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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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austragen zu müssen. Ein Dutzend Rutenlängen hinter dem letzten Blockadewall wurde eine Erdpyramide aufge- schichtet. Sie war bereits siebzig Fuß hoch, und die Seiten hatten eine Neigung von etwa fünfunddreißig Grad.
Alles war von einem nahezu besessenen Ordnungssinn gezeichnet. Die Ebene, die an eini- gen Stellen um einige Fuß abgetragen worden war, präsentierte sich nun so glatt wie eine Tischplatte. Gras war darauf ausgesät worden. Unsere Tiere hielten es so kurz gestutzt wie einen gut gemähten Rasen. Hier und dort verliefen gepflasterte Wege, und wehe dem, der ohne Anweisungen davon abwich.
Unten auf der mittleren Ebene feuerten Bogenschützen Richtschüsse zwischen den näher liegenden Gräben ab. Während sie feuerten, rückten ihre Offiziere die Geschoßständer zu- recht, aus denen sie ihre Pfeile rissen. Auf der oberen Terrasse wimmelten Gardisten um Katapulte herum, berechneten Schußzo- nen und Haltbarkeit, richteten ihre Geschütze auf weiter entfernte Ziele aus. Neben jeder Waf- fe standen Wagen mit Munition.
Wie das Gras und die ordentlichen Wege wiesen auch diese Vorbereitungen Zeichen von Ordnungsbesessenheit auf.
Auf der untersten Ebene waren Arbeiter gerade dabei, kurze Abschnitte des Blockadewalls einzureißen. Sonderbar.
Ich erspähte einen im Anflug befindlichen Teppich, drehte mich um und sah zu. Er ließ sich auf dem Dach nieder. Vier steife, zitternde, windzerzauste Soldaten stiegen herunter. Ein Feldwebel führte sie weg.
Die Armeen des Ostens waren auf dem Weg hierher; sie hofften, vor dem Ansturm der Re- bellen einzutreffen, und hatten wenig Hoffnung, es auch zu schaffen. Die Unterworfenen wa- ren Tag und Nacht mit den Teppichen unterwegs, um so viele Mannschaften wie möglich einzufliegen.
Unten schrien Männer auf. Ich drehte mich um… riß einen Arm in die Höhe. Bammm! Der Aufschlag wirbelte mich ein Dutzend Fuß weit zurück. Mein Gardistenwächter brüllte los. Das Turmdach kam mir entgegen. Männer riefen und rannten in meine Richtung. Ich rollte herum, versuchte hochzukommen, rutschte in einer Blutpfütze aus. Blut! Mein Blut! Es schoß aus der Innenseite meines linken Oberarmes heraus. Mit stumpfem, erstauntem Blick starrte ich auf die Wunde. Was zur Hölle? »Leg dich hin«, befahl der Gardehauptmann. »Komm schon.« Er verpaßte mir eine Ohrfei- ge. »Schnell. Sag mir, was ich tun soll.« »Druckverband«, krächzte ich. »Binde etwas darum. Damit es nicht mehr blutet.« Er riß sich seinen Gürtel herunter. Gut und schnell gedacht. Einer der besten Druckverbände,
    die es gibt. Ich versuchte mich aufzusetzen, ihm Ratschläge zu geben, während er sich an die
Arbeit machte.
»Haltet ihn unten«, sagte er zu einigen Zuschauern. »Foster. Was ist passiert?« »Ein Geschütz ist von der oberen Plattform gefallen. Beim Aufschlag ging es los. Da unten rennen sie wie die Hühner durch die Gegend.« »‘s war kein Unfall«, japste ich. »Jemand wollte mich umbringen.« Mir wurde schummerig, und ich konnte an nichts anderes denken als an Kalkfäden, die gegen den Wind dahinkrochen. »Warum?«
»Sag du es mir, und dann wissen wir beide Bescheid, Kumpel. Ihr da. Holt eine Trage.« Er zog den Gürtel fester. »Du kommst wieder in Ordnung, Kamerad. In einer Minute haben wir dich zu einem Heiler geschafft.
»Durchtrennte Arterie«, sagte ich. »Das wird nicht einfach.« Meine Ohren summten. Die Welt begann sich langsam zu drehen und wurde allmählich kälter. Schock. Wieviel Blut hatte ich verloren? Der Hauptmann war rasch genug in Aktion getreten. Wir hatten noch viel Zeit. Wenn der Heiler sich nicht als irgendein Metzger herausstellte… Der Hauptmann griff sich einen Feldwebel. »Geh nach unten und stell fest, was da passiert ist. Und laß dir keinen Scheiß erzählen.« Die Trage kam. Sie hoben mich hinein, marschierten mit mir los, und ich verlor das Bewußt- sein. Ich erwachte in einer kleinen Krankenstation und wurde gerade von einem Mann behan- delt, der mehr Zauberer als Feldscher war. »Besser, als ich es hätte tun können«, sagte ich zu ihm, als er fertig war.
»Schmerzen?«
»Nix.«
»Wird bald verdammt weh tun.«
»Ich weiß.« Wie oft hatte ich das schon zu anderen gesagt? Der Gardehauptmann kam herein. »Läuft’s gut?« »Bin fertig«, sagte der Feldscher. Zu mir gewandt: »Keine Arbeit. Kein Herumturnen. Kein Sex. Du weißt Bescheid.«
»In der Tat. Schlinge?«
Er nickte. »Wir binden dir den Arm auch ein paar Tage an der Seite fest.« Der Hauptmann trat unruhig

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