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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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zeigte quer zur herrschenden Windrichtung. Der Faden würde schon seitwärts treiben müssen, um uns zu erwischen.
Wir rannten vielleicht dreihundert Meter weit. Sich windend kroch der Faden durch die Luft auf uns zu. Er war tatsächlich hinter uns her. Der Unterworfene sah gebannt zu und achtete dabei nicht auf die Rebellen.
»Der Schweinehund will uns umbringen!« platzte ich heraus. Das Grauen verwandelte mei- ne Beine in Wackelpudding. Warum wollte ein Unterworfener uns zu Unfallopfern werden lassen?
Falls es Fänger war… Aber Fänger war unser Mentor. Unser Boß. Wir trugen seine Abzei- chen. Er würde doch nicht…
Der Teppich setzte sich so heftig in Bewegung, daß sein Passagier beinahe herunterpurzelte. Er raste auf das nächste Waldstück zu und verschwand. Der Faden verlor seine Willenskraft, trieb zu Boden und verschwand im Gras.
»Was zur Hölle?«
    »Bei allen Teufeln!«
Ich wirbelte herum. Ein riesiger Schatten kam auf uns zu und vergrößerte sich, als ein ge- waltiger Teppich sich herabsenkte. Gesichter spähten über die Ränder. Wir erstarrten und hielten unsere Waffen bereit.
»Der Heuler«, sagte ich, und wie zu meiner Bestätigung erklang ein langgezogener Heulton wie der eines Wolfes, der den Mond herausfordert. Der Teppich landete. »An Bord mit euch, ihr Idioten. Kommt schon. Bewegt euch.« Ich lachte auf, und die Anspannung fiel von mir ab. Das war der Hauptmann. Wie ein nervö- ser Bär tanzte er am
Rande des Teppichs. Weitere von unseren Brüdern befanden sich in seiner Begleitung. Ich warf meinen Packen an Bord und umklammerte eine hilfreiche Hand. »Raven. Diesmal seid ihr gerade rechtzeitig gekommen.«
»Du wirst dir noch wünschen, daß wir es euch hätten versuchen lassen.« »Hä?«
»Der Hauptmann sagt es dir.«
Der letzte Mann krabbelte an Bord. Der Hauptmann sah Feder und Journey böse an und marschierte dann herum, um die Männer gleichmäßig zu verteilen. Am hinteren Ende des Teppichs saß reglos und gemieden eine kindergroße Gestalt, die in Schichten indigofarbener Gaze gewickelt war. Sie heulte in unregelmäßigen Abständen auf. Ich erschauerte. »Wovon redest du?«
»Der Hauptmann sagt dir Bescheid«, wiederholte er. »Na sicher. Wie geht es Darling?«
»Der geht’s gut.« Ein gesprächiger Typ, unser Raven. Der Hauptmann setzte sich neben mich. »Schlechte Neuigkeiten, Croaker«, sagte er. »Ach ja?« Ich suchte nach meinem gefürchteten Sarkasmus. »Sag es mir geradeheraus. Ich werde schon damit fertig.«
»Harter Bursche«, stellte Raven fest.
»So bin ich eben. Fresse Nägel zum Frühstück. Verkloppe Wildkatzen mit bloßen Händen.« Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Bewahre dir deinen Humor gut. Die Lady will dich sehen. Persönlich.«
Mein Magen fiel mir durch die Hose zu Boden, und der war schon zweihundert Fuß unter mir. »O Scheiße«, flüsterte ich. »O verdammt.« »Jep.«
»Was habe ich denn getan?«
    »Das weißt du vermutlich besser als ich.«
Mein Verstand flitzte in meinem Kopf herum wie eine Mäuseschar auf der Flucht vor der Katze. Innerhalb von Sekunden war ich schweißgebadet. Raven meinte: »Das kann nicht so schlimm sein, wie es sich anhört. Sie war nahezu höf- lich.«
Der Hauptmann nickte. »Es war eine Bitte.« »Na sicher war es das.«
Raven sagte: »Wenn sie auf dich sauer wäre, würdest du einfach verschwinden.« Das beruhigte mich nicht.
»Eine Romanze zuviel«, hänselte der Hauptmann. »Jetzt ist sie auch in dich verliebt.« Sie vergessen nicht und hören niemals auf. Es war Monate her, seit ich eine Romanze ge- schrieben hatte. »Worum geht es denn?«
»Das hat sie nicht gesagt.«
Den Rest des Weges herrschte Schweigen. Sie saßen bei mir und versuchten, mich mit der traditionellen Solidarität der Kompanie aufzumuntern. Als wir unser Lager erreichten, sagte der Hauptmann allerdings: »Sie hat uns befohlen, unsere Stärke auf tausend aufzustocken. Wir können Freiwillige aus den Leuten einschreiben, die wir aus dem Norden mitgebracht haben.«
»Gute Nachrichten, wirklich gute Nachrichten.« Das war ein echter Anlaß zum Jubel. Zum ersten Mal seit zwei Jahrhunderten würden wir wieder wachsen. Zahlreiche Versprengte wür- den nur allzu gern ihre Eide auf die Unterworfenen gegen Eide auf die Kompanie eintauscher. Wir standen in hoher Gunst. Wir hatten einen Nimbus. Und als Söldner genossen wir umfang- reichere Bewegungsfreiheit als alle anderen in den Diensten der Lady. Allerdings konnte ich mich darüber kaum freuen. Nicht, wenn

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