfen.
Er muss natürlich höflich sein, aber meiner Meinung nach hat er nur Verachtung für sie übrig.
Recht hat er.
Wie müde Pferde beugen sie sich über ihre Teller und schaufeln ihre Salate in sich hinein, ohne die BlackBerrys aus den Augen zu lassen. Sie reden über die Arbeit und lästern über eine gewisse Emma: »Die geht mir echt auf die Nerven mit ihrem Getue. Habt ihr das gesehen? Seit einer Woche ist sie jetzt da, und schon belagert sie den Chef. Was für eine Nutte.« Alles mit vollem Mund und unter ärgerlichem Geschnaufe. Bis gestern hätte ich vielleicht genauso gedacht, aber diese Emma ist mir instinktiv sympathisch.
»Da kann man nichts machen, bei ihren Beziehungen«, sagt BlackBerry 1.
»Tja«, seufzt BlackBerry 2.
Leute, würde ich sagen, wenn ich den Mut hätte, mich einzumischen, ich möchte Sie daran erinnern, dass jemand mit Beziehungen glücklich und unbeschwert wirken mag, aber tatsächlich mit lauter Unsicherheiten leben muss. Ein wirklich begabter Mensch ist heiter. Und erzählen Sie mir bitte nicht, dass man da sowieso nichts machen kann, denn es gibt schlieÃlich immer Leute, die etwas ändern, und auch Sie könnten das, wenn Sie nur wollten. Sehen Sie
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