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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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die Lady auf mich wartete. Der Teppich setzte auf. Brüder drängten sich herum, um zu sehen, wie es uns ergangen war. Lügen und scherzhafte Drohungen flogen durch die Luft. Der Hauptmann sagte: »Croaker, du bleibst an Bord. Goblin, Schweiger, Einauge, ihr auch.« Er zeigte auf die Gefangenen. »Liefert die Ware ab.« Als die Männer herunterkletterten, kam Darling aus dem Gewimmel herbeigehüpft. Raven brüllte ihr etwas zu, aber sie konnte natürlich nichts hören. Sie krabbelte an Bord mit einer Puppe, die Raven für sie geschnitzt hatte. Sie war in ein wunderbar detailliertes Minikleid gehüllt. Darling gab sie an mich weiter und begann mit raschen Fingergesten. Raven brüllte wieder. Ich versuchte sie zu unterbrechen, aber Darling wollte mir unbedingt alles über die Garderobe der Puppe erzählen. Einige hätten sie vielleicht für zurückgeblieben gehalten, daß sie sich in ihrem Alter über solche Dinge noch so sehr ereiferte. Das war sie nicht. Sie hatte einen Verstand wie ein Rasiermesser. Sei wußte genau, was sie tat, als sie den Teppich bestieg. Sie erhaschte eine Gelegenheit, um zu fliegen.
    »Schatz«, sagte ich laut und mit Gesten. »Du mußt wieder absteigen. Wir werden gleich…«
Raven schrie empört auf, als der Heuler startete. Einauge, Goblin und Schweiger starrten ihn böse an. Er heulte. Der Teppich stieg weiter in die Höhe. »Setz dich«, sagte ich zu Darling. Sie ließ sich nicht weit von Feder nieder. Sie vergaß die Puppe und wollte alles über unser Abenteuer wissen. Ich berichtete ihr. Es hielt mich be- schäftigt. Sie verbrachte mehr Zeit damit, über den Rand zu schauen, als auf mich zu achten, und trotzdem entging ihr nichts. Als ich fertig war, sah sie Feder und Journey mit einem Blick an, in dem das Mitleid einer Erwachsenen lag. Über meine Verabredung mit der Lady machte sie sich keine Sorgen, obwohl sie mich zum Abschied beschwichtigend an sich drückte.
    Der Teppich des Heulers entfernte sich langsam von der Turmspitze. Ich winkte schwach zum Abschied. Darling warf mir eine Kußhand zu. Goblin klopfte sich auf die Brust. Ich be- rührte das Amulett, das er mir in Lords gegeben hatte. Das war nur ein kleiner Trost. Reichsgardisten schnallten Journey und Feder auf Tragen fest. »Was ist mit mir?« fragte ich mit zittriger Stimme.
Ein Hauptmann sagte: »Du sollst hier warten.« Als die anderen losmarschierten, blieb er zu- rück. Er versuchte, Konversation zu machen, aber ich war nicht in der Stimmung. Ich spazierte zum Rand des Turmes und sah auf das gewaltige Bauvorhaben hinaus, das die Armeen der Lady durchführten.
Als der Turm erbaut worden war, waren zunächst gewaltige Basaltblöcke hierher geschafft worden. Man hatte sie an Ort und Stelle bearbeitet und zu diesem gewaltigen Steinwürfel auf- gestapelt und verbunden. Das Abraumgestein, Splitter, Blöcke, die bei der Bearbeitung aus- einandergebrochen waren, ungeeignete Materialien und Überschüsse waren in einem gewalti- gen zackigen Gewirr um den Turm verteilt worden, das wirksamer als jeder Burggraben war. Es erstreckte sich eine Meile weit in alle Richtungen. Im Norden blieb allerdings ein eingedrückter, tortenstückförmiger Einschnitt unbestreut. Er stellte den einzigen Bodenzugang zum Turm dar. Innerhalb dieses Bogens bereiteten sich die Streitkräfte der Lady auf den Ansturm der Rebellen vor. Dort unten glaubte niemand daran, daß sein Arbeitseinsatz den Ausgang der Schlacht mit- bestimmen würde. Der Komet stand am Himmel. Aber alle arbeiteten, weil Arbeit von der Angst ablenkte.
Der Kuchenausschnitt stieg zu beiden Seiten an und traf mit dem Steingewirr zusammen. Am breiten Ende des Ausschnittes ragte eine Holzpalisade auf. Dahinter lagen unsere Zeltla- ger. Hinter den Lagern befand sich ein dreißig Fuß tiefer und dreißig Fuß breiter Graben. Ein- hundert Meter näher am Turm klaffte ein weiterer Graben, und noch einmal hundert Meter näher wurde ein dritter gerade ausgehoben. Die ausgehobene Erde war näher zum Turm geschafft und hinter einem Wall aus zwölf Fuß hohen Holzstangen abgelegt worden, der die Breite des Ausschnittes umspannte. Von dieser Anhöhe sollten Geschosse auf Feindestruppen abgefeuert werden, die gegen unsere Infanterie
    am Boden vorgingen.
Hundert Meter weiter zurück ragte ein weiterer, ebenfalls zwei Faden hoher Blockadewall auf. Die Lady wollte ihre Streitkräfte in drei getrennte Heere aufteilen, eines für jede Ebene, und so die Rebellen zwingen, drei Schlachten nacheinander

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